Die Geschichte der Post in den Gemeinden Krummhübel und Gebirgsbauden

Karl-Heinz Drescher, Leipzig

Unter diesen Titel hat Dr. Hans Veit im Heft 2/1985, herausgegeben vom Archiv für deutsche Postgeschichte, einen wissenswerten und interessanten Artikel über die Post in unseren Heimatgemeinden geschrieben.

Zuvor, im Jahr 1984, hatte er bereits für das gleiche Archiv über die Post auf dem Kamm des Riesengebirges berichtet. Es war ein nicht ganz leichtes Unterfangen, entsprechende Daten für eine Chronologie der Ereignisse zu erhalten. Viele Unterlagen waren vernichtet oder in Archiven verblieben, die nun in polnischen Besitz waren und daher nicht mehr abrufbar.

Neben wenigen verbliebenen Quellen mussten nach 1945 Befragungen bei vertriebenen Bewohnern durchgeführt werden. Ein typisches Beispiel hierfür ist der genaue Zeitpunkt für die Errichtung der ersten Postagentur in Brückenberg. Die Angaben schwanken zwischen 1892 und 1896. Befragt wurden Brückenberger im entsprechenden Alter, d. h. um sich zu erinnern mussten sie vor 1880 geboren sein. Sie standen also schon im hohen Alter und waren postalische Laien. Der älteste Stempel übrigens stammt aus dem Jahr 1898.

Bereits vor 1741, Schlesien gehörte noch zu Österreich, wurden im Vorland des Riesengebirges die Postanstalten von Hirschberg und Schmiedeberg eingerichtet.

Neben Schmiedeberg wurde ca. 1860, genaue Angaben liegen auch hier nicht vor, eine zweite Postanstalt in Arnsdorf eröffnet. Damit war Arnsdorf zuerst als Agentur, später als Leitpostamt für die Region unterhalb der Schneekoppe, zu der unsere Heimatgemeinden gehörten, zuständig.

Während die Gemeinde Krummhübel klar definiert ist, gehörten zu der Gemeinde Gebirgsbauden die Ortsteile und Kolonien Brückenberg, als Hauptort, welcher auch den Bürgermeister stellte, Wolfshau, Baberhäuser, Forstlangwasser und die Hochgebirgsbauden Schneekoppenbaude, Observatorium Schneekoppe, Schlesierhaus, Zollbeamtenerholungsheim am Koppenplan, Prinz-Heinrich-Baude, Hampelbaude, Kleine Teichbaude, Schlingelbaude, Jugendherberge Berghähnlein, Hasenbaude, Teichmannbaude und Melzergrundbaude.

Forstlangwasser kam später zu Buschvorwerk. Querseiffen war bis zur Eingemeindung nach Krummhübel 1938 eine selbständige Gemeinde. Birkigt gehörte zu Arnsdorf, nur wenige Häuser zu Krummhübel. 1942, nach dem Tod von Bürgermeister Breiter, wurde die Gemeinde Gebirgsbauden aufgelöst. Brückenberg, Wolfshau und die Hochgebirgsbauden wurden nach Krummhübel eingemeindet. Baberhäuser kam wohl zu Seidorf, wurde aber weiter von Brückenberg postalisch betreut.

Im Sommer 1872 wurde in der Preußischen-, auch Deutsche Baude genannt, eine Kaiserlich Deutsche Postagentur eingerichtet. Postagent wurde der damalige Koppenwirt Friedrich Sommer. Leitpostamt blieb Arnsdorf. Von dort wurde ab 06. Mai 1972 die Botenpost zur Schneekoppe eingerichtet.

Geöffnet war in der Hauptwanderzeit, von Pfingsten bis September. Am 20. September wurde die Kaiserliche Postagentur wegen des Winters geschlossen. Die Botenpost zwischen Arnsdorf und der Schneekoppe wird aufgehoben. Es war übrigens das einzigste Mal, das in Schlesien eine Postagentur witterungsbedingt geschlossen wird.

1875, inzwischen war Friedrich Pohl Wirt beider Bauden auf der Schneekoppe, übernahm ein österreichischer Postbeamter, Johannes Kirchschläger aus Klein-Aupa, die Postgeschäfte in der Böhmischen Baude. Er wohnte auch im Winter in der Baude. Nach Kirchschlägers Tod (1919 – 1921) engagierten die Koppenwirte "Postfräuleins", welche nun die Agenturarbeiten erledigten.

Steigende Besucherzahlen auf der Schneekoppe hatten die Postagentur dringend notwendig gemacht. Allein 1865 gab es 35.000 Besucher mit 6.409 Übernachtungen. Fast jeder Koppenbesteiger wollte seinen Verwandten, Freunden und Bekannten nun auch kund tun, das er Preußens höchsten Berg, diesen "Riesenberg" bezwungen hatte. Zumal Koppenwirt Friedrich Sommer mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Idee kam, die erst 1870 eingeführte schmucklose Postkarte mit einer kleinen Abbildung des Koppengipfels zu "verzieren". So ist es auch nicht verwunderlich, das die älteste gebraucht vorhandene Ansichtskarte von der Schneekoppe stammt. Nachzulesen in "Mythos Schneekoppe", von Klaus Christian Kasper. (Das Buch ist durch den Buchdienst der "Schlesischen Bergwacht" zu beziehen).

Erster Fußbote, im Volksmund von nun an "Koppenbriefträger" genannt, wurde Robert Fleiß aus Krummhübel. Ab 1972, in der Chronik von Krummhübel wird das Jahr 1973 genannt, holte Fleiß in Arnsdorf die Post ab und machte sich auf den Weg zur Schneekoppe, wo erübernachtete. Am nächsten Vormittag brachte er die Touristenpost ins Tal. Sein Weg führte damals von Arnsdorf durch den Dittrich zur Brodtbaude und dann auf der sogenannte Hexentreppe, später stand dort das Donat-Denkmal, zum Kamm und weiter zur Schneekoppe.



Erster Koppenbriefträger Robert Fleißig aus Krummhübel

Damit war Robert Fleiß, eines unserer "letzten Originale" wie Hans Reitzig schreibt, der erste Koppenbriefträger. Die Betonung liegt aber auf "erster Koppenbriefträger" und nicht auf "der Koppenbriefträger", wie vielfach angenommen und geschrieben wird. Als die Postbestellung von Arnsdorf zur Koppe aufhörte und von Schmiedeberg aus erfolgte wurde er viele Jahre lang Gebirgsführer und Hörnerschlittenfahrer. Fünf Winter lang war er auch beim Eishauen auf dem Großen Teich beschäftigt.



Foto des geschnitzten Kopfes des Koppenbriefträgers Robert Fleiß im polnischen Heimatmusum Krummhübel.
Fotografin: Frau Christiane Dreisbach aus März 2010, eine Urenkelin des Robert Fleiß.
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