Krummhübel im Herbst 2012

Pfaffenberg-Hirschberg-Schmiedeberg-Quirl / Buchwald-Fischbach

Karl-Heinz Drescher, Leipzig


– Fortsetzung –

Der Weg führte mich weiter bergan, vorbei am "Letzten Laborantenhaus von Zölfel" mit dem Erinnerungsstein und der Tafel über die ich bereits im Vorjahr geschrieben hatte. Wie im benachbarten böhmisch-tschechischen Riesengebirge schon seit Jahren üblich, werden nun auch in Karpacz seit einiger Zeit an historischen Gebäuden und Stätten mehrsprachige Tafeln angebracht, die Auskunft über Bedeutung und geschichtlicher Vergangenheit geben. Im Gegensatz zum tschechischen Nachbarn, wo auf deutsche Wurzeln hingewiesen wird, wo auch von der Vertreibung der früheren deutschen Bewohner die Rede ist, wird man deutsche Vergangenheit auf diesen Tafeln umsonst suchen. Bestenfalls wird, wie an der Talsperre, von der früheren Bevölkerung gesprochen. Das fängt schon an der ehemaligen evangelischen Kirche an, wo nun geschrieben steht, dass die Kirche von Gläubigen der evangelischen-augsburgischen Kirche erbaut wurde. Es ist meine Taufkirche, in dieser Zeit hieß sie evangelisch-lutherische Kirche. Es vielleicht nur ein Wortspiel, aber bei Kleinigkeiten fängt Geschichtsaufarbeitung an. Weiter liest man: "Am 13.09.2008 jährte sich die Konsekration der Kirche zum 100. Mal. Die Jubiläumsfeierlichkeiten wurden von folgenden Pfarren organisiert: der römisch-katholischen Pfarre Mariä Heimsuchung und der evangelisch-augsburgischen Pfarre Wang unter Mitwirkung des Museums für Sport und Touristik in Karpacz und des Bürgermeisters von Karpacz". Das an diesen Feierlichkeiten auf Einladung des Pfarrers Pech von der Pfarre Wag auch über dreißig ehemalige Krummhübler, deren Vorfahren erst den Kirchenbau ermöglicht haben, teilnahmen, ist keine Erwähnung wert.

Als zwei Jahre später die katholische Kirche ihr 100. Jubiläum feierte, verzichtete man ganz auf die ehemaligen deutschen katholischen Glaubensbrüder.

Wenige Meter weiter wird das Dach der ehemaligen katholischen Kirche neu eingedeckt. Da besteht Hoffnung auf eine notwendige Sanierung.

Auch das Dach der Villa "Charlotte", wo einst Fotograf Wenzel sein Geschäft hatte, wird neu gedeckt. Die größte Baustelle in der zukünftigen Fußgängerzone ist das Grundstück der ehemaligen Villa "Reinhard", alias Haus "Hohenzollern", das Haus der Großeltern unserer Verlegerin Christiane Giuliani. Ein Artur Domanski, Besitzer der beiden Imbisse im Blockhausstil der Karpaten, hat Haus und Grundstück erworben und baut hier eine Großgaststätte.

Im nächsten Gebäude, dem neu errichteten Wohn-und Geschäftshaus, unterhalb der Villa "Güttler", prangt ein bekannter Name, Drogerie-Krösus Rossmann hat hier seinen ersten Markt eröffnet. Gegenüber vom Hotel "Goldener Frieden", dem heutigen "Mieszko", wurde der alte Park in eine sehenswerte Anlage verwandelt. Die Fontäne sprudelt wieder, wie eh und je und der Musikpavillon mit mehreren Reihen von Bänken lässt auf Konzerte hoffen.

Am nördlichen Rand der Parkanlage ein moderner Neubau mit dem Berggeist Ducha Gor.

Es ist die Stelle wo man bei Baggerarbeiten einen Stab in der Art eines Zepters, gekrönt mit einem Bergkristall, gefunden hat. Der Stab soll über hundert Jahre alt sein und angeblich vom Rübezahl stammen. Der Fund wird nun im Riesengebirgsmuseum auf Alter und Echtheit untersucht. Bereits vor dem I. Weltkrieg befand sich an dieser Stelle das Steinschmuckgeschäft Schmidt, welches den berühmten Schmuck aus Idar-Oberstein, aber auch Andenken aller Art, vertrieb.

Ein privater Investor hat das Gebäude errichtet. Zu ebener Erde wird ein Souvenir-Shop und im Keller ein Museum eingerichtet. Im oberen Bereich des Hauses sollen Gäste in einem kleinen Restaurant bewirtet werden. Am Ende vom Breitenhau entdeckte ich eine neue Pension, es ist das frühere Haus Nr. 211 und gehörte Heinrich Pohl, unserem letzten Koppenwirt.

In den letzten Jahren hatte das Haus viele Besitzer, ein tragbares Konzept zur Belebung hatte aber keiner der Investoren. Vielleicht ändert sich das mit den neuen Besitzern.

Am Ende der Straße, die "Am Schalasterhübel" heisst, stand und steht noch die Pension "Carmen". Das Haus aus deutscher Zeit wurde nach 1945 bereits erheblich um- und ausgebaut. Jetzt wird es mit EU-Mitteln erneut vergrößert und modernisiert. Für den Laien fast ein Unding. Wieso werden in einem Ort wie Karpacz, der ein Überangebot von Hotels und Pensionen aufzuweisen hat, derartige Häuser gefördert. Heimatfreund Andreas Kawaletz, der sich auf Grund seiner Belesenheit und seiner Sprachkenntnisse ein enormes Wissen über das heutige Polen angeeignet hat, klärte mich auf, in dem er aus dem "Operationellen Programm Niederschlesiens" zitierte: "Prioritätsache 5. Erschließung und Förderung des Potenzials Niederschlesiens in den Bereichen Tourismus, Kultur und Bäderwesen. Im Rahmen dieser Prioritätsache sollen vor allem die Wettbewerbsfähigkeit des Tourismus in Niederschlesien verbessert und sein kulturelles Erbe genutzt werden, um die Anziehungskraft dieser Region im In- und Ausland zu erhöhen".

Bereits am Schalasterhübel werden Wege ausgebessert bzw. neu angelegt. Die Fortsetzung des Wegebaus erfolgt unterhalb von der Tankstelle in Richtung Talsperre. An einer Tafel wird erklärt:
"VIA SACRA - ZWEI STÄDTE EIN WEG".

Herr Kawaletz hat mir auch hier weiter geholfen und mich umfassend unterrichtet. Zusammengefasst vielleicht folgende Erklärung: "Via Sacra im Dreiländereck: Brücke der Kultur. Sie ist alt und zugleich brandneu: die Via Sacra, der Heilige Weg. Die Touristenroute wurde gerade mit EU-Geldern etabliert, orientiert sich aber an jahrhundertealten Handels- und Pilgerwegen. Sie verknüpft 16 sakrale Stätten und Kunstschätze in Sachsen, Polen und Tschechien". Karpacz und seine Kirchen gehören dazu und die angegebenen EU-Fördermittel fließen.

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