Wenn man der Krummhübler Hauptstraße
beim "Golden Frieden",
heute heißt das Hotel "Mieszko", noch ein paar Schritte folgt und
dann links den Weg Richtung Breitehau einschlägt und sich am Haus "Waldgarten"
links hält, kommt man an die Ausläufer des Ortes im Osten. Der Weg wird von
schmucken Landhäusern, heute sagen wir wohl Villen, gesäumt. Am Ende des Weges,
dort wo unser Weg in den Gehängeweg einmündet steht ein steinfestes Landhaus
mit schmucken Holzgiebel. Mächtige Linden befrieden, Wächtern gleich, den Zugang
zum Haus. Herrlicher weiter Tales- und Bergesblick.
Das Haus trägt die Nummer 100 von Krummhübel und gehört zu den alten Häusern
des Ortes, hier an der Grenze zu Wolfshau.
1783 hat ein Gottlob Benjamin Linke das Grundstück mit dem Haus von einem Johann
Gottlieb Exner erworben. Danach folgen bis 1919 weitere vier Besitzer mit Namen
Linke. Wahrscheinlich wurde das Haus in natürlicher Erbfolge vom Vater an den
Sohn weitergegeben.
1911 vermietet Heinrich Linke, so steht es im Werbe-Prospekt der Gemeinde Krummhübel,
5 Zimmer, 2 Alkoven und 2 Küchen. Balkon und schattiger Garten gehörten mit
dazu. Gepriesen wird die ruhige staubfreie Lage und der herrliche Ausblick ins
Tal. Milch und Butter im Hause, bedeutete, es wurden Kühe gehalten.
1919 ist ein Förster Eggert als Besitzer erwähnt, aber noch im gleichen Jahr
wurde das Anwesen von dem Kunsthandwerker und Altertumsmaler Carl Hampel erworben.
Ein Stück Land von Ruhe und Schönheit, geschaffen zum Sinnieren, zum Planen
und Schaffen. Gerade wie es so ein Mann braucht, der in allerhand Kunstwerk
ein eigenes schöpferisches Werken vollbringt.
Von Geburt an oder im frühen Kindesalter hat Carl Hampel seine geraden Glieder
verloren. Das Missgestaltete gehörte so ganz zum alten Hampel, genauso wie die
klugen, lebenssprühenden Augen. Die Stürme des Lebens hatten ihn arg mitgespielt,
bis er hier oben eine Oase der Ruhe fand. Missgeschick im Planen, hartherzige
Verständnislosigkeit brachten ihn um Haus und Hof, machten ihn bettelarm, aber
nicht mutlos. Er nahm den Kampf auf und fand in der Arbeit einen neuen Lebensinhalt.
Damals wurde die neue Hampelbaude gebaut, heute noch eine der schönsten Bergbauden.
Was aber die Hampelbaude so behaglich machte, das ist die innere Ausstattung
im Holzwerk der Decken, der Holzwandung, des Gestühls und der Malerei. Und das
ist das Werk unseres Hampels. Das Werk, mit dem er sich wieder emporgearbeitet
hat, indem er sagte: Was gewesen, ist gewesen ich kann doch etwas und
ich haue mich durch!
Wer Bauden- und Bauernkleinkunst kennen lernen will, besucht Hampel in seinem
Hause unter den schattigen Linden.
Aus diesen ehemaligen Linkehäusel Nr.100 entstand 1926 ohne jedwede Veränderung
die
"Kaffeebaude Nr. 100", mit dem Hausspruch:
Man brauchte nur sein Heim zu betreten, um zu wissen wes Geistes Kind der Mann war. Durch einen Vorplatz (Terrasse) mit 200 Sitzplätzen wurde ein idyllischer Ausflugs-Ort geschaffen, wie er im Gebirge, man kann sagen in ganz Schlesien, durch die heimatliche Einrichtung, nicht mehr zu finden war.
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Jedem Gebirgsbesucher wird eine Einkehr in dieser Gaststätte aufs Wärmste empfohlen, dort ist noch ein Stück Alt-Krummhübel erhalten. Tritt man in das Innere des alten Gebirgshäusel, so begrüßt einen der behagliche Flur mit seinen wertvollen Schränken, Pastellbildern Stahl- und Kupferstichen. In der Nähe des Kamin steht die gepolsterte Ruhebank von König Friedrich Wilhelm IV. aus Schloss Erdmannsdorf. Am Trägerbalken steht ein Spruch des Besitzers:
Rechts vom Flur ist das Musikzimmer, wo für Unterhaltung verschiedene Instrumente vorhanden sind. Die Wände zieren alte bunt kolorierte Gebirgsbilder und hübsche Silhouetten.
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Links kommt man in die Gaststube mit schlesischer Einrichtung. Jedes Stück gibt
hier Kunde unseres schlesischen Erbes. Gleich anschließend das Stübl mit seinen
Kostbarkeiten aus Großmutters Zeiten. Im Glasschrank stehen Gläser und Porzellane
von seltener Schönheit und alten Wert, darunter die Wasserflasche mit zwei Gläsern
von König Friedrich Wilhelm IV. aus gesponnenem blau-weißen Glas, seltenste
Kunstarbeit der damaligen Zeit.
Ähnlich wie zu "Linkes-Zeiten" werden vier Stuben als Unterkunft für
Sommer- und Wintergäste angeboten. Ausgestattet mit Warmwasserheizung, Bad,
elektrisch Licht und dem Zusatz, gemütlich und behaglich.
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Als Carl Hampel am 31. Juli 1942 fünfundsiebzigjährig gestorben ist, hat das
Riesengebirge eine seiner originellsten Persönlichkeiten verloren, so steht
es sinngemäß in der Chronik von Krummhübel.
Der Dichter Gerhart Pohl aus Wolfshau hat Carl Hampel in seinem Roman "Die
Brüder Wagemann" mit der Figur "des bekannten Bauernmaler und Gastwirt
Vinzens Hoser", ein literarisches Denkmal gesetzt.
Er hatte das Glück in Heimaterde beigesetzt zu werden. Das Schicksal von Millionen
Vertriebener drei Jahre später ist ihm erspart geblieben. Er hätte einen erneuten
Schicksalsschlag ohnehin nicht überlebt.
Carl Hampels Maxime,
hat sich nicht erfüllt. 1945 wurde
sein Haus, wie damals üblich, unter polnischer Verwaltung geplündert. Seine
Schätze wurden in alle Winde verweht, sein Lebenswerk vernichtet.
Als Ferienheim eines sozialistischen Betriebes hat das Haus die kommunistische
Ära relativ gut überstanden. Notwendige Reparaturen konnten durchgeführt werden.
In der Saison war es immer gut besucht. Bungalows im Garten nahmen zusätzlich
Gäste auf. Nach der politischen Wende trat eine gewisse Stagnation ein. Vor
kurzem wurde das Haus privatisiert. Ein polnisches Ehepaar hat das Haus erworben
und bietet Zimmer mit Verpflegung an.
So erzählte es mir unser Heimatfreund Hans-Eberhardt Pohl, der mit seiner Frau
im September 2006 eine kurze Stippvisite da oben machte.