Krummhübel im Herbst 2013

Krummhübel – Buchenwald – Hirschberg

Karl-Heinz Drescher, Leipzig

Es ist Herbstzeit und wie in jedem Jahr stand wieder die traditionelle Reise in die Heimat an. Der um diese Zeit abgehaltene Antik- und Trödelmarkt in Hirschberg / Jelenia Gora spielte dabei eine nicht unwesentliche Rolle. In erster Linie galt jedoch der Besuch meinem Geburtsort Krummhübel.

Getreu dem Sprichwort "Wer viel reist, erfährt viel", möchte ich schon über die Entwicklung des Ortes informiert sein und mich mit eigenen Augen von Veränderungen überzeugen.

Gewohnt haben wir im früheren Hotel "Goldener Frieden", dem heutigen Hotel "Mieszko", ein Hotel, das wir bisher wegen seines etwas schmuddeligen Äußeren immer gemieden hatten. Ein preislich sehr günstiges Angebot hatte uns aber überzeugt und wie wir im Nachhinein erfahren sollten nicht enttäuscht. Ein großes Zimmer mit viel Ablage, Flachbildfernseher, ausreichender Sanitärzelle, kostenloser Parkplatz und auch überraschend, ein sehr reichliches und gutes Frühstückbüffet.

Die Anreise erfolgte zum ersten Mal auf der neuen Umgehungsstraße, dem früheren Gehängeweg, durch den hundert Meter langen Tunnel. Bereits der erste Bummel durch die nun zur Fußgängerzone umfunktionierte frühere Hauptstraße, der heutigen ul.Konstytucji 3 Maja, überzeugte uns von dem Tunnelprojekt. War es früher oft gesundheitsgefährdend die Straße zu überqueren, so kann man heute seelenruhig auf der Straße flanieren. Zahlreiche Bänke am Straßenrand, aber auch auf der früheren Fahrbahn laden zum Ausruhen ein. Die Fußgängerzone beginnt am Kretscham / Bacchus und endet am Bergstübel / Kolorowa.

Autofahrer können, von Hirschberg kommend, am Kretscham noch zum Neuhäuser fahren und dann weiter hinter dem Bergstübel, kurz vor dem "Goldenen Frieden", wieder auf die Hauptstraße einbiegen.

In einem Interview, veröffentlich in der "Sächsischen Zeitung", sprach Bürgermeister Bogdan Malinowski über das Tunnelprojekt, aber auch über zukünftige Pläne der Stadt Karpacz.

Das Tunnelprojekt soll auch dazu dienen den Ort für den Tourismus attraktiverer zu machen. Das Vorhaben kostete 18 Millionen Zloty (4,3 Millionen Euro), davon flossen 14 Millionen Zloty (rund 3,3 Millionen Euro) aus Mitteln der Europäischen Union.

Das Projekt Fußgängerzone ist auch noch nicht abgeschlossen. Bereits Ende 2012 begannen Planungen dafür. Ein Bewirtschaftungskonzept für das Stadtzentrum mit der neuen Flaniermeile soll mit Hilfe von Architekturstudenten der Universität Wroclaw / Breslau entstehen. Ende 2013 sollen die Planungen hierfür abgeschlossen sein, 2014 will sich die Kommune um EU-Förderung bemühen.

Auf großen verglasten Tafeln werden bereits Entwürfe der Architekturstudenten in der Fußgängerzone vorgestellt.

Jetzt geht es aber sicher auch darum, angefangene Baumaßnahmen zu beenden, wie die so hoffnungsvoll begonnene Baumaßnahme der Villa Reinhardt, dem letzen Besitz der Familie Bittkau.



Villa Reinhardt

Während unseres Aufenthaltes in Krummhübel konnte ich gerademal zwei Arbeiter werkeln sehen.

Ansonsten hat sich die Bautätigkeit vom Vorjahr fortgesetzt. Ich hatte im vergangenen Jahr über sozialen Wohnungsbau im Ort berichtet. Objekte die damals noch eingerüstet und durch Planen verdeckt waren, wie das ehemalige Haus "Am Bach" in Birkigt oder das "Augustabad" sind fertiggestellt und präsentieren sich im neuen Gewand. Beeindruckt hat mich die neue Fassade vom "Haus am Bach", war es doch das Nachbarhaus in meiner Kindheit, die fast originalgetreu wieder hergestellt wurde.



"Haus am Bach"

Das Riesengebirgsheim, alias Kurhotel, alias Hotel "Zur Schneekoppe" ist ebenfalls fertiggestellt. Es war keine Luxussanierung, aber ein neuer Putz und Anstrich zeugen davon, dass die ehemalige Nr. 1 unter den Hotels von Krummhübel der Nachwelt erhalten bleibt. Zum Teil noch eingerüstet ist das ehemalige "Cafe Reitzig", der fertiggestellte Teil lässt kommenden Glanz des Hauses erahnen.



"Cafe Reitzig"

Verschwunden dagegen ist das frühere Haus Hentschel, neben dem "Preußischen Hof". Nur eine Baugrube zeugt noch vom Haus, wo bis 1945 Dr. Köhler praktizierte und danach eine Art Ärztehaus von Karpacz untergebracht war. Patienten müssen nun den weiten Weg ins ehemalige Haus Brandenburg antreten, welches an der Grenze zwischen Querseiffen und Brückenberg gelegen ist, so zumindest steht es am Bauzaun.

Eine neue Anschauungstafel ist am Hotel "Preußischer Hof" angebracht. Sie gibt Auskunft darüber, dass sich hier einst eine Station der Sänftenträger befand, die für entsprechendes Entgelt betuchte Touristen zur Schneekoppe trugen. Der letzte Tragestuhl, wie man auch sagen konnte wurde in den 80er Jahren in Karpacz gefunden und befindet sich jetzt im Sportmuseum, dem früheren "Heemtehäusel".

Neu ist auch ein reich geschnitzter Aufsteller am Hentschelberg, wo die Kirchen von Karpacz vorgestellt werden.



Tafel am Hentschelberg

In den Erläuterungen zur ehemaligen evangelischen Kirche kann man unter der Überschrift: "Die Kirche zum Allerheiligsten Herzen Jesus Christi in Karpacz (Krummhübel)" u.a. lesen: "Am 13.09.2008 feierte die Kirchgemeinde den 100. Jahrestag der Konsekration des Gotteshauses. Die Jubiläumsfeierlichkeiten wurden von der römisch-katholischen Pfarrei zur Heimsuchung Mariä und der evangelischen Pfarrei der Kirche Wang unter Mitwirkung des Museums für Sport und Touristik in Karpacz sowie des Bürgermeisters von Karpacz organisiert".

Das auch etwa 35 Mitglieder der ehemaligen evangelischen-lutherischen Kirchgemeinde von Krummhübel teilnahmen, wurde leider nicht erwähnt, ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Eines ist in den Texten auf den erwähnten Tafeln neu, es wird von Krummhübel gesprochen.

Bei einer ersten Rundfahrt durch den Ort konnte man an Hand der abgestellten Fahrzeuge auf den Hotel-Parkplätzen erkennen, Karpacz hat ein Problem mit der Anzahl der Touristen. Zwar gab es am Samstag und Sonntag in unserem Speiselokal "Kolorowa", dem früheren "Bergstübel", zwischen 17.00 und 20.00 Uhr kaum freie Plätze, das änderte sich aber schlagartig ab Montag. Im Lokal herrschte gähnende Leere, sicher auch auf den Straßen, wären da nicht die Einheimischen gewesen und das alles bei Bilderbuchwetter.

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