von Karl-Heinz Drescher, Leipzig
Rechts, kurz vor der Straße zum Bahnhof und nach Querseiffen, wird die frühere Niederlassung der Schultheißbrauerei saniert. Die größte Baustelle im Niederdorf ist jedoch der Bahnhof. Hier entsteht für umgerechnet ca. 1,5 Mill. Euro das Krummhübler Zentrum für Kultur und Tourismus. Das Projekt wird in etwa zur Hälfte teilfinanziert durch die Europäische Union aus den Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des regionalen operationellen Programm für die Wojewodschaft Niederschlesien für die Jahre 2007 bis 2013. Damit geht ein Vorhaben seiner Fertigstellung entgegen, welches bereit vor über 10 Jahren beschlossen wurde.
Rechts, kurz vor dem Augustabad, grüßt nun auch mit Netto, der erste westliche
Discounter den Krummhübel-Besucher. Ob ins Ortsbild passend oder notwendig sei
dahingestellt. Ein wahres Schmuckstück ist die kleine Parkanlage bei der Gerichtslinde
geworden.
Über das dort befindliche viersprachige Hinweisschild, welches die Gerichtslinde
und den Ort als Gerichtsplatz beschreibt, aber auch über die Schilder an anderen
historischen Orten hat Robert Neugebauer bereits berichtet. Diese Schilder mit
verblüffender Ähnlichkeit findet man schon seit Jahren im östlichen, nunmehr
tschechischen Riesengebirge. Während in Tschechien auf fast allen Schildern
auf die deutsche Bevölkerung von vor 1945 hingewiesen wird, fehlt dieser Hinweis
auf den Schildern in Karpacz. An der Talsperre verweist man lediglich auf "frühere
Behörden", welche zum Schutz vor Hochwasser diese Anlage geschaffen haben.
Auch nach der politischen Wende können wohl viele Polen nicht über ihren Schatten
springen und auf die deutsche Vergangenheit hinweisen.
Ein weiteres Schild an der Gerichtslinde weist auf die "Verbesserung der
Straßeninfrastruktur im Gebiet der Stadt Karpacz" hin.
Das betrifft den Straßenumbau der früheren Kirchstraße, welche vom
Kretscham zur Neuhäuserstraße führte, aber auch die Verbindungsstraßen
von der Neuhäuserstraße nach Querseiffen.
Wie schon der Umbau des Bahnhofes wird auch dieses Projekt von etwa 2 Mill. Euro von der
EU über die Hälfte teilfinanziert. Zumindest in Krummhübel hat sich der Beitritt
Polens in die EU wohl gelohnt.
Der Kurpark hinter dem Gerichtskretscham, wo früher eine Freilichtbühne stand
und fast bis 1945 noch Kurkonzerte, vor dem 2. Weltkrieg sehr oft durch die
Kapelle der Hirschberger Jäger, stattfanden befindet sich im noch im Dornröschenschlaf.
Von dort stammt übrigens der Stein, welchen Robert Neugebauer im Garten des
"Heemtehäusel" entdeckt hat. Anläßlich eines Besuches im Jahr
2002 hat der Direktor des heutigen Museums für Sport und Touristik, Herr Kulik,
mir oder besser der Heimatgemeinschaft Krummhübel, diesen Stein zur Restauration
angeboten, da er doch uns gehöre, wie er meinte. Meinen Einwand, das Heemtehäusel
gehöre uns auch, lehnte er mit den Worten: "Das ist unser Museum für Sport
und Touristik", ab. Unser Heimatbetreuer irrt aber, wenn er diesen Stein
dem Wirt Exner vom Gerichtskretscham zuordnet. Sehr deutlich ist auf dem Stein
"Hotelbesitzer Gustav Exner", aber auch "gewidmet 1903 vom Ortsverein
Krummhübel" zu lesen.
Gustav Exner vom Kretscham war nie Hotelbesitzer, da der Kretscham, trotz eventueller
Vermietung, nicht als Hotel geführt wurde. Größtes Hotel zur damaligen
Zeit war das Hotel "Zur Schneekoppe", das spätere Riesengebirgsheim.
Dieser Gustav Exner, also ein Namensvetter, war nicht nur der genannte Hotelbesitzer,
er war auch von 1894 bis 1906 Ortsvorsteher. Während seiner Amtszeit wurde der
Kurpark geschaffen. Die Gemeinde dankte es ihm mit diesem Stein im Kurpark.
In der "Schlesischen Bergwacht" vom Oktober 2002 habe ich auf Seite
443 bereits darüber berichtet und auch ein Foto vom Stein veröffentlicht
Der frühere Gehängeweg zu meinem Hotel steht noch nicht im Förderprogramm der Stadt Karpacz.
Der Autofahrer wird so weiter seine Mühe mit der Schotterpiste haben. Einen
Lichtblick gibt es aber, er betrifft die Restaurierung der bereits erwähnten
Villa Reinhard, deren letzte Besitzer die Familie Bittkau war. Es wird noch
eifrig gearbeitet, lässt aber nach Fertigstellung ein Schmuckstück erwarten.
Bereits in der letzten Ausgabe unserer Heimatzeitschrift wurden Fotos der Villa
von der Hauptstraße aus, aufgenommen von Günther Völkel, veröffentlicht.
Mein nächster Weg führte mich nach
Querseiffen, um von dort über den Heidelberg zur Talsperre und dann weiter nach
Brückenberg zu wandern. Leider habe ich keinen Wanderweg gefunden, auch auf
der polnischen Wanderkarte war ein solcher nicht eingezeichnet, stattdessen
gab es viele Trampelpfade. Auf schwierigem Geläuf habe ich mich zu Aussichtspunkten
und talwärts zur Talsperre durchgekämpft.
Die bekannten Panoramafotos, von vielleicht vor 1920, mit dem Hotel "Goldener
Frieden" im Vordergrund und Ober-Krummhübel im Hintergrund, wird es so
nie mehr geben, da nicht nur der Heidelberg selbst, sondern auch der Ort fast
völlig zu gewachsen ist.
Über die Einkehrstätte an der Talsperre wird man erst nach völliger Fertigstellung
urteilen können, aber ein Anfang wurde gemacht.
Auf dem Weg mit roter Markierung ging es nun weiter bis zum ehemaligen Genesungsheim
B.V.A. Berlin, dem Haus Brandenburg. Heute befindet sich hier ein Zentrum für
Pulmonologie (Lungenheilkunde) und Alergologi.