Der Pfaffenberg
Grenzberg-Wahrzeichen-Mythos?

Karl-Heinz Drescher, Leipzig

In der November- und Dezember-Ausgabe der "Schlesischen Bergwacht" habe ich sehr ausführlich über meine Reise nach Krummhübel berichtet und meine Freude zum Ausdruck gebracht, endlich, zum ersten Mal in meinem Leben auf den Pfaffenberg zu stehen und den Gebäudekomplex im Schweizer Baustil zu bewundern, den ich ansonsten nur von Ansichtskarten her kannte. Als Heimatforscher, Ortschronist, Hobbyhistoriker, wie auch immer, beschäftigt man sich schon mit diesem bewaldeten Bergkegel, der zur Gemarkung Steinseiffen gehörte und als Hausberg des Ortes galt, aber da er sich unmittelbar an der Kleinen Lomnitz, der natürlichen Grenze zwischen Steinseiffen und Krummhübel erhebt, auch als Wahrzeichen beider Orte angesehen werden konnte.

Herr Rudolf Pradler, Herausgeber des Erinnerungsbuches "Steinseiffen – ein schlesisches Gebirgsdorf – nicht nur eine Chronik" hat uns im März 2004 in der Heimatzeitschrift unter dem Titel "Der Pfaffenberg – Steinseiffens Wahrzeichen" eine genaue Schilderung der Lage des Berges hinterlassen:

"Im Westen zieht sich der Bergwald bis an die Kleine Lomnitz heran. Im Osten führt der Fahrweg von der Försterei nach Wolfshau am Waldrand vorbei. Auf der Südseite trennt ein Fußweg, der von Steinseiffen nach Krummhübel führt, den Pfaffenberg von der Gemarkung "Scheibe". Scheibe ist eine von Feldholzinseln durchsetzte, landwirtschaftlich genutzte Fläche. In einem dieser Feldgehölze hatte sich Walter Stanietz (Schriftsteller und Bühnenautor sowie Mitglied des literarischen Kreises um Gerhart Hauptmann der Verfasser) sein "Dichterhaus" erbaut. Der Weg führt über die Lomnitzbrücke ins "Tannigt",

dem alten Ortsteil von Krummhübel. Der Fußweg auf der Nordseite des Berges, über das "Hehla", mündete an der "Buschmühle"

in die von Schmiedeberg kommende Chaussee. Auf diesem Fußweg erreichten wir in 20 Minuten den Krummhübler Bahnhof. An der Buschmühle befand sich das Haupttor, dass die Zufahrt zum Berge absperrte, denn das ganze Areal war durch einen hohen ca. 1800 Meter langen Zaun abgegattert. Ein stilgerechtes kleines Holzhaus bot dem Pförtner eine behagliche Wohnung. Ein zweites Pförtnerhaus, im gleichen Baustil gehalten, stand auf der Südseite des Berges. Dieser Eingang war jedoch immer verschlossen. Von der Buschmühle her führte eine geschotterte Fahrstraße rund um den Berg, hinauf zum Gipfel. Bevor man dazu kam, die schlossartige großartige Villa, die das Bergplateau beherrschte, näher zu betrachten, wurde das Auge von dem gewaltigen Gebirgspanorama im Süden gefesselt. Die Schneekoppe und der Riesenkamm lagen greifbar nahe, denn die Entfernung zum Koppengipfel beträgt in Luftlinie nur 5,5 Kilometer. Wir kannten das große herrschaftliche Haus auf dem Pfaffenberg als Schlosshotel, das von der Familie des Barons Pergler von Perglas bewirtschaftet wurde… Auch die Außenanlagen waren gepflegt und die Gartenbänke luden zum Verweilen und Betrachten ein. Ein Springbrunnen inmitten eines Rosengartens belebte die Anlagen. Auf der Südseite, unterhalb des Hauses, befand sich ein geräumiges Gewächshaus, in dem die Blumen und Stauden, aber auch Gemüse für die Küche des Hauses gezogen wurden".

Für Heimatfreund Pradler und vielen anderen vertriebenen ehemaligen Bewohnern, besonders aus Steinseiffen, war der Berg so etwas wie: Gelebte Jugend und geliebte Heimat.
Er beendet seinen Bericht mit den Worten:
"Uns blieb die Erinnerungen an unvergessliche Jugenderlebnisse rund um den Pfaffenberg. Und noch etwas ist uns geblieben, das uns niemand nehmen kann: Der unverwechselbare grandiose Anblick des Riesenkammes, vom Eulengrund bis zu den Teichrändern".

In der Chronik von Steinseiffen kommt Frau Minna Günther, geb. Wolf / Ulbrich, zu Wort und schildert ihre Erinnerungen:

"Meine Kindheitserinnerungen an den Pfaffenberg

Meine Erinnerungen an diesen Berg hängen mit den Beziehungen zusammen, die meinen Adoptiv-Vater mit dem damaligen Besitzer verbanden. Herr Dr. med. Kaselowsky, ein mehrfacher Millionär, erwarb oder übernahm den Pfaffenberg um die Jahrhundertwende und machte ihn zu einem für die damalige Zeit hochherrschaftlichen Sommersitz. War das Anwesen bis dahin ein gern besuchtes Ausflugsziel mit Gaststätte gewesen, wurde es jetzt nur noch privat und gesellschaftlich genutzt. Auf dem Pfaffenberg entstand eine großartige Villa, von der man einen weiten Blick auf das östliche Riesengebirge und das Hirschberger Tal bis zu den Falkenbergen hatte. Ein wunderbarer Rosengarten mit Springbrunnen wurde angelegt und eine überdachte Vorhalle neu gebaut. Am Südhang unterhalb der Villa entstand ein geräumiges Gewächshaus mit Blumen- und Gemüsebeeten und lieferte den Bedarf für den herrschaftlichen Haushalt. Für die Söhne und andere Familienmitglieder sowie das Hauspersonal und den Gärtner wurden Wohnungen auf der Nordseite des Kegels erstellt und hier hatte auch der Hausherr sein Studierzimmer. Man erreichte diese Räume über eine Treppe von der Villa aus. Das ganze Besitztum wurde eingezäunt, mehrere große und kleine Tore sowie zwei Pförtnerhäuschen sorgten für geregelten Einlaß. Eine breite Fahrstraße von der Krummhübler Seite wurde angelegt und führte rund um den Berg bis zur Villa. Innerhalb des ganzen Geländes wurden mehrere Ruhebänke aufgestellt.
Ein besonderes Ereignis muss seinerzeit die Hochzeit von Dr. Kaselowsky gewesen sein. Er heiratete eine angesehene Witwe mit vier Söhnen, die mehrmals als Sommergast in der Villa Klara in Ober-Steinseiffen wohnte. Am Polterabend war der ganze Weg von dort bis zu ihrem neuen Heim auf dem Pfaffenberg mit Lampion geschmückt und beleuchtet.
Dr. Kaselowsky wurde zum Wohltäter für Steinseiffen und Krummhübel. Die Steinseiffener Feuerwehr und die damalige Kleinkinderschule erhielten finanzielle Unterstützung und der gerade neu erbauten evangelischen Kirche in Krummhübel stiftet er die Glocken. Einige Arme im Ort konnten sich monatlich einen Taler im Gemeindebüro abholen. In den Wintermonaten siedelten die Herrschaften in ihre Berliner Villa über, um am gesellschaftlichen Leben in der deutschen Hauptstadt teilzunehmen. Im Winter kamen sie nur für kurze Zeit zum Wintersport auf den Pfaffenberg zurück.
Der frühere Gemeindeschreiber Robert Wolf, mein Adoptivvater und von mir Onkel genannt, war in den Sommermonaten allabendlich Gast und gleichzeitig beratender Freund auf dem Pfaffenberg. Pastor Demelius aus Schmiedeberg, sowie Direktor Hildebrandt aus Erdmannsdorf waren immer willkommene Gäste.
Mit dem verlorenen ersten Weltkrieg war die Glanzzeit vorbei und der Pfaffenberg wurde zunächst verpachtet und später verkauft. Die finanziellen Schwierigkeiten zwangen Herrn Dr. Kaselowsky, wieder eine ärztliche Praxis zu eröffnen und er wurde Kurarzt in Bad Warmbrunn. 1945 / 46 teilte er mit uns das Schicksal der Vertreibung. Der letzte Besitzer, ein Baron machte aus den Räumlichkeiten auf dem Pfaffenberg wieder eine Gaststätte, die nach der Kapitulation 1945 zunächst von den Russen geplündert und dann von den Polen beschlagnahmt wurde".

Über die Namensgebung des Berges hat Herr Pradler keine gesicherten Informationen. Er vermutet als Namensgeber einen Christian Pfaff, dem Besitzer des Niedergutes in Steinseiffen. Wenn man in dieser Angelegenheit weiter forschen will greift man auf den Krummhübler Heimatforscher Dr. Hans Reitzig zurück. Im "Heemte-glöckla" Nr. 32, vom Oktober 1953, schreibt Hans Reitzig in seinem Artikel "Ortsnamen der alten Heimat" u.a.:

"Der Pfaffenberg hieß ganz früher einmal "Zeisgenhübel", offenbar nach Zeisigen, die an seinen Hängen nisteten, aber auch "Pfarrhübel", was auf zeitweise Zugehörigkeit zum Arnsdorfer Kirchengut schließen läßt. Den jetzigen Namen soll der Berg von einem Christian Pfaff(e) herhaben, der das Steinseiffener Niedergut nach seiner letzten Einäscherung im Jahre 1739 von der Arnsdorfer Herrschaft gekauft und ein Gasthaus, den heutigen Gerichtskretscham daraus gemacht hatte".

