Krummhübel im Herbst 2012

Pfaffenberg-Hirschberg-Schmiedeberg-Quirl / Buchwald-Fischbach

Karl-Heinz Drescher, Leipzig


– Fortsetzung –

Von Buchwald aus ging es dann über Södrich nach Schloss Fischbach.

Dieses idyllisch in dem weitläufigen Park eingebundene Schloss im Stil der Neogotik ist vielleicht das interessanteste aller Schlösser im Ostteil des Hirschberger Tales. Nach Erdmannsdorf sicher auch das bedeutendste, wenn man von seinen letzten Besitzern ab 1822 und den hochrangigen Gästen, die einst hier verkehrten, ausgeht. Seit vor ca. vier Jahren die Absperrzäune fielen hat sich am Haus und im Park sehr viel getan. Der Baufortschritt ist unverkennbar. Es wird auch Wert auf Detailtreue gelegt, wie man am restaurierten Renaissance-Portal am Westflügel erkennen kann.

Im nächsten Jahr könnte bereits die Eröffnung als Hotel stattfinden, wenn ich den Verwalter oder Wächter richtig verstanden habe. Gern hätten wären wir noch länger an diesem Ort, den der Maler Herbst so farbig verändert hatte, geblieben, aber die Zeit schritt voran und der Magen meldete sich zu Wort.

Die Fahrt ging weiter nach Lomnitz, zur späten Mittagspause. Über Lomnitz zu schreiben hieße, "Eulen nach Athen tragen", aber es ist schon beeindruckend was dort in all den Jahren entstanden ist. Ein Besuch lohnt sich in jedem Jahr.

Ein Besuch bei Frau Gudowska in Saalberg, dort oben in der Höhe mit dem herrlichen Ausblick ins Hirschberger Tal, beendete die Entdeckungstour, ehe es über Giersdorf, dann durch die Bächeltal-Straße, weiter nach Hainbergshöh und durch Brückenberg zurück zum Hotel ging.

Als ich Frau Gudowska eine alte Ansichtskarte von Bächeltal zeigte, da ich wusste, dass ihr Vater über Jahre diese Straße sommers und winters auf seinem Weg zur Arbeitsstelle, der Gummifabrik in Giersdorf, gehen musste, erkannte sie sofort links den Soldatenstein.



Bächetal

Spontan erzählte sie mir wie es zu diesem Namen gekommen ist. Der Sage nach hat an dieser Stelle ein Soldat mehrere Waldarbeiter, die sich oberhalb vom Stein aufhielten, nach dem Weg gefragt. Sie forderten ihn auf nach oben zu kommen und stürzten ihn dann in die Tiefe, wo er zu Tode kam.

Der letzte Tag gehörte wieder Krummhübel. Das fast unübersehbare Baugeschehen hatte ich schon erwähnt. Seit EU-Gelder fließen herrscht wahrer Bauboom. Ob diese Mittel immer zweckmäßig eingesetzt werden, darüber streiten auch Einheimische.

Heimatfreunde aus Krummhübel, die mehrere Jahre nicht mehr in ihrer Heimat waren, werden den Ort kaum wieder erkennen. Man kann den Ort getrost als Stadt der Hotels und Pensionen bezeichnen.

Mein Rundgang begann zwischen Post und Schulz & Oechsner. Vor 1914 war hier, dank der weitsichtigen Politik der Wirte des Gasthofes und späteren Hotel "Zur Schneekoppe", Albert und Gustav Exner, sowie ihres Schwagers Heinrich Rummler, die über dreißig Jahre als Gemeindevorsteher das Geschehen im Ort lenkten, das Zentrum von Krummhübel.

Nach ihrem Tod und dem Ende des I. Weltkrieges war es damit vorbei. Das einstige 1. Haus am Platz wurde Kurhotel und später nach der Weltwirtschaftskrise gehörte es als Riesengebirgsheim dem Verband für Handel und Industrie. Nach Kriegsende bis zu unserer Vertreibung 1947 hat meine Mutter in diesem Heim, nunmehr Erholungsheim für polnische Offiziere, gekocht. Während dieser Zeit wohnten wir auch hier. Da Schule damals nicht stattfand, zumindest nicht für deutsche Kinder, war das geräumige Haus und der weitläufige Park mein Abenteuerspielplatz. Die Straße durfte ich aus hinreichen bekannten Gründen nicht betreten. Während dieser Zeit wurde im großen Saal des Heimes das Kino eröffnet. Zur Premiere lief der Film "Die Frau meiner Träume" mit Marika Rökk in der Hauptrolle. Abend für Abend habe ich dann in der ersten Zeit diesen Film gesehen. Die Melodie "In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine" ist mir seit dieser Zeit in Fleisch und Blut übergegangen. Es gab wohl damals keine polnischen Filme, daher musste ein deutscher Film herhalten. Später gab es dann Kriegsfilme in polnischer Sprache. Unser verstorbener Hans Bergmann klärte mich Jahre später auf, das Kino war 1944 fertiggestellt worden, zu Aufführungen kam es jedoch nicht mehr.

Später kam das Heim unter dem Namen "Piast" in den Besitz der polnischen Gewerkschaft und verfiel zusehends. Bereits im Vorjahr hatte ich erfahren, dass das Haus verkauft wurde. In diesem Jahr wurde es Gewissheit, ein Hotelbesitzer aus Karpacz hat das Haus gekauft und es wird innen und außen gewerkelt.

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