Veröffentlicht in der "Schlesischen
Bergwacht", November / Dezember 2011
Eingereicht von Herrn Karl-Heinz Drescher
von Karl-Heinz Drescher, Leipzig
Wenige Meter nach Schloss Buchwald der nächste Halt am Platz unterhalb vom Pavillon im Schlosspark. Der Platz wurde aufwendig aus Natursteinen und einer Pergola gestaltet. Sehr erfreulich, der Pavillon wurde fertig gestellt und man kann jetzt auch bei Kaffee und Kuchen, sicher nur an Wochenenden und bei schönem Wetter, wie einst das Ehepaar Reden und ihre Gäste, den herrlichen Blick auf die Schneekoppe genießen. Da es noch Vormittag war wollten wir das verlockende Angebot nicht annehmen, da noch weitere Orte auf dem Programm standen. Vermisst habe ich die Hinweisschilder am Pavillon, welche einst auf die Mitwirkung des VSK aus Lomnitz hinwiesen. Aus eigenem Erleben weiß ich, dass der VSK den ersten Schritt zur Sanierung des Pavillons getan hat und entsprechende Gelder zur Verfügung gestellt hat.
Der nächste Ort hieß, wie in jedem Jahr, Schloss Fischbach. Der Baufortschritt ist unverkennbar. Wenn ich die Informationen am Schloss auf Polnisch richtig gedeutet habe, ist bereits im nächsten Jahr Eröffnung, nunmehr als Schloss-Hotel. Einen Katzensprung von Fischbach entfernt liegt Bärndorf. Fast alle Orte des Riesengebirges kenne ich, in Bärndorf war ich noch nie, obwohl früher wohl über die Hälfte der Einwohner den gleichen Familiennamen wie ich trug. Dazu kam, dass ich erst vor wenigen Tagen eine sehr alte, aber noch gut erhaltende Ansichtskarte mit dem Gerichtskretscham erworben hatte. Nun kam noch die Neugier dazu, ob den dieser alte Kretscham noch steht. Er steht noch, wie eh und je am Ortsanfang, ist bewohnt aber baulich in sehr desolaten Zustand.
Die Fahrt ging weiter nach Hohenwiese zum "Annenhof". Es war einst die Villa des Rohmetallkaufmannes Theodor Grosser, der diese im toskanischen Stil in einem 6000 qm großen Park, welcher wohl früher zum Anwesen von Schloss Neuhof gehörte, durch den Architekten Ludovici für seine Frau Anna erbauen ließ. Seine Tochter Constanze, verheiratet mit dem Geheimen Oberregierungsrat und Vortragenden Rat im Ministerium für öffentliche Arbeiten Julius Reinhold Stöckardt, hielt sich regelmäßig auf dem Familiensitz in Hohenwiese auf. Hier lernte das Ehepaar 1885 den Dichter Theodor Fontane kennen, der nun häufiger Gast im "Annenhof" war und nahmen wie er am gesellschaftlichen Leben von Schmiedeberg und Krummhübel teil. Der jetzige polnische Besitzer lässt dieses wunderbare Haus aufwendig sanieren und möchte es als Pension betreiben. Im Gebälk des Hauses hat man alte Inschriften gefunden, diese hätte ich mir gern angesehen und auch fotografiert. Leider konnte ich den Besitzer nicht ausfindig machen. Nachbarn erklärten mir, dass er seit Tagen nicht gesehen wurde und auch die Bauarbeiten ruhten.
Von hier aus ging die Fahrt weiter durch das Gebirgsvorland bis nach Schreiberhau
und Jakobstal. Auf Grund des sonnigen Herbstwetters war in Schreiberhau Hochbetrieb,
fast Volksfeststimmung. An den beiden Wasserfällen stauten sich die Autos und
es wimmelte von Tagestouristen. Das gleiche Bild, wenn nicht noch schlimmer,
am Lift zum Reifträger. Auf der Straße nach Jakobstal nutzten viele Biker das
gute Wetter zu einer, vielleicht letzten Ausfahrt. Kurz vor Jakobstal, in Höhe
des Weiber Berges, befindet sich ein Parkplatz von dem man einst einen wunderbaren
Ausblick auf das Isergebirge hatte. Leider hat der Baumwuchs jetzt dort eine
Höhe erreicht, dass dies nicht mehr möglich ist. Eine Blick-Schneise wäre hier
angebracht.
Zurück ging es dann ab Giersdorf durch die Gebirgsdörfer Hain, Baberhauser,
Bronsdorf bis nach Brückenberg. Auf dem Friedhof Wang besuchte ich das Grab
von Frau Kallert und es gab eine Überraschung. Im Vorjahr stand noch ihr polnischer
Name "Irena Koscianska Cierpial" auf dem schlichten Holzkreuz. Jetzt
ist der Name geändert, wie sie es sich immer gewünscht hat: "Inge Kallert
Cierplal".
Auf der Weiterfahrt nach Mittel-Krummhübel, dann auf der linken Seite unübersehbar
das Luxus-Hotel "Golebiewski". Es schien gut besucht zu sein, denn
der Parkplatz war fast ausgelastet und vielleicht knapp zehn Reisebusse konnte
ich erkennen. Ein wöchentlicher Urlaub mit umfangreichen Wellness-Angebot kostet
bei zwei Mahlzeiten am Tag pro Person ca. 400, 00 Euro. Eben wollte ich schreiben:
"Das Hotel hat sich trotz aller