Weit informativer dagegen ist ein Beitrag im "Wanderer des Riesengebirges", den Herr Kawaletz, allen Lesern der Heimatzeitschrift wohlbekannt, gefunden und mir zur Verfügung gestellt hat.
In der Nr. 7 – 8, Seite 112 aus dem Jahr 1939 ist folgendes zu lesen:
"Der Pfaffenberg bei Steinseiffen im Riesengebirge, der als einzigartiger Aussichtspunkt am Fuße der Schneekoppe in früheren Jahrzehnten weit und breit bekannt war, ist wieder ein gern besuchtes Ausflugsziel geworden. Der Aufstieg ist vom Bahnhof Krummhübel in wenigen Minuten zu erreichen. Bis zum Gipfel führt eine mit Auto bequem befahrbare Serpentinenstraße. Der Pfaffenberg ist mit der Besiedlungsgeschichte von Steinseiffen auf das engste verbunden. Seinen Namen trägt er nach dem Steinseiffener Kretschambesitzer Christoph Pfaff, der ihn 1780 von dem Steinseiffener Bauern Chr. Heinr. Hoffmann kaufte. Christoph Pfaff hatte 1739, also vor genau 200 Jahren, den Grundstein zu dem Steinseiffener Gerichtskretscham gelegt, der im nächsten Jahr sein 200jähriges Bestehern feiern wird. 1798 ging der Pfaffenberg in den Besitz von Joh. Gottfr. Exner über, der ihn 1804 an Joh. Gottfr. Büttner weiterverkaufte. Von 1812 bis 1846 gehörte er Chr. Gottl. Finger und hieß in dieser Zeit nach ihm "Fingerberg". In den folgenden dreißig Jahren war er Besitz des Bauern Gansel, von dem ihn 1879 der Steinseiffener Gerichtsscholze Th. Wolf erwarb. Dieser errichtete noch im selben Jahre auf dem Gipfel eine Gastwirtschaft. Nach ihr erhielt der Berg den Namen "Wilhelmshöhe". Ein Name der vielen alten Riesengebirgswanderern noch in Erinnerung ist. Nach vorübergehenden Besitz von Wilh. Bettermann und Ewald Laubner wurde der Berg im Jahre 1895 von Dr. Emil Kaselowsky, der 1897 an Stelle der alten Gastwirtschaft das jetzt neu ausgebaute schloßartige Gebäude erbaute. Später wurde dann eine Umzäunung errichtet und der Berg für die Öffentlichkeit gesperrt. Nun sind nach rund vierzig Jahren seine Pforten wieder geöffnet, nachdem der Berg mit seinem Bau 1937 Eigentum von Frl. Koettig, Dresden, geworden ist".

Auch in der damaligen Tageszeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge" bleibt der Pfaffenberg nicht unerwähnt und deckt sich zum Teil mit den bereits erwähnten Besitzern.
Erstmalig erscheint eine Mitteilung am 5. Oktober 1881:

"Am gestrigen tage starb in Krummhübel in Folge eines Schlaganfalls der Ortsrichter Herr Wolf aus Steinseiffen, Besitzer des Restaurants auf dem Pfaffenberge".
Am 7. Juli 1883 die nächste Anzeige:

Pfaffenberg
bei Steinseiffen
Morgen Sonntag
Tanz-Kränzchen
Frische Erdbeerbowle.
Zum Kaffee, sowie selbst-
Gebackenen Napf- und Pfaffenkuchen
Ladet freundlichst ein
R. Wölffel

1883 und in nächsten Jahren ist also ein R. Wölffel Besitzer oder Pächter und das Restaurant ist schon im Schweizer Stil erbaut, wie aus weiteren Anzeigen in den nächsten Jahren hervorgeht: "Schweizerhaus auf dem Pfaffenberge ladet am Sonntag zum Tanz, Wölffl".

Dann gab es wohl einen erneuten Besitzwechsel, denn am 27. Juli 1887 erscheint folgende Anzeige:

"Pfaffenberg bei Krummhübel
Großes Konzert von der Schmiedeberger Stadt- und Bergkapelle. Nach dem
Konzert ist "Bal pare". (Hier vielleicht, lange Nacht mit Tanz d. V.)
Böhm. Rothe".

Wobei zu berücksichtigen ist, dass ein Name den Besitzer und der andere den Kapellmeister bezeichnet. Das Restaurant blieb wohl auch in den nächsten Jahren geöffnet, denn immer wieder wird zu Tanz und anderen Veranstaltungen eingeladen.

Am 16. April 1896 dann die nächste Mitteilung:
"Auf dem Pfaffenberg wird eine Straße gebaut. Das Projekt ist fast zu Ende. Die Leitung hat Herr Tiefbauunternehmer Ortlieb. Von der sogenannten Schneidermühle (später Buschmühle, der Verfasser) aus, verläuft sie serpentinenmäßig bis zum Gipfel. Die Kosten trägt der Besitzer. Gleichzeitig werden Kulturarbeiten (Anpflanzungen d. V.) durchgeführt. Die kahlen Flecken sollen verschwinden.

Im nächsten Jahr, am 7. März 1897, eine weitere Mitteilung:
"Der Pfaffenberg, auch Wilhelmshöh genannt, ist durch Kauf an Herrn Kommerzienrath Kaselowsky aus Berlin übergegangen. Der Berg ist 628 Meter hoch und bietet eine herrliche Rundsicht. Das er nicht so häufig besucht wurde, wie es eigentlich hätte der Fall sein müssen, lag am schlechten Weg. Der neue Besitzer hat nun einen sehr breiten Weg angelegt. Der Berg ist auch schlechten Wanderern nun zugänglich. Das "Schweizerhaus" auf dem Gipfel, in dem sich im Sommer ein Restaurant befand, ist bedeutend erweitert worden, wird aber ausschließlich dem neuen Besitzer als Sommerwohnung dienen".

Hier hat man sich im Boten wohl mit der Jahreszahl 1897, gegenüber 1895 im Wanderer, geirrt, denn in einer späteren Anzeige vom 10. August 1905 steht geschrieben:
"Der Inhaber vom Pfaffenberg, Kaselowsky, feierte den 10jährigen Besitz mit einer großen Feier. Gäste wurden mit dem Automobil vom Bahnhof abgeholt. Die gesamte Jägerkapelle veranstaltete am Nachmittag ein Konzert. Abends erstrahlte das Anwesen im Glanze von mehreren hundert elektr. Lichtern".

Hätte die Jahreszahl des Erwerbs des Pfaffenberges im Boten gestimmt, wären 1905 die zehn Jahre noch nicht um gewesen.

Über die Wohltätigkeit von Dr. Kaselowski hat schon Frau Minna Günther berichtet, hier nun ein weiteres Beispiel:
"Der Inhaber des Pfaffenberges, Ferdinand Kaselowsky, hat den 22 Schülern der ev. Schule, für die anlässlich seiner Hochzeit am 27. Juni 1903 vorgetragenen Gesänge je Schüler ein Sparbuch mit 5 Mark übergeben. In jedem Buch befindet sich die Widmung: "Zur freundlichen Erinnerung an den 27. Juni 1903 auf dem Pfaffenberge, F. Kaselowsky und Frau".
Die Sparbücher bleiben bis zur Konfirmation beim Lehrer".

Die nächsten Aktivitäten auf dem Pfaffenberg sind dem Boten folgende Mitteilungen wert:
"8. Juni 1905 – Auf Kosten von Besitzer f. Kaselowsky wird die Quellwasserleitung nach dem Pfaffenberg gewährt."

"16. August 1906 – Gemeindevertretersitzung. Ein Antrag auf Eingemeindung von Wolfshau wurde abgelehnt. Herrn Kaselowsky auf dem Pfaffenberg wurde ein Springbrunnen genehmigt."

In Vorbereitung des Baus der evangelischen Kirche im Jahr 1908 war Dr. Kaselowsky, neben Pastor Günther aus Arnsdorf und Baron von Rotenhan aus Buchwald, fest im Vorbereitungs-Komitee integriert.
Sein persönliches Geschenk an die Kirchgemeinde waren drei Glocken in Es-Dur, mit einem Gewicht von 26, 13 und 7 Zentnern. Geliefert wurden sie von der Firma Franz Schilling aus Apolda.
In einem Bericht des Boten liest man darüber:
"Nach einem Choral übergab der Stifter der Glocken, Herr Dr. Kaselowsky, diese dem Kirchenbauverein. In einer rührenden Ansprache betonte er, das er diese Glocken dem Andenken an seinen verstorbenen Vater, seiner Mutter und seinem Kind gestiftet habe".

Am 8. Mai 1914 dann eine schockierende Meldung:
"Dr. Kaselowsky verkauft seine Villa mit dem Pfaffenberg an einen Herrn von Natzmer".
Am nächsten Tag erfolgt jedoch ein Dementi.

Nach 1918 konnte man fast einhellig lesen, auch Frau Minna Günther schloss sich diesen Aussagen an:
"Mit dem verlorenen ersten Weltkrieg war die Glanzzeit vorbei und der Pfaffenberg wurde zunächst verpachtet und später verkauft. Die finanziellen Schwierigkeiten zwangen Herrn Dr. Kaselowsky, wieder eine ärztliche Praxis zu eröffnen und er wurde Kurarzt in Bad Warmbrunn."

Dem war aber noch nicht so, wie man aus den "Beiträgen zur Geschichte der evangelischen Pfarrgemeinde Arnsdorf / Rsgb.", herausgegeben von Pfarrer Feige aus Schmiedeberg entnehmen kann, wurde1918 die große und mittlere Glocke der evangelischen Kirche in Krummhübel beschlagnahmt und eingeschmolzen. Herr Dr. Kaselowsky hat sie 1922 erneut gestiftet.

Die Zeit, wo er mit seiner Familie die Sommermonate auf dem Pfaffenberg verbrachte und rauschende Feste feierte, war zwar endgültig vorbei, da er wieder einer geregelten Arbeit als Kurarzt nachgehen musste, aber Berg und Gebäude blieben weiter in seinem Besitz.

Zeitzeugin Frau Glass, geb. Neumann, Jahrgang 1925, damals wohnhaft in der Buschmühle am Fuße des Berges erinnert sich, dass ca. 1935 der Pfaffenberg noch im Besitz von Dr. Kaselowsky war.
Das Pförtnerhaus am Eingang Krummhübel war mit einer Frau Richter besetzt. Sie musste im Schloss Pfaffenberg regelmäßig lüften usw.. Frau Glass hat sie öfter dabei begleitet. Später übernahm Frau Martha Anders diese Aufgabe und wohnte im Pförtnerhaus. Ihr Gatte Paul arbeitete als Klempner.
Das Pförtnerhaus auf der Seite Steinseiffen stand an der Maimühle und war mit einer Frau Petzold besetzt.

