Das Riesengebirge im Herbst 2010

von Karl-Heinz Drescher, Leipzig

Fortsetzung

Rechts, kurz vor der Straße zum Bahnhof und nach Querseiffen, wird die frühere Niederlassung der Schultheißbrauerei saniert. Die größte Baustelle im Niederdorf ist jedoch der Bahnhof. Hier entsteht für umgerechnet ca. 1,5 Mill. Euro das Krummhübler Zentrum für Kultur und Tourismus. Das Projekt wird in etwa zur Hälfte teilfinanziert durch die Europäische Union aus den Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des regionalen operationellen Programm für die Wojewodschaft Niederschlesien für die Jahre 2007 bis 2013. Damit geht ein Vorhaben seiner Fertigstellung entgegen, welches bereit vor über 10 Jahren beschlossen wurde.



Baustelle Bahnhof Krummhübel

Rechts, kurz vor dem Augustabad, grüßt nun auch mit Netto, der erste westliche Discounter den Krummhübel-Besucher. Ob ins Ortsbild passend oder notwendig sei dahingestellt. Ein wahres Schmuckstück ist die kleine Parkanlage bei der Gerichtslinde geworden.

Über das dort befindliche viersprachige Hinweisschild, welches die Gerichtslinde und den Ort als Gerichtsplatz beschreibt, aber auch über die Schilder an anderen historischen Orten hat Robert Neugebauer bereits berichtet. Diese Schilder mit verblüffender Ähnlichkeit findet man schon seit Jahren im östlichen, nunmehr tschechischen Riesengebirge. Während in Tschechien auf fast allen Schildern auf die deutsche Bevölkerung von vor 1945 hingewiesen wird, fehlt dieser Hinweis auf den Schildern in Karpacz. An der Talsperre verweist man lediglich auf "frühere Behörden", welche zum Schutz vor Hochwasser diese Anlage geschaffen haben. Auch nach der politischen Wende können wohl viele Polen nicht über ihren Schatten springen und auf die deutsche Vergangenheit hinweisen.

Ein weiteres Schild an der Gerichtslinde weist auf die "Verbesserung der Straßeninfrastruktur im Gebiet der Stadt Karpacz" hin.
Das betrifft den Straßenumbau der früheren Kirchstraße, welche vom Kretscham zur Neuhäuserstraße führte, aber auch die Verbindungsstraßen von der Neuhäuserstraße nach Querseiffen.
Wie schon der Umbau des Bahnhofes wird auch dieses Projekt von etwa 2 Mill. Euro von der EU über die Hälfte teilfinanziert. Zumindest in Krummhübel hat sich der Beitritt Polens in die EU wohl gelohnt.

Der Kurpark hinter dem Gerichtskretscham, wo früher eine Freilichtbühne stand und fast bis 1945 noch Kurkonzerte, vor dem 2. Weltkrieg sehr oft durch die Kapelle der Hirschberger Jäger, stattfanden befindet sich im noch im Dornröschenschlaf. Von dort stammt übrigens der Stein, welchen Robert Neugebauer im Garten des "Heemtehäusel" entdeckt hat. Anläßlich eines Besuches im Jahr 2002 hat der Direktor des heutigen Museums für Sport und Touristik, Herr Kulik, mir oder besser der Heimatgemeinschaft Krummhübel, diesen Stein zur Restauration angeboten, da er doch uns gehöre, wie er meinte. Meinen Einwand, das Heemtehäusel gehöre uns auch, lehnte er mit den Worten: "Das ist unser Museum für Sport und Touristik", ab. Unser Heimatbetreuer irrt aber, wenn er diesen Stein dem Wirt Exner vom Gerichtskretscham zuordnet. Sehr deutlich ist auf dem Stein "Hotelbesitzer Gustav Exner", aber auch "gewidmet 1903 vom Ortsverein Krummhübel" zu lesen.

Gustav Exner vom Kretscham war nie Hotelbesitzer, da der Kretscham, trotz eventueller Vermietung, nicht als Hotel geführt wurde. Größtes Hotel zur damaligen Zeit war das Hotel "Zur Schneekoppe", das spätere Riesengebirgsheim. Dieser Gustav Exner, also ein Namensvetter, war nicht nur der genannte Hotelbesitzer, er war auch von 1894 bis 1906 Ortsvorsteher. Während seiner Amtszeit wurde der Kurpark geschaffen. Die Gemeinde dankte es ihm mit diesem Stein im Kurpark.

In der "Schlesischen Bergwacht" vom Oktober 2002 habe ich auf Seite 443 bereits darüber berichtet und auch ein Foto vom Stein veröffentlicht

Der frühere Gehängeweg zu meinem Hotel steht noch nicht im Förderprogramm der Stadt Karpacz. Der Autofahrer wird so weiter seine Mühe mit der Schotterpiste haben. Einen Lichtblick gibt es aber, er betrifft die Restaurierung der bereits erwähnten Villa Reinhard, deren letzte Besitzer die Familie Bittkau war. Es wird noch eifrig gearbeitet, lässt aber nach Fertigstellung ein Schmuckstück erwarten. Bereits in der letzten Ausgabe unserer Heimatzeitschrift wurden Fotos der Villa von der Hauptstraße aus, aufgenommen von Günther Völkel, veröffentlicht.



"Villa Reinhard" am Gehängeweg

Mein nächster Weg führte mich nach Querseiffen, um von dort über den Heidelberg zur Talsperre und dann weiter nach Brückenberg zu wandern. Leider habe ich keinen Wanderweg gefunden, auch auf der polnischen Wanderkarte war ein solcher nicht eingezeichnet, stattdessen gab es viele Trampelpfade. Auf schwierigem Geläuf habe ich mich zu Aussichtspunkten und talwärts zur Talsperre durchgekämpft.
Die bekannten Panoramafotos, von vielleicht vor 1920, mit dem Hotel "Goldener Frieden" im Vordergrund und Ober-Krummhübel im Hintergrund, wird es so nie mehr geben, da nicht nur der Heidelberg selbst, sondern auch der Ort fast völlig zu gewachsen ist.



Blick vom Heidelberg auf dem "Goldenen Frieden" und die Schneekoppe

Über die Einkehrstätte an der Talsperre wird man erst nach völliger Fertigstellung urteilen können, aber ein Anfang wurde gemacht.
Auf dem Weg mit roter Markierung ging es nun weiter bis zum ehemaligen Genesungsheim B.V.A. Berlin, dem Haus Brandenburg. Heute befindet sich hier ein Zentrum für Pulmonologie (Lungenheilkunde) und Alergologi.



Das ehemalige "Haus Brandenburg"
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