von Karl-Heinz Drescher, Leipzig
Ein goldener Herbst mit bunten Blättern,
angenehmen Temperaturen und einem kühlen Lüftchen ist die richtige Zeit zum
Wandern. Wenn man zudem Sammler seltener antiker Artikel, wie in meinem Fall
von alten historischen Ansichtskarten ist und in Jelenia Gora, dem früheren
Hirschberg, Polens größter Antik- und Trödelmarkt stattfindet, dann bietet
sich an, Wandern und Sammeln zu verbinden und ins Riesengebirge, der alten Heimat,
zu fahren.
Als Sammler kam ich am Sonnabend, 25.09.2010, nicht nur wegen des herrlichen
Sonnenscheins voll auf meine Kosten. Das Wandern jedoch fiel ab dem nächsten
Tag im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser.
Trotz des feuchten Wetters waren es erlebnisreiche Tage, die ich mit meiner
Frau in Krummhübel, meinem Geburtsort, im Hotel "Rezydencja", dem
früheren Rentnererholungsheim alias Haus "Edelweiß", sozusagen
in bester City-Lage, am früheren Gehängeweg verbrachte.
Ein großes helles Zimmer mit Veranda, ein geräumiges Bad, alles sehr sauber, dazu ein reichhaltiges
Frühstück und nettes Personal trugen zu unserem Wohlbefinden bei.
Das Hotel befand sich in deutscher Zeit in bester Nachbarschaft alteingesessener
und angesehener Familien aus Krummhübel. Das Nachbargrundstück war Landhaus
Güttler indem schon 1872, als es noch Maywald gehörte, Theodor Fontane seinen
ersten Urlaub in Krummhübel verbrachte. Davor die Familienpension Haus Reinhard
von Gustav Bittkau, dem Großvater unserer Bergwächterin Christiane Giuliani.
Schräg gegenüber das Landhaus Gerhard und Landhaus Leiser, die mit als erste
Pensionen in Krummhübel Sommerfrischler beherbergten und am Ende vom Weg das
Haus Völkel, wo die Nesthäkchen-Autorin Else Ury ihren ersten Urlaub in Krummhübel
verbrachte, bevor sie das Haus Emden an der Talsperre erwarb.
Seit meinem letzten Besuch, anlässlich der 100 Jahrfeier unserer evangelischen Kirche zu
Krummhübel im September 2008, waren zwei Jahre vergangen, die umfangreiche Veränderungen,
besonders in baulicher Hinsicht, bewirkt haben. Ohne Übertreibung kann man heute
sagen, das Krummhübel, welches vor 1945 immer im Schatten des weitaus größeren
Schreiberhau, zumindest was die Anzahl der Touristen betraf, stand, sich nunmehr
zum bedeutendsten Erholungsort im Riesengebirge entwickelt hat und das nicht
nur wegen der gewaltigen Hotelneubauten der letzten Jahre.
Zwar zeigt sich der Ortsbeginn im früheren Ortsteil Birkigt immer noch nicht
sehr einladend. Das unansehnliche Ortseingangsschild kurz hinter dem Anwesen
vom Kaufmann Krause-Hertwig, jahrelang auf Arnsdorfer Flur stehend, ist verschwunden
und wurde durch ein attraktives Schild mit dem jetzigen Stadtwappen, ca. 200
Meter weiter nach oben versetzt und damit den richtigen Ortsanfang von Karpacz
anzeigend, ersetzt.
Wenige Meter danach das dem Verfall preisgegebene Haus vom Maler Martin Fritsche,
welcher 1922 in Krummhübel eine technische Meisterschule für Baumaler gründete.
Für den aufstrebenden Kurort nicht gerade eine Empfehlung. Dabei stehen von
der Hauptstraße schlecht einsehbar, auf den Wiesen vom einstigen Erbhofbauern
Hermann Pfaffe, eine größere Anzahl von Appartements- Häusern, welche
unter der Bezeichnung Apartamenty Nad Lomniczka" Ferienwohnungen anbieten.
Eine neue Seitenstraße zu diesen Häusern ist kurz vor der Fertigstellung.
Dort wo die Hauptstraße, früher sagte man Chaussee, eine Linkskurve macht,
gegenüber vom Haus Luisenhof wird gebaggert. Bereits vor ca. 10 Jahren sollte
hier nach Vorstellungen der Stadt Karpacz ein Parkplatz mit Kontrollpunkt entstehen.
Tagestouristen müssten dann zwecks Verkehrsberuhigung im Ort ihre Fahrzeuge
hier abstellen und die Weiterfahrt im Shuttle-Bus antreten.
Spätestens ab dem ehemaligen Charlottenheim, im vorigen Jahr als Ferienhaus
/ Apppartement "Margot" saniert, nehmen die positiven Veränderungen
an den Hauptstraßen zu. Heimatbetreuer Robert Neugebauer hat bereits darüber
berichtet.