1937 wurde der Pfaffenberg mit den dazu gehörenden Gebäuden an ein Fräulein Koettig aus Dresden verkauft. Nächster Besitzer waren Artur und Agnes Pergler von Perglas. Ein konkretes Datum gibt es nicht. Es müsste aber bereits 1938 gewesen sein, da im Frühsommer 1939 Restaurant und Hotel bereits geöffnet war. Über die neuen Besitzer ist recht wenig bekannt. Es wurde erzählt, dass sie aus Dresden kamen und dort eine Tanzschule betrieben haben. Frl. Koettig war auch aus Dresden, es könnte von daher eine Verbindung gegeben haben.
Im Deutschen Adelsblatt von 1883 bis 1945 taucht ein Pergler von Perglas aus Pfaffenberg auf. Vielleicht ist damit der Pfaffenberg gemeint.

Im Frühjahr 1945 flohen die Pergler von Perglas noch vor Eintreffen der Russen nach Düsseldorf. Diese Aussage stammt von Egon Hampel, Jahrgang 1928, aus Steinseiffen. Sein Großvater Wilhelm Kasprizick hatte damals auf dem Pfaffenberg gearbeitet.

Soweit nun der geschichtliche Abriss des Pfaffenberges, wie ich ihn aus den mir zur Verfügung stehenden Unterlagen herauslesen, aber auch durch Aussagen von Zeitzeugen ergänzen konnte. Er beginnt im Jahre 1780 und endet 1945. Über die Zeit danach wage ich keine Erläuterungen abzugeben, da meine polnischen Sprachkenntnisse ein Studium diesbezüglicher Literatur nicht zulassen. Es gab aber auch eine Zeit von vor 1780 und da ist wenig bekannt. In der Chronik von Rudolf Pradler über Steinseiffen steht geschrieben: "Denn schon 1305 wird der Ort im Einnahme-Verzeichnis des alten Bistums Breslau, der liber fundationid episcopatus Vratislaviensis, item Steynsifen ferto, als selbständiger Ort erwähnt. Bis weit über 1500 hinaus galt dann die Ortsbezeichnung Stynsifen. Weiter schreibt er von einer Überlieferung, die davon berichtet, dass im Jahre 1225 von Schmiedeberger und Steinseiffener Bergknappen eine kleine Kapelle errichtet wurde, die im Jahre 1312 zur späteren katholischen Kirche St. Marien in Schmiedeberg erweitert wurde. In diesen Jahren waren überall im Gebirge Schatzsucher unterwegs, um Edelstein- und Edelmetallvorkommen zu entdecken. Die Kunde vom mineralischen Reichtum des Riesengebirges lockte Prospektoren (ausgebildete Fachleute) als auch Abenteurer aus entfernten Ländern an. Darunter waren auch die berühmten Walen, die ihre Fundstellen verschlüsselt in den Walenbüchern festhielten. Schürforte auf schlesischer Seite waren hauptsächlich der Eulen- und Melzergrund. In der nächsten Umgebung Steinseiffens wurde am Zimmerberg und am Rabenstein geschürft.

Heimatforscher Dr. Hans Reitzig berichtet in seinem Aufsatz "Bergleute, Goldwäscher und Köhler im Reiche Rübezahls", veröffentlicht im "Heemte-glöckla" Nr. 8, vom Oktober 1949: "Die früheste geschichtliche Quelle über den Krummhübler Bergbau ist ein kurzes Schriftstück in der Breslauer Staatsbibliothek vom 8. Oktober 1713. Aus ihm geht hervor, daß 1712 in "Cromhübel und Plagnitz" eine Silbergrube in Betrieb genommen wurde."
Der Pfaffenberg wird von beiden Heimatforschern nicht erwähnt.

In meinem Beitrag in der Heimatzeitschrift im November, "Das Riesengebirge im Herbst 2012", habe ich über den Artikel von Frau Iza Liwacz "Auf der Spitze des Pfaffenberges", veröffentlicht in der Zeitschrift "Schlesien heute", geschrieben.

Neben ihren geschichtlichen Auswüchsen über die Zeit des 2. Weltkrieges hat Frau Liwacz auch über die Frühgeschichte des Berges berichtet:
"Die ältesten historischen Erwähnungen über den Spitzenberg, wie ihn die Bewohner von Steinseiffen und Krummhübel im Mittelalter nannten, stammen aus dem Jahr 1466. In dem "Wallonenbuch von Trautenau" gibt es einen Vermerk über den Berg, als einen wichtigen Wegweiser für die Wallonen, die Schatzsucher im Riesengebirge. Wegen dieser Bergbauarbeiten wurde der Spitzenberg bei den Menschen in der Gegend auch Silberberg genannt. Im Jahre 1750 gründete man in Krummhübel eine Knappschaft namens "Segen Gottes". Die Knappen haben die Erze des Silberberges dann 13 Jahre lang abgebaut."

Diese Erwähnungen über den Berg hören sich sehr plausibel an und könnten der Realität entsprechen. Leider gibt sie auch hier nicht ihre Quellen preis und daher ist der Inhalt wissenschaftlich kaum verwertbar.

Als ich damals den Artikel von Iza Liwacz gelesen habe, dachte ich es handelt sich wohl um eine dieser nachgeborenen Besserwisser, welche über eine vergangene Zeit schreiben, die sie selbst nicht erlebt haben, auch nicht bereit sind aufwendig zu recherchieren, aber ihren Phantasien freien Lauf lassen. Inzwischen bin ich auch im Internet auf sie aufmerksam geworden. Dort wirbt sie mit: "Bergführungen im Riesengebirge, Reiseleitungen in Niederschlesien, Übersetzungen ins Polnische". Bleibt zu hoffen, dass sie sich bei Reiseleitungen und Führungen mehr an die geschichtliche Realität hält, als das bei dem bewussten Artikel der Fall ist.

Eine Quelle nennt uns Frau Liwacz, es ist die Adresse der Webseite des Hotels. Leider kann man sie im ersten Anlauf nicht benutzen, da sie nicht korrekt wieder gegeben wurde. Erst als der erste Teil meines Beitrages schon in der "Schlesischen Bergwacht" veröffentlicht wurde, habe ich mich unter der richtigen Internet-Adresse des Hotels auf dem Pfaffenberg, welche www.ksieza-gora.pl lautet, ein geklickt und mich mit dem Inhalt vertraut gemacht.
Wenn man dann unter "Über Hotel" und "Geschichte" sich informiert, stellt man überraschend fest, entweder hat Frau Liwacz die Seite für Herrn Aniol gestaltet oder sie hat schlicht und einfach bei ihm abgeschrieben. Manche Sätze sind leicht verändert. Heißt es bei ihr: "Die Tatsache, dass auf dem Pfaffenberg nationalsozialistische Größen, u.a. auch Hitler zu Gast waren, war in aller Munde," liest man bei Herrn Aniol: "Dass in der Villa auf dem Pfaffenberg die wichtigsten deutschen Anführer mit Adolf Hitler an der Spitze gastierten, darüber tratschten alle."
Ihre Darlegung über die Frühgeschichte des Berges wurde natürlich auch wortgetreu übernommen.

Nun steht die Frage an, wenn Herr Aniol die Seite seines Hotels selbst gestaltet hat, woher hat er sein Wissen her. Er ist Unternehmer, aber ist er auch Geschichtsforscher? Die Frage wäre unbeantwortet geblieben, wenn nicht Herr Kawaletz, im Übrigen zum wiederholten Male, mich auf der Suche nach der geschichtlichen Wahrheit tatkräftig unterstützt hätte. Dank seiner Hilfe bin ich nicht nur auf weitere polnische Webseiten aufmerksam geworden, sondern erhielt auch von ihm die komplette Übersetzung des Kapitels "Geheimnisvoller Pfaffenberg", aus dem nur in polnischer Sprache erschienenen Buches "Karpacz-Krummhübel, Geschichte einer Stadt unter der Schneekoppe", von von Alicja Hirsch-Tabis und Ewa Katarzyna Tabis, herausgegeben im Jahre 2005.

Über dieses Buch hatte ich bereits von Februar bis April 2007 in der "Schlesischen-Bergwacht" unter dem Titel "Karpacz – Krummhübel – eine Rezension" berichtet. In dem Kapitel über Krummhübel von vor 1945 stand der bemerkenswerte Satz:

"Die deutsche Literatur wurde nicht berücksichtigt, weil sie schwer zu bekommen ist, auch nicht in den Bibliotheken."

Unter diesen Gesichtspunkt sollte man auch den hier behandelten Abschnitt betrachten. Über den Pfaffenberg kann man am Anfang lesen:
"Aufgrund seiner markanten, gut sichtbaren Form, wurde er in der Vergangenheit "Spitzenberg" genannt. Unter diesem Namen ist er in dem "Walenbuch von Trautenau" (Trautenauer Walenbüchlein) aus dem Jahre 1466 aufgeführt. Diese Anhöhe diente früher als Orientierungspunkt für die Schatzsucher. In der späteren Zeit nannte man die Erhöhung: "Silberberg", "Pfaffenberg", "Göring Berg" oder "Księżą Berg" ( Priesterberg)."

Geschichtlich gesehen wohl alles richtig dargestellt. Sie schreiben vom "Walenbuch" und nicht wie sonst üblich vom "Wallonenbuch". Die Bezeichnung Spitzenberg kennen wir schon und "Göring-Berg" wird eine polnische Bezeichnung nach 1945 gewesen sein, "Księżą Berg" (Priesterberg) ist die heutige Bezeichnung. Der Begriff Pfaffenberg ist uns natürlich wohlbekannt. Aber stammt er auch nach Meinung der beiden Autorinnen von dem Steinseiffener Kretschambesitzer Christoph Pfaff, wie im Beitrag bereits erwähnt, ab? Weit gefehlt. Bereits bei Frau Liwacz konnte man lesen: "Ein Industrieller aus Berlin namens Pfaffen kaufte es. Er eröffnete hier ein exklusives Restaurant und Cafe mit Aussichtsterrasse. Auf dem Pfaffenberg pulsierte damals das Leben."

