Veröffentlicht in der "Schlesischen Bergwacht", November 2004.
Eingereicht von Herrn Karl-Heinz Drescher

Krummhübel einst und jetzt

Vom Gasthaus "Zur Schneekoppe" zum Riesengebirgsheim

von Karl-Heinz Drescher, Leipzig

– Fortsetzung –

1874 erhielt Krummhübel eine Postagentur, bisher erfolgte die Postzustellung und Abfertigung von Arnsdorf aus. Lehrer Lösche von der Schule, schräg gegenüber, später Fotograf Kleeberg, übernahm in einer Art Verschlag im Gasthaus "Zur Schneekoppe", neben seiner eigentlichen Tätigkeit, die Amtsgeschäfte.

1884 verbrachte Theodor Fontane zum zweiten mal seinen Urlaub in Krummhübel. Quartier hatte er in der Nr. 41, bei Schreibers, ab 1935 bis zur Vertreibung Landhaus Probst, genommen. Seine Mahlzeiten nahm er, auch in den nächsten Jahren, im Gasthaus "Zur Schneekoppe" ein. 9 Silbergroschen musste er damals für ein Menü bezahlen. Er kannte daher Albert Exner und hat sich oft mit ihm unterhalten. Auch Lehrer Lösche lernte er hier kennen und schätzen. Mit ihm verband ihn eine Art Zweckgemeinschaft, hoffte er doch von ihm detaillierte Informationen für seine Novelle "Quitt", die den Mord an dem Förster Frey zum Inhalt hatte, zu erhalten.

Das Gasthaus "Zur Schneekoppe" war damals gesellschaftlicher Mittelpunkt von Krummhübel. Alles was Rang und Namen hatte, traf sich zum Kaffee, zum Konzert, aber auch zum Tanz und zu Theateraufführungen im Schneekoppensaal.



Speisesaal im Riesengebirgsheim

Albert Exner war natürlich stolz, einen von allen Sommerfrischlern so beachteten Mann als täglichen Stammgast begrüßen zu dürfen.

In seinen Werken, besonders aber in den Briefen an den Amtsgerichtsrat Georg Friedlaender in Schmiedeberg, veröffentlicht von Professor Schreinert und später von Hettche, hat Fontane nicht nur dem Gasthaus mit Albert Exner als Wirt und dem Lehrer Lösche, sondern ganz Krummhübel ein literarisches Denkmal gesetzt.

Im Jahr 1894 wird G. A. Exner nicht nur Nachfolger seines Vaters als Hotelier, sondern übernimmt von ihm auch das Amt des Ortsvorstehers. Beide Tätigkeiten erfüllt er mit viel Engagement, Klugheit und Weitsicht. Hohe Verdienste erwarb er sich besonders bei der Entwicklung des Fremdenverkehrs, neben Lehrer Lösche, als Mitglied der 1881 gegründeten Ortsgruppe des Riesengebirgsvereins.

Nach dem bereits 1893 die erste öffentliche Fernsprechstelle im Hotel eingerichtet wurde, wird G. A. Exner ein Jahr später auch Chef vom Postamt. Im gleichen Jahr übernimmt er noch die Leitung der Ortsgruppe des Riesengebirgsvereins, kurz RGV genannt.

1897 wird Krummhübel von der wohl schlimmsten Hochwasserkatastrophe heimgesucht. Am schwersten hatte der unterste Ortsteil, der Tannigt, gelitten. Allein neun Wohnhäuser wurden hier zerstört und ein Todesopfer war zu beklagen. Hans Reitzig schreibt darüber 1957 im "s´Heemte- glöckla": "Das nicht mehr Menschenleben zu beklagen waren, ist nur dem bewundernswürdigen Einsatz der Krummhübler Feuerwehr zu verdanken gewesen, die unter Leitung ihres energischen Brandmeisters Gustav Exner, des "Schneekoppen" Wirts, über 24 Stunden mit Todesverachtung Ordnungs- und Rettungsdienste leistete. Dafür verlieh der Kaiser an Exner den Kronenorden IV. Klasse."

Viel Freizeit ist Exner bei soviel Ehrenämtern sicher nicht geblieben. Er verstand es auch seine Privatinteressen durch Weitsicht und Klugheit mit den Erfordernissen der Gemeinde und der Allgemeinheit zu verbinden. So bestimmte er 1895 den Standort des Bahnhofes an heutiger Stelle und nicht wie ursprünglich geplant, in der Nähe des Hotels "Goldener Frieden". Sein Hotel blieb Mittelpunkt des Dorfes, denn alle Gäste mussten auf dem Weg nach oben, an seinem Hotel vorbei.

Das soll jedoch die Verdienste von Exner nicht schmälern. 1900 / 1901 wurde unter seiner Leitung der Kurpark, mit Kinderspielplatz und Musikpavillon, am Nordwesthang der Lehne angelegt. Aus Dankbarkeit wurde ein Erinnerungsstein mit seinem Namenszug im Park aufgestellt. Der Stein befindet sich heute im Garten des ehemaligen "Heemte-Häusels".

1906 übernimmt h. Rummler die Leitung der "Schneekoppe". Zuvor hatte er bis 1895 im Hotel "Goldener Frieden" als Besitzer oder leitender Angestellter, genaueres entzieht sich meiner Kenntnis, gewirkt. Unter seiner Leitung erfolgt in den Jahren 1908 bis 1910 der Umbau zu seinem Letztstand.



Riesengebirgsheim nach 1925
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