Die beiden Frauen Tabis werden weit konkreter:
"Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Berliner Industrielle, jüdischer Abstammung, Herr Pfaffen, neuer Besitzer des Schlösschen auf dem Berg wurde, nannte man den Berg nach seinem Namen "Pfaffenberg". Im Schlösschen auf dem Gipfel wurde ein, exklusives Restaurant und eine Kaffeestube mit Terrasse eröffnet, und für die Tanzabende musste man vorzeitig die Eintrittskarten reservieren, so gut hat man sich dort amüsiert".

Wohlgemerkt es handelt sich hier um die Zeit nach dem I. Weltkrieg. Besonders die Steinseiffener und Krummhübler Heimatfreunde dürften über diesen Namensgeber und das Treiben auf dem Pfaffenberg zwischen 1918 und 1939 erstaunt sein.

Über die Zeit nach Ausbruch des Krieges schreiben sie:
"Hermann Göring ging hier sehr gerne auf Jagden, die auf den Hängen der Schneekoppe organisiert wurden.
In den letzten Jahren des Krieges hat die deutsche Verwaltung das Gebäude auf dem Berg beschlagnahmt und bestimmte es zum Sanatorium für deutsche Flieger und zur Erholung von hohen Würdenträgern mit ihren Frauen mit Kindern".

Weitaus dramatischer hört es sich auf der Internetseite des Herrn Aniol an:
"Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde Pfaffenberg zusammen mit der Liegenschaft, in der sich zwei Schächte des Silberbergbaus befanden, die persönliche Residenz von Hermann Göring, dem Marschall des Dritten Reiches".
Im übernächsten Abschnitt liest man "Der Marschall des Dritten Reiches war ein Kenner der Kunst. In seinen Händen waren Werke von unschätzbarem Wert, die in ganz Europa geplündert wurden. Bis heute wurde dieser Schatz nicht gefunden."

Im Zeitalter des Internets ist es heute sehr einfach zu recherchieren, ohne wie es früher üblich war, zeitraubend Literatur zu studieren.
So einfach ist es auch im Fall "Göring". 1934 lässt er sich in der Schorfheide (nördlich von Berlin) ein monumentales Jagdschloss bauen, das er zu Ehren seiner verstorbenen Frau "Carinhall" nennt. In den Ausstellungsräumen von Carinhall war die Privatsammlung von Hermann Göring untergebracht, die zum großen Teil aus Raub- und Beutekunst bestand. Er war als Sammler von Kunstwerken ebenso berühmt wie berüchtigt. Seine Leidenschaft für schöne Bilder und andere Gegenstände machte ihn zum bedeutenden Kunsträuber. Der zweite Mann im "Dritten Reich" häufte so viele Objekte an wie kaum ein anderer Funktionär. Seine Sammlung bestand aus rund 1800 Gemälden. Zu diesen kamen noch zahlreiche Wandteppiche, Skulpturen und andere kunsthandwerkliche Objekte.

Bereits 1943 ließ Göring einen Teil der Werke in einem sicheren Salzbergwerk bei Althaussee (Österreich) einlagern. Später im Januar 1945, als er einsah, dass der Krieg endgültig verloren war, ließ Göring die Reichtümer in Sonderzügen in Luftschutzbunker nach Berchtesgaden (Bayern) bringen. Doch die Alliierten stoppten die Züge, ein Teil der Gemälde wurde sichergestellt, andere wurden gestohlen oder gingen in den Kriegswirren verloren. Herr Aniol irrt also, der Verbleib der Schätze ist schon bekannt, er hätte dies sehr leicht in Erfahrung bringen können.

Besonders bekannt wurde Göring in seiner Eigenschaft als Reichsforst- und -jägermeister. In der Schorfheide und in der Rominter Heide in Ostpreußen hielt er große Jagden ab. Er brauchte sich also nicht "auf die Hänge der Schneekoppe" bemühen, wie die beiden Frauen Tabis behaupten. In Anlehnung an Berthold Brecht "Fragen eines lesenden Arbeiters" müsste man auch fragen: "Hatte er nicht mindestens einen Förster dabei". Seine Jagdleidenschaft wäre nicht unbemerkt geblieben. Die früheren Bewohner würden heute noch darüber sprechen.

Auf weit höherem Niveau präsentiert sich die Webseite von www.Karpacz.pl. In einem Beitrag unter dem Titel "Geheinnisse des Pfaffenberges" schreibt Ryszard Rzepczyński, 2. Bürgermeister von Karpacz, über die Geschichte des Berges. Er beginnt seinen Beitrag mit Auszügen aus dem "Trautenauer Walenbüchlein" von 1466. Dort wird der Weg von "Armstrongu" (Arnsdorf) nach Süden durch Schneebürge (Riesengebirge) beschrieben. Am Ende heißt es dann über den Weg: "geht dann bergauf, siehst du ein spitziger Berg (Spitzenberg = Pfaffenberg), wenn du dort ankommst, solltest du sich nach rechts leiten, nach Süden ..."

Es ist die erste schriftliche Erwähnung über den Pfaffenberg. Das klingt sehr realistisch und glaubwürdig. Sollte R. Rzepczyński das Walenbuch selbst gelesen haben, ich würde ihm meine höchste Hochachtung zollen. Von einem guten Bekannten, welcher vor Jahren Seiten des Walenbuches im Museum von Hohenelbe / Vrchlabi fotografieren konnte, habe ich die ersten 29 Seiten, die restlichen kommen demnächst, als Kopien erhalten. Auf Grund der alten Schrift und der damaligen Ausdrucksform ist das Lesen dieser Seiten ein sehr schwieriges Unterfangen und ich bin mit der "Übersetzung" noch nicht sehr weit gekommen.

Danach schreibt er über den Bergbau und die Krummhübler Knappschaft "Segen Gottes" von 1750, wieder ohne Quellenangabe, worüber ich weder bei Pradler oder Reitzig, noch in weiterführender Literatur, einen Vermerk finden konnte. Diese Aussagen über das Walenbuch und die Knappschaft könnten die Quelle für Iza Liwacz und Herrn Aniol gewesen sein.
Deutsche Geschichte endet bei ihm mit der bereits bekannten Geschichte des Dr. Kaselowsky, einen Besitzer Pergler von Perglas erwähnt er nicht. Polnische Geschichte nach 1945 beschließt den Beitrag.

Eine Residenz von Göring oder anderer Größen des 3. Reiches auf dem Pfaffenberg erwähnt er nicht. Ich habe Ryszard Rzepczyński 2008 beim 100jährigen Jubiläum der evangelischen Kirche vom Krummhübel flüchtig kennen gelernt. Er interessierte sich sehr für das Krummhübel von vor 1945 und wollte sich gern mit mir darüber austauschen. Er hat sich aber dann nicht wieder gemeldet.

Indizien für eine persönliche Residenz von Göring gibt es nicht. Der Pfaffenberg war während der Zeit des Krieges im Besitz des Barons Pergler von Perglas und zumeist begehbar, wie es im Beitrag bereits durch Zeitzeugen bestätigt wurde. Das Hotel und Restaurant war geöffnet, man konnte dort wohnen und einkehren.
Es gab auch Werbung, wie im Reiseführer Grieben, Riesengebirge Band 81, von 1941: "Schloß Pfaffenberg, 11 Betten, 4,50 bis 7,50 M."

Zum Preisvergleich, im Berghotel "Teichmannbaude", dem damals größtem Hotel des Riesengebirges, lagen die Preise zwischen 4,00 bis 10,00 M.

In meinem Besitz sind mehrere Postkarten vom Pfaffenberg, drei sind beschrieben und mit Stempel versehen. Es handelt sich um Grüße vom Pfaffenberg an die Lieben daheim. Der Poststempel gibt das Jahr 1941 und 1942 an.

Weiter berichtete mir Renate Krause-Hertwig, verh. Kerßenfischer, aus Birkigt / Arnsdorf, wie sie sehr oft sonntags ihre Eltern und die Großmutter auf einem Spaziergang mit anschließender Einkehr auf den Pfaffenberg begleiten musste. Ihrer Großmutter fiel das Laufen schon recht schwer, aber bis auf den Berg, der ja in der Nähe von Birkigt lag schaffte sie es noch. Von dort oben hatte sie dann den herrlichen Blick auf Krummhübel und das Gebirge mit der Koppe. Für sie als Kind nicht immer angenehm, musste man doch Sonntagskleidung tragen und durfte sich keinesfalls schmutzig machen. Ein Brauch der mir auch aus meinen Kindheitstagen zur Genüge bekannt ist.

Auch Robert Neugebauer, Heimatbetreuer von Krummhübel, hat ähnliche Erinnerungen an den Berg. Heimatfreund Horst Grimmig aus Maiwaldau berichtete dass er während der Schulferien oft bei seiner Tante in Steinseiffen, die dort eine kleine Pension betrieb, weilte. Mit dem gleichaltrigen Nachbarssohn hatte er sich angefreundet und mit ihm oft den Pfaffenberg erstiegen. Die Mutter des Freundes arbeitete als Köchin dort oben und bei den Besuchen gab es immer ein Mittagessen. Er erinnerte sich, da oben öfter Offiziere gesehen zu haben, die sich dort zur Erholung aufhielten. An den Uniformhosen trugen sie rote Tressen, so nennt man wohl diese Streifen. Es könnte sich also um Stabsoffiziere gehandelt haben. Auch im weiteren Verlauf des Beitrages wird von Offizieren auf dem Pfaffenberg die Rede sein.
Heimatfreund Theo Gerberich aus Steinseiffen kann sich auch noch gut an die Streifzüge am und auf dem Pfaffenberg erinnern. Ein einziges Mal wurden sie in der Schule vom Lehrer gewarnt, an einem bestimmten Tag sich dort nicht aufzuhalten, da eine Jagd stattfinden sollte. Von einer Residenz Görings hatte er keine Kenntnis.

Zwei Zeitzeugen brachten den Pfaffenberg mit Göring in Verbindung. Einmal war es Frau Ende aus Steinseiffen, die sich erinnert, dass bei günstigen Winden oft vom Pfaffenberg her Gesang in Steinseiffen zu hören war. Ihr Großvater meinte dann immer: "Hörst Du, die Emmy singt wieder" (Gemeint ist Emmy Sonnemann, die zweite Frau von Göring d. V.)
Weder der Großvater noch Frau Ende haben die "Emmy" je zu Gesicht bekommen. Leicht möglich, dass da oben Konzerte stattfanden. Es gab aber auch schon Rundfunkübertragungen und natürlich auch Grammophone. War es wirklich die "Emmy"?

Heimatfreund Egon Hampel aus Steinseiffen, bereits im Beitrag erwähnt, berichtet, das sein Großvater, der auf dem Pfaffenberg so eine Art "Mädchen für Alles" war, eines Tages zu seinem Vater sagte: "Der Göring war auf dem Pfaffenberg zu Besuch." Herr Hampel war damals noch sehr jung, es könnte vor Ausbruch des Krieges gewesen sein. Das würde sich mit der Aussage von Hans-Eberhard Pohl decken, über dessen Aussage ich in der "Schlesischen-Bergwacht", Nr. 11, vom 5. November 2012, Seite 498, berichtet habe. Auch Frau Glass konnte sich an den Besuch damals in Krummhübel erinnern.

An der Aussage der Frauen Tabis, über ein Sanatorium für deutsche Flieger könnte etwas dran sein, legt man die Aussage von Heimatfreund Grimmig dafür zu Grunde. Beschlagnahmt wurden die Gebäude jedoch nicht, dafür gibt es keinerlei Hinweise. Auch als Lazarett, wie ich verschiedentlich hörte, diente das Hotel nicht. Frau Bertram, die langjährige Heimatbetreuerin von Steinseiffen, war während des Krieges in der Verwaltung des Lazarettwesens in Krummhübel tätig, sie hätte das gewusst und mir mitgeteilt.

Das Restaurant war aber immer etwas besonderes, heute würden wir es vielleicht als "Sterne-Restaurant" bezeichnen. Für den kleinen Geldbeutel war es nicht geschaffen. Frau Glass erzählte mir, das der Briefträger Wilhelm Hübner zu ihr sagte, natürlich in reinster Mundart, die ich nicht wiedergeben kann: "Das Restaurant ist nicht für uns kleine Leute geschaffen, da kann man nicht mehr hingehen". Frau Kallert aus Krummhübel berichtete, dass ihr Vater, der Delikatessenhändler, trotz der kriegsbedingten Notlage von Lebensmitteln, immer einige lukullische Besonderheiten auf Lager hatte, die samt und sonders für den Pfaffenberg bestimmt waren.

Frau Dr. Antje Johanning-Radžiené aus Berlin, sie forscht im Nachlass von Gerhart und Margarete Hauptmann, schrieb mir, dass sie einen Brief gefunden hat, wo der Baron Pergler von Perglas 1939, Gerhart und Margarete Hauptmann zum Kaffeetrinken in sein Hotel in Krummhübel einlädt. In die Schar der auserwählten Gäste passen auch die betuchten Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes, die von 1943 bis 1945 in Krummhübel tätig waren. Hier ein Auszug aus "Die Berliner Tagebücher der Marie "Missie" Wassiltschikow 1940 – 1945 wo Graf von der Schulenburg, ehemaliger Botschafter des Deutschen Reiches in der Sowjetunion, seine junge Mitarbeiterin, zum Abendessen einlädt.
Im Tagebuch der "Missie" lesen wir unter: Samstag, 25. März 1944:

"Hörte um Mittag zu arbeiten auf, zog mich um, traf mich mit Graf Schulenburg und seinem Assistenten und dann fuhren wir gemeinsam in einem von A.A. Pferden gezogenen Schlitten auf den Pfaffenberg, einem bewaldeten Hügel, der sich mitten in unserm Tal erhebt".
Weiter heißt es dann:
"Auf der Hügelkuppe steht ein kleines Schloß, das einem Baron N. gehört, der zahlende Gäste aufnimmt, und bei dem man auch nach vorheriger Bestellung zu Abend essen kann. Wir wurden vom Hausherrn und seiner Frau sehr reizend empfangen; sobald das Abendessen angekündet wurde, zogen sie sich zurück. Man führte uns in einen kleinen Speisesaal mit verblichenem blauweißem Chintz, romantischer Beleuchtung und all jenen kleinen Dingen, die wir bei unserem trostlosen Dasein unten im Dorf schon längst vergessen haben. Man setzte uns ein köstliches Abendessen vor, das in Pfirsichen mit Schlagsahne gipfelte. Wir freuten uns wie kleine Kinder. Später gesellten sich unsere Gastgeber wieder hinzu und führten uns durch das Haus. Sie besitzen sogar ein kleines Gewächshaus und zeigten uns stolz ihre erste Rose. Nach einem weiteren Cognac erschien der Schlitten wieder und fuhr uns nach Krummhübel hinüber."

Die wohl wertvollsten und umfassendsten Informationen über das Leben auf dem Pfaffenberg während der Zeit des Krieges stammen von einer jungen Frau,
die 1939 als Arbeiterin nach Krummhübel kam und uns Aufzeichnungen hinterlassen hat, welche von ihren Enkelkindern nach ihrem Tode ins Internet gestellt wurden. Herr Kawaletz hat die Seite gefunden, sie mir zukommen lassen und mir auch die vermeintliche Herkunft dieser Frau erklärt.

Diese Frau, von ihren Enkel später Babcia / Großmutter genannt, wurde 1920 in Königshütte / Oberschlesien geboren. Zwei Jahre später kam die Stadt, obwohl bei der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März1921 fast 75 Prozent für einen Verbleib bei Deutschland gestimmt hatten zu Polen und hieß Królewska Huta, ab 1943 dann Chorzow. Seit Oktober 1939 gehörte Chorzów, jetzt wieder Königshütte als Stadtkreis zum Regierungsbezirk Kattowitz in der preußischen Provinz Schlesien, ab 1941 zu Oberschlesien. Babcia hat nach 1939 die "Volksliste 3" bekommen. Das bedeutete "deutscher Abstammung", auch wenn sie vielleicht nicht mehr Deutsch sprachen. Sie bekam die deutsche Staatsangehörigkeit auf Widerruf. Mit so einer Bescheinigung kam Babcia nach Krummhübel. Es handelt sich dabei um eine Übersetzung aus dem Polnischen, die aber aber für den Leser verständlich ist. Die Zwischentexte stammen von ihren Enkeln.

Die erste Geschichte beschreibt die Kriegszeit unserer Großmutter, die während des Krieges in Krummhügel als Hilfe im geführten Gästehaus vom Freiherr Perglas gearbeitet hat.

"Was soll man in den Koffer reinwerfen, wenn man für vier Jahre verreist? Wie viele Kleider, wie viele Paar Schuhe? Gequält mit dieser Zerrissenheit, warteten zwei junge Mädchen aus Chorzów (Königshütte-O.S.), ungeduldig auf den Zug nach Breslau. Es war ein warmer Mai Morgen des Jahres 1940."

Einundsechzig Jahre später im November. Hinter den Fenstern beginnt der Winter auf seine Rechte zu pochen und presste mit Eis das Wasser in die Pfützen. Vormittags in der Küche von Oma (Babcia). Die alte Dame tummelt sich energisch zwischen Herd und Tisch und bereitet die Mahlzeit vor. Heute ist Sonntag, deshalb werden zum Mittagessen schlesische Klöße, Rouladen, Soße mit Paprika und Rotkraut aufgetischt. Alles reichlich mit Erinnerungen gewürzt. Als 1939 der "Deutsche" kam, war sie jung und schön und hatte ihr ganzes Leben vor sich. Ein einfaches Mädchen, wie Tausende andere. Sie half ihrer Mutter, sie hat gelernt wie sie in der Zukunft ihren eigenen Haushalt führen soll und sie verabredete sich zum Rendezvous. Der Krieg hat in dieser Hinsicht nicht viel geändert.

"Über die Tatsache, dass wir einen Krieg haben, haben wir auf den Plakaten gelesen. Viele von ihnen haben sie aufgehängt. Wir haben in der Nähe der Grenze gelebt und der Krieg hat uns verschont. Die Leute hatten früher keinen Fernseher, kaum jemand hatte ein Radio, deshalb wurden die Informationen über Plakate verkündigt. Bis zu Szarlocin (Charlottenhof), ein Stadtteil von Chorzow (Königshütte) in dem ich wohnte, kam die Front im Jahre 1939 nicht, aber der Krieg dauerte in Ämtern. Erst dann begann es. Mit den Vorladungen, Volkslisten, Lebensmittelkarten und Zuteilungen, der Mensch musste sich damit herum schlagen, denn alles bekam man nun nur noch auf Karten. Bald wurde damit begonnen die Menschen zur Zwangsarbeit zu schicken. Im Amt hat sich dann herausgestellt, dass es in Polen für uns keine Arbeit gibt, deswegen schickten sie die Leute nach Deutschland. Ich hatte Glück, meine Freundin hatte herausgefunden, ich weiß nicht wie, dass in Krummhübel im Schloß Dienstmädchen zur Arbeit gebraucht wurden. Sie hat mich gefragt, ob ich mit ihr fahren würde. Ich war jung und der Bedrohung unbewusst, deswegen war ich einverstanden. Wenn ich abgesagt hätte, hätten sie mich sowieso irgendwo in eine Fabrik oder ins Feld geschickt."

Auf diese Weise fanden sich zwei zwanzigjährige, Ela und Wanda, auf dem Bahnhof, um noch einen Zug nach Breslau zu bekommen.

Das erste Jahr des Krieges verging.

Vor Ort, in Krummhübel, so hieß damals Karpacz, die Arbeit war wirklich vorhanden. Sie hat auf die Mädchen auf dem 628 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Berg gewartet, den Pfaffenberg genannt, heute Ksiê¿a Góra. Dort, auf dem Gipfel, unter den Bäumen befand sich ein Gästehaus, ein Hotel, benannt als "Schlösschen" durch Frau Elisabeth (Schwester des Barons der Verfasser), die zur Familie der deutschen Freiherren gehörte. Das Schlösschen hat sich als eine große Villa erwiesen, die im alpenländischen Stil im Jahre 1913 (richtig ist 1897, d. V.)) erbaut wurde.

Herr Kurt und Frau Agnes Pergler von Perglas empfangen in ihr die wichtigen und weniger wichtigen deutschen Gäste, die nach Krummhübel kamen, um sich zu erholen nach den kämpferischen Strapazen an der Seite des Führers. Die Mädchen haben in einem separaten Gebäude gewohnt, wo neben ihnen noch fünf junge Frauen, die auch im Hotel gearbeitet haben, einquartiert waren. Zwei von ihnen kamen aus Frankreich, der Rest aus Polen. Nur ein Mädchen, Włdysław, musste um den Arm eine Binde mit dem Buchstaben "P" tragen, damit alle wussten, dass sie eine Polin war, aber die Freiherren hatten ihr befohlen sie zu verstecken, dass sie normal unter den deutschen Gästen arbeiten konnte.

"Ich hatte früher eine drei mit der Abrufung aus der Volksliste, aber die Freiherren haben nicht verstanden, was so etwas bedeutet. Sie haben immer wiederholt, dass es so etwas wie Volksdeutsche nicht gibt, entweder ist man Deutscher oder Pole. Und niemand hat darauf geachtet. Ich hatte keine Probleme mit der Sprache, weil ich sie zu Hause gelernt habe. Wir haben an der Grenze gewohnt, und die Eltern haben mit mir sowohl polnisch als deutsch gesprochen. Sie haben gemeint, dass ich die Sprache können sollte. Übrigens, sie haben die deutsche Schule beendet und sie konnten besser Deutsch als polnisch lesen. Andere Mädchen haben ebenfalls deutsch gesprochen. In der Hauswirtschaft herrschte uneingeschränkt eine Köchin, mächtig an Geist und Körper, deutscher Herkunft, die eine große Abneigung gegen den Führer hatte und gegen die neuen Lebensbedienungen, die er eingeführt hatte. Durch diese Abneigung hat sie schon vor dem Krieg ihr Hab und Gut verloren und sie musste beim Freiherrn arbeiten. Wenn Hitler sprach, befahl man uns in das Zimmer zu gehen, wo das Radio stand und seine Rede im Stehen anzuhören. Unsere Köchin wollte nie dorthin gehen, sie hasste es ihn zu hören."

Diese starke Frau nahm die jungen Dienstmädchen in ihre Obhut und manchmal verteidigte sie sie vor der Ungerechtigkeit und dem Zorn des Freiherrn. Manchmal legte sie in der Küche für die Mädchen Leckereien zurück, die ihnen laut der Lebensmittelzuweisung nicht zustanden.

"Wir haben täglich drei Scheiben Brot bekommen, dazu eine Tasse Marmelade für eine Woche und 10 Dekagramm Butter. Das war nicht viel. Eine von den Mädchen, die wir Gela riefen, hat immer ihre Butterration während der ersten zwei Tage schon verbraucht. Sie hat dabei gesagt, ich möchte schmecken, dass ich Brot mit Butter esse, danach kann ich es dann trocken essen! Am Mittwoch brachte der Helfer des Bäckers Brötchen. Jedes Mädchen bekam ein Brötchen. Mein Brötchen hat mir der Helfer persönlich gegeben, und wenn ich gerade nicht da war, mussten sie mich im ganzen Schlösschen suchen. Zum Mittagessen gab es eine einfachere Version der Mahlzeiten für die Gäste, meist ohne Fleisch. Von Zeit zu Zeit bekamen wir spezielle Karten für Bekleidung und Schuhe. Der Arbeitstag begann um 7 Uhr. Zu meinen Aufgaben gehörte es die Zimmer sauber zu halten, Betten machen und Antworten auf die Anfragen der Hotelgäste zu geben, die in ihren Räumen eine entsprechende Klingel hatten. Nicht immer hat man sofort die Klingel gehört und später war die Freiherrin böse, dass wir zu spät kommen und die Gäste warten mussten. In der Regel jedoch kam ich ins Zimmer, wenn die Gäste schon gegangen waren, um dort Ordnung zu machen. Ich war jung und dumm. Ich kannte viele Dinge nicht, die elegante Damen erlebt hatten, deswegen wollte ich alles ausprobieren. Einmal habe ich im Zimmer einer Deutschen ein Fläschchen schön riechendes Parfüm gefunden, ein bisschen habe ich mir "ausgeliehen", und dass niemand den Verlust bemerkte, goss ich Wasser nach. Seitdem weiß ich, dass man Wasser nicht ins Parfüm gießen darf, weil sich dann eine weiße Schwebeschicht bildet und der Betrug ans Tageslicht kommt. Zum Glück konnte ich mich irgendwie bei dieser Deutschen entschuldigen und ich hatte keine Schwierigkeiten. Eine freie Stunde am Tag gab es für das Umziehen von einer Arbeitskleidung auf eine andere, die besser geeignet war für die Arbeit in der Küche, wo wir den Rest des Tages verbrachten. Sie ließen mich dort natürlich nicht kochen, aber ich habe dort gespült und sauber gemacht. Als die Zeit des Mittagessens und später des Abendessens kam, übten wir uns in der Rolle der Kellnerin. Immer musste man höflich sein und lächelnd, man musste vorsichtig sein, dass der Finger nicht in die Suppe kommt, dass nichts von dem Teller fällt oder verschüttet wird. Wir waren ein wenig nervös, weil die Freiherrin uns immer sorgfältig beobachtet hat. Natürlich gab es Unfälle. Ich servierte einmal einem deutschen Doktor ein Frühstück, der mit seiner Familie am Tisch saß. Dabei rutschte mir ein Kännchen heißer Kaffee vom Tablett und landete auf seiner Hose. Er war ein Arzt, deswegen konnte er sich selbst helfen und zum Glück ist nichts passiert."

Das zweite Jahr des Krieges verging.

Im November schloss man das Hotel für den gesamten Monat. Jedes Mädchen konnte dann ihren zustehenden zweiwöchigen Urlaub nutzen.

"Ich kehrte zurück nach Hause, aber ich wusste, dass ich nach zwei Wochen wieder auf den Pfaffenberg zurückfahren musste, weil sonst die Deutschen mich zur Zwangsarbeit in irgendeine Fabrik oder zu einem Bauern aufs Feld schicken würden. Übrigens, auf dem Pfaffenberg war es nicht so schlimm. Für meine Arbeit habe ich 36 Marken pro Monat bekommen, davon schickte ich einen Teil zu meiner Mutter nach Hause. Dort brauchte man jeden Groschen. Wir hatten nie zu viel Geld. Die Eltern konnten es sich nicht leisten eine Lehre für mich bei einer Schneiderin zu ermöglichen, weil es bedeuten würde, 12 Zloty dafür pro Monat zu bezahlen."

Aus dem ersten Urlaub kam die Großmutter nach Krummhübel mit einer um fünf Jahre jüngeren Freundin zurück.

"Ihre Mutter hat mich gefragt, ob sich beim Freiherrn nicht ein Platz für die Broni finden kann. Ich wusste, dass die Arbeit da war, deswegen fuhren wir dorthin zusammen. Schnell wurde aber klar, dass im Hotel mehr Mädchen beschäftigt waren als Arbeit war und die Freiherrin gab eins zur Arbeit ins für die deutschen Soldaten Sanatorium, das sich am Fuße des Pfaffenberges befand. Dorthin wurde Wanda abgeordnet, die früher dem Freiherrn in seinem Gewächshaus ausgeholfen hatte. Diese Tatsache war die Grundlage zu bösartigen Gerüchten, wonach für acht Mädchen nicht genug Arbeit im Hotel war, aber die Freiherrin fühlte sich eifersüchtig um die Schönheit Wandas und hatte Angst um ihren Mann, deswegen gab sie das Mädchen ins Sanatorium (Waldfrieden in Steinseiffen der Verfasser). Der Beweis, der die Vorwürfe gegenüber der Freiherrin unterstütz sollten, war die Tatsache, dass Wanda im Sanatorium nicht viel Arbeit hatte und offen gesagt, hatte sie dort Langeweile, währenddessen die anderen Mädchen im Hotel den ganzen Tag schwer gearbeitet haben." (P2)

Das dritte Jahr des Krieges verging.

Die Mädchen waren jetzt öfter im Städtchen, sie gingen Wanda besuchen. Die Besuche bei Wanda bedeuteten ein Treffen mit jungen Soldaten im Sanatorium. Im Städtchen waren die Soldaten der Wehrmacht, im Hotel nicht selten die SS-Offiziere. Die nationalen Gegensätze haben sich als ungültig erwiesen.

"Wenn die jungen Mädchen die jungen Burschen sehen, denken sie nur an das eine. Wichtig waren aber andere Sachen als die, ob man Polin, Französin oder Deutsche ist. Und sie luden uns ins Restaurant, auf Kaffee oder zum Mittagessen ein und zahlten für uns. Als Gegenleistung erwarteten sie nur ein Lächeln und ein warmes Wort, bevor sie an die Fron zurückkehrten. Sie waren nett, höflich, sie waren normale Menschen. Sie haben sich benommen, wie alle andere Menschen, die einen Urlaub machten, sie gingen spazieren, und nahmen ein Sonnenbad auf der Terrasse."

Von den Patienten des Sanatoriums haben die Mädchen erfahren, dass sie von der Freiherrin noch Karten für Obst und Gemüse bekommen sollen. Niemals aber haben sie diese erhalten. Im Jahre 1943 kam die Tochter der Freiherrin, Eleonora, auf die Welt.

"Das Kommen Eleonoras auf die Welt, bedeutete für mich neue Verpflichtungen. Morgens hatten sie mich in die Stadt nach Milch geschickt. Ich musste einen schmalen Pfad mit einer großen Milchkanne, die auf meine Beine hin und her schlug, heruntergehen. Es war zu früh, um irgendwelche Gäste zu treffen, so begleitete mich nur Bobi, ein großer Hund, vor dem ich eine tödliche Angst hatte, aber was sehr wichtig war, er mochte mich, weil er ständig hinter mir lief. Oder es ging ihm nur um die Milch? Ich musste jetzt auch in der Wäscherei arbeiten. Der Mensch hat von morgens bis abends gearbeitet und hörte nur fix und fix." (P17) (P16)



Arbeit bedeutete jedoch nicht, dass die Mädchen keine Zeit für die Unterhaltung hatten. Die jungen Seelen verlangten nach Spaß.

"Wir haben uns mit den Jungs aus der Stadt getroffen. Mich hat zweimal mein Verlobter besucht und es kam auch meine Mutter mit meinem Vater. Irgendwann, aus Anlass des Geburtstages der Schwester der Freiherrin, haben wir ein Kostümfest veranstaltet. Die Kostüme machten wir uns aus Schlafhemden, Gardinen oder aus alten Kleidungen, die wir auf dem Dachboden gefunden haben. Allem haben sie gut gefallen, selbst der Freiherr hat von uns ein Foto gemacht."

Das vierte Jahr des Krieges verging.

Jedes Jahr im Dezember, mussten alle Mädchen auf dem Pfaffenberg sein, und das bedeutete, dass die Feiertage weit von der Familie zu verbringen sind. Am Heiligabend haben in der Regel die Freiherren und Hotelgäste eine Gans gegessen. Die Dienerschaft aß eine Weißwurst und hatten die Erlaubnis einige polnische Weihnachtslieder zu singen.

"Wir wollten die Tradition beibehalten und am Heiligabend Fisch essen und wir wussten, dass die Freiherren in der Wäscherei, in einer großen Wanne, Karpfen hielten. An einem Heiligabend, eine von uns, Wanda, ging durch ein kleines Fenster rein, und klaute einen Fisch. Wir hatten Angst, aber sie hat uns überzeugt, dass es niemand bemerkt hat und dort viele Fischer waren. Wanda war von uns die selbstbewussteste und sich immer sehr sicher. Auf die Verschwörer wartete jedoch ein anderes, schwer zu lösen Problem. Durch hoch platziertes Fensterchen konnte man in die Wäscherei dank einer Leiter reingehen, drin jedoch war keine Leiter. Wir mussten ihr dort irgendwelche Bretter reinwerfen und dann kam sie schließlich herein. Aber wie viel Angst haben wir dabei gehabt! Der erbeutete Fisch wurde gebraten, auch auf einem "legalen" Schmalz. Ein furchtbarer Geruch breitete sich fast durch die ganze Gegend aus. Das Glück war auf unserer Seite, weil niemand über den ungewöhnlichen Heiligabend erfuhr, auch wenn schon, hat er es nicht verraten."

Das fünfte Jahr des Krieges verging.

Vier Jahre der Jugend, die schönste für einen Menschen, aber die schlimmste für die Weltgeschichte. Die Großmutter kehrte in diese Zeit oft mit ihren Erinnerungen zurück. Dank ihrer Erfahrung, konnte sie ihre Töchter unterrichten, später auch ihre Enkelinnen, und die Erzählungen über das Abenteuer von jungen Dienstmädchen, besonders über die Heldentaten von Wanda, mit dem Freiherren von Perglas, waren berühmt in der ganzen Familie Auf den Berg kamen selten die Geräusche des Krieges und im Schlösschen hat man eher darüber nicht gesprochen. Im Oktober 1944 heiratete die Schwester der Großmutter, und aus diesem Anlass ist es ihr gelungen eine Sonderbeurlaubung zu bekommen, und sie fuhr nach Hause zu einer Familienfeier.

" – Ich kam nicht zurück. Zu Hause habe ich erfahren, dass die Russen kommen, und die Leute sagten, dass die sich wie die Wilden benehmen, also hatte ich Angst alleine so weit vom Zuhause zu fahren, und außerdem hat Vater mir absolut verboten irgendwo zu fahren, und sprach über baldiges Ende des Krieges."

Zum Schluss blieb nur eine junge Kollegin von Frau Elżbieta, Bronia. Als die Front nach Krummhübel kam, schloss der Freiherr einfach alles mit Schlüssel ab und alle sind mit Kleinigkeiten im Koffer abgereist. Vorher schickte man den Rest von Sachen in Paketen und ein Teil hat man angeblich unter dem Schloss vergraben, aber das ist wahrscheinlich nur eine Legende. Einige Jahre nach dem Krieg kehrte die Großmutter dorthin zurück. Sie wurde von ihrem Mann begleitet, der sie als Verlobter schon dort besuchte, als sie im Hotel auf dem Pfaffenberg gearbeitet hat.

" – Bei Freiherren habe ich Disziplin und ehrliche Arbeit gelernt. Kein Mädchen hat mir Schwierigkeiten gemacht. Wir waren artig und gut erzogen. Leid hatten wir nicht, aber das Bewusstsein, dass ich nicht so die Arbeit aufgeben und nach Hause zurückkehren konnte. Und deshalb, obwohl ich dorthin freiwillig fuhr, fühlte ich, dass das eine Zwangsarbeit ist."

Der Zweite Weltkrieg hat sechs Jahre gedauert, aber das Leben geht weiter, so dass manche die Hindernisse des zwanzigsten Jahrhunderts vermeiden konnten. Wenn einige ihre Toten begruben, andere freuten sich wegen Hochzeiten und Rückkehr in die Heimat. Für einige waren diese Zeiten ein großes Abenteuer, für andere eine Tragödie. Ist es eine Frage des Glücks? Zu einigen hat sogar das Schicksal gelächelt, wenn herum die Welt im kriegerischen Feuer untergeht, ihr Leben verging möglichst ruhig. Von andren forderte man die höchsten Opfer. Vielleicht liegt das an uns, dass wir in jeder Situation die Sonne sehen sollen, irgendwo am Horizont?

Schlösschen nach dem Krieg.

Nach dem Krieg wurde das Schlösschen eine Erholungsvilla von Bolesławia Bierut und der Regierung. Um die Wende von den 50er zu den 60er Jahren hat im vererbten Schlösschen die Zentrale für Industrielle Holzlieferung der Kohleindustrie in Kattowitz Generalüberholung gemacht, und dann war ich dort als kleines Kind mit meinen Eltern im Urlaub. Das Schlösschen war auch von außen zugänglich nach der Aufhebung von Solidarnośc im Jahr 1982 und dann sah ich es als junger Mann. Derzeit ist das Schlösschen unter der Verwaltung des Niederschlesischen Woiwodschaftsamtes.

Soweit die Aufzeichnungen dieser damals jungen Frau, die ihre Enkel "Babcia" nennen und die ohne Hass und mit wenig Wehmut die damalige schwierige Zeit charakterisieren. Ein einzigartiges Zeitdokument und hinreichender Beweis, dass der Pfaffenberg eben nicht die Residenz Görings war. Wäre es anders gewesen, Babcia hätte es uns gesagt.

Als eine höchstinteressante Gesprächspartnerin erwies sich Frau König, geb. Opitz, aus Querseiffen. Mit ihrer Mutter kam die damals 14jährige, bereits unter polnischer Verwaltung. auf den Pfaffenberg, um Reinigungsarbeiten durchzuführen. Der Anreiz war eine kostenlose Verpflegung, an Bezahlung war in dieser Zeit nicht zu denken.
Als sie oben eintrafen gab es dort nur eine alte Frau, Koretzka oder ähnlich mit Namen, die in Begleitung eines altersschwachen Hundes (Boxer), vielleicht war es der von Babcia beschriebene Bobi, so eine Art Aufsicht war. Mehrere Tage später, die Reinigungsarbeiten waren beendet traf ein Lastwagen mit ca. 30 Militärpersonen, bewaffnet und mit Hunden im Gefolge, auf dem Pfaffenberg ein. Sie kamen in der Wohnung des Gärtners und des Schofförs, sowie in dem Pförtnerhaus an der Buschmühle unter. Kurze Zeit später war die alte Frau und auch der Hund verschwunden. Den Hund fand man dann erschossen am Hang liegen. Sein Kadaver war mit Einschüssen übersät. Wahrscheinlich hatte man ein ganzes MP-Magazin auf ihn abgefeuert. Die alte Frau war in einem kleinen Haus in Richtung Steinseiffen / Tannigt untergekommen. Frau König erfuhr es von ihrer Mutter, da sie ihr Essen bringen musste.

Tage später trafen dann PKW´s mit Zivilisten ein. Es war Bolesławia Bierut, Erster Sekretär des ZK der Kommunistischen Partei Polens, mit Familie und Gefolge. Die Gäste wurden ihnen natürlich nicht vorgestellt, aber von den zahlreichen Plakaten her, die überall in Krummhübel, jetzt wohl Krzywa Gora, vielleicht auch schon Karpacz, hingen, war der Gast hinreichend bekannt. Ihre Mutter war weiter als Köchin beschäftigt und sie selbst musste bedienen. Die größte Sorge bestand damals darin, ob es wohl den hohen Gästen schmeckt oder ob Beschwerden kommen. Es hat aber in der ganzen Zeit keine Beanstandungen gegeben. Neben dem Schloss Pfaffenberg war auch das Haus "Brunhilde" in Brückenberg, unterhalb vom Hotel "Sanssouci", vorher im Besitz von Tischlermeister Paul Tietze, requiriert worden. Vielleicht auch ein Grund warum Brückenberg nach Bierut in "Bierutowice" umbenannt wurde.
Dort oben war wohl auch eine Art Lager untergebracht, denn immer wenn etwas in Küche oder Haus fehlte musste es von dort angefordert werden. Die telefonischen Anrufe musste Frau König übernehmen, da sie sich ein paar Brocken Polnisch angeeignet hatte.

Sie kann sich noch an viele Details recht gut erinnern. Ein Offizier, vielleicht eine Art Adjutant, hatte einen Hund bei sich. Dem sollte sie etwas zu fressen geben. Sie füllte also einen Metallbehälter mit Fressbaren und stellte es dem Hund hin. Der fraß aber nicht. Der Offizier griff danach in den Geschirrschrank, holte einen Porzellanteller heraus, natürlich "Echt Meißen", schüttete das Essen hinein und der Hund fraß. Sie glaubte er wäre sehr verwöhnt, war er aber nicht. Er war wohlerzogen und entpuppte sich als ganz Lieber, der auch Frau König in sein Herz geschlossen hatte, denn er suchte stets ihre Nähe. Bierut war eigentlich freundlich und er hatte eine sehr hübsche Frau. Weniger freundlich hat sie dagegen Jozef Cyrankiewicz, dem späteren Ministerpräsidenten, in Erinnerung. Am 7. Dezember 1970 unterzeichneten Jozef Cyrankiewicz für Polen und Willi Brandt, der zuvor seinen berühmten Kniefall vor dem Denkmal für die Opfer des Warschauer Ghettoaufstandes 1943 getan hatte, für die Bundesrepublik Deutschland in Warschau den Vertrag über die Grundlagen der Normalisierung ihrer gegenseitigen Beziehung, womit Westdeutschland die Oder-Neiße-Grenze anerkannte.

Im Sommer 1946 erfuhr die Mutter, dass die letzten Bewohner von Krummhübel ausgewiesen werden sollten. Um nicht den Anschluss zu verpassen, verließen sie ohne Vorankündigung fluchtartig den Pfaffenberg und schlossen sich dem Transport an. Zu verlieren hatten sie nichts mehr, ihr kleines Häuschen in Querseiffen war längst von den Polen beschlagnahmt worden und in Polen wollten sie nicht bleiben. Zwischendurch wurde sie im Ort von einem Wachsoldaten erkannt, der ihr erzählte, dass man sie und ihre Mutter überall suchte. Er hat sie aber nicht verraten und sie erreichten nach den damals üblichen Regularien, wie Viehwaggons, Lager in Hirschberg, Kontrollen usw., die damalige Ostzone, wo Bibra in Thüringen ihre neue Heimat wurde.

Diese frühen Gäste tauchen in den Schriften der hier behandelten polnischen Autoren nicht auf. Ryszard Rzepczyński schreibt: "Das hiesige Gerücht verbreitet, dass sich hier in den 70er Jahren u.a. der Erste Sekretär der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PZPR), Edward Gierek, erholt hat. Die Einheimischen haben den Księżą Górę (Pfaffenberg) sehr schnell auf "Gierek Berg" umbenannt. Und dieser Name hat sich ins Gedächtnis von Krummhübler und Touristen eingeprägt.

Die Frauen Tabis, ihnen schließt sich Herr Aniol und natürlich auch Frau Liwacz an, nennen uns als ersten Gast Władysław Gomułka, dem damaligen Minister für die "wiedergewonnenen Gebiete im Westen." Danach kamen auch Gierek, Jaruzelski, Walesa, Kwaśniewski, u. a.
Wegen der Wichtigkeit der Gäste war jeglicher Zugang zum Schloss streng verboten.
Zu den ausländischen Gästen zählten u.a.: Angela Merkel und Vaclav Havel.
Letzteres wage ich zu bezweifeln, denn es war die Zeit nach 1990 und schon Frau Liwacz schätzt ein, dass Herrn Aniol noch viel Arbeit bevorsteht bis das Objekt wieder auf Vordermann gebracht wird. Auch ich war nach 1990 auf dem Pfaffenberg und konnte mich, wenn auch nur von Außen, von dem desolaten Zustand des Anwesens überzeugen.
Daher werden die polnischen Repräsentanten ihren Staatsgästen wohl kaum den Pfaffenberg zugemutet haben.

Für die Bewohner von Krummhübel, Steinseiffen und Umgebung vielleicht interessant, das dieses Objekt zu Beginn der 70er Jahre durch die Papierfabrik in Karpacz, ehemals die Papierfabrik Franke in Birkigt, übernommen und zu einem Erholungsheim umgebaut wurde. Ab 1976 begann die Generalüberholung und die dauerte bis 1979. Nach der Sanierung entstand im "Schlösschen" ein Hotel für Personen der Staatsmacht, die dienstlich die Woiwodschaft Hirschberg besuchten. So funktionierte es bis 1990.
Das Kapitel "Geheimnisvoller Pfaffenberg" endet im Buch mit folgenden Sätzen:
"Derzeit ist das "Schlösschen" im Besitz des Niederschlesischen Woiwodschaftsamtes in Breslau, mit der Verwendung für Urlaub für die Mitglieder der Staatsverwaltung, für die Schulungen von Verwaltungspersonal und für Konferenzen. Das "Schlösschen" ist eingezäunt, hat ein abgeschlossenes Eingangstor, das Gebäude überwachen Schutzhunde und steht der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung. Ohne besondere Erlaubnis der Behörden von Breslau darf man sogar den Berg nicht aufsteigen, und kann das wunderbare Panorama vom Riesengebirge nicht bewundern. Vielleicht ist es besser über den geheimvollen "Księżą Górę" (Pfaffenberg) nichts wissen?"

Damit endet eigentlich die Geschichte vom Pfaffenberg, aber was wäre eine Geschichte über einen Berg, inmitten des Riesengebirges, ohne den Berggeist Rübezahl wohl wert? Daher eine ganz andere Geschichte, ob Wahrheit oder Dichtung, der Leser muss es entscheiden.

Vom Pfaffenberge

Vor Urzeiten, als das Hirschberger Tal noch keine Hügel aufzuweisen hatte, gab es nur einen Kranz von Bergen um die Ebene.
Im Melzergrund herrschte reges Leben. Berggeister schleppten in langem Zuge Säcke, Kisten und Kasten, gefüllt mit den Erträgnissen des Landes. Andere rollten Fässer voll goldigen Weines in die Wildnis. Geschäftig regten sich tausend Hände. Unten im Tale wirbelte der Staub. Gewaltige Zugtiere schleppten an langen Seilen eine stattliche Anzahl von Lastwagen heran, auf denen der Leibpfaffe Rübezahls, der Pfaffe Würzwein, seinen schweren Leib gebettet hatte. Von allen Bergkuppen ertönten Pauken und Trompeten zur Begrüßung des wohlbeleibten Gastes, der alljährlich einmal von seinem Herrn und Gebieter zur Hoftafel entboten ward.
Das kam dem Pfaffen Würzwein nicht ungelegen. Die Abgaben der Bauern des Tales, die der Pfaffe gern 365 Mal im Jahr erhoben hätte, reichten nicht hin und her. So musste er die Anstrengungen der Reise auf sich nehmen. Auch der Berggeist sah den Tag, an dem sein Leibpfaffe bewirtet werden sollte mit Bangen entgegen. Besorgten Auges übersah er seine Rinder, Rehe und Hasen, sowie anderes Getier, wusste er doch, das an diesem einzigen Tag viele ihr Leben lassen mussten, zum größten Teil zur Befriedigung des unersättlichen Hauskaplans.
Der Berggeist hatte in weiser Voraussicht 200 seiner Knappen den Befehl gegeben, bereits die Tafel reichlich zu decken. Die Düfte zogen durch das ganze Tal und der Leibpfaffe sog sie schon aus der Ferne genießerisch ein.
Schon von weitem waren die Düfte des Mahles ein. Endlich hatte der Zug sein Ziel erreicht. Der Pfaffe neigte sich nach demütiger Begrüßung seines Herrn sanft zur Seite und bedeckte mit seinem Leibe eine gewaltige Fläche des Landes.


Nun begann ein gewaltiges Schmausen, welches dem Berggeiste die Haare zu Berge steigen ließ. Obwohl er selbst auch gewaltig zu langte konnte er den Kaplan nicht übertreffen. Irgendwann hatte der Bergegeist erkannt, das, wenn die Atzung des Kaplans kein Ende nehme, wäre es schwierig den vollen Leib ohne Gefahr zu Tale zu schaffen. Er gab den Befehl den Schmaus zu beenden und befahl zum Aufbruch. Aber o weh, der Befehl kam zu spät, der Kaplan war zu dick geworden. Nur mit großen Schwierigkeiten gelang es nun den Kaplan aus seiner misslichen Lage zu befreien und unter unzähligen Mühen ins Tal zu bringen.
Nach 8 Wochen der großen Anstrengung des Mahles verstarb Würzwein an Fettleibigkeit.
Er fiel als ein Opfer seines Berufs. Ein Schlaganfall traf den reich ausgestatteten Körper. Es war ein Schlag der das ganze Gebirge erzittern ließ.
Nachdem der Berggeist sich einigermaßen von der Trauer über den Verlust seines unersättlichen Hauspfaffen erholt hatte, ließ er zwischen Krummhübel und Steinseiffen dem Verblichenen ein Denkmal in der Höhe seines Leibes setzen. Damit aber die Sache nicht ruchbar würde, bildete er auch an anderen Orten des Hirschberger Tales aus dem massenhaften Urschlamm seiner Berge größere oder kleinere Hügel, wie sie jetzt noch zu finden sind.

Das Volk hatte aber recht gut bemerkt, wo und wie der Pfaffe Würzwein sein Leben verloren hatte und nannte daher das Denkmal seines Seelsorgers den "Pfaffenberg".

Es war ein kleiner Kobold, der dem Verfasser dieser Zeilen, die Geschichte der Entstehung des Pfaffenberges mitteilte. Vielleicht hat der neckische Kobold auch nicht die Wahrheit gesagt und seine Geschichte ein einziger Schnickschnack ist – allein es liegt ja auch gar nicht viel daran, die Wahrheit zu ergründen.
Der Pfaffenberg ist in früheren Jahren weit schöner gewesen, als er sich heute dem Beschauer darbietet. Aber trotzdem ist der Berg in seiner heutigen Gestalt von großem Interesse. Seine Höhe gestattet einen weiten Blick in die Weite des Hirschberger Tales und auf das Hochgebirge. Den Gipfel des Berges schmückt ein im Schweizerstil erbautes massives Haus, von dessen Galerie herab der Besucher, vor den Sonnenstrahlen durch das weit vorspringende schräge Dach geschützt, sich ganz dem Genuss der herrlichen Natur sich hingeben kann. Der Pfaffenberg wurde zu wenig besucht. Eigentlich sollte jeder Besucher des Hochgebirges sich die geringe Mühe machen und den Berg besteigen, um die beschriebene Aussicht zu genießen. Dazu erwartet ihn obendrein noch eine vorzügliche Küche und Keller, welche von freundlichen Wirtsleuten geführt wird und den Wanderer erlabt.
Nur eines, Wanderer, darfst du auf dem Pfaffenberge nicht verlangen, wenn Du nicht Deinen Wirt in Verlegenheit setzen willst! Vernimm mit Fassung die traurige Kunde: Schnaps in jeder Facon ist auf dem Pfaffenberge verpönt! Der frühere Wirt hatte die volle Concession zum Ausschank von Wein, Bier und Schnaps. Der jetzige Wirt hat nur die Concession für die beiden erstgenannten Getränke.
Warum? Darum! – Wenn Du also den Pfaffenberg besteigst, sorge das Deine Reisetasche nicht leer sei; denn die erste Touristenregel lautet: Ehe Du Dir einen Schoppen kaltes Bier in den Leib schlägst, nimm einen Schnaps zu Dir – aber nur einen!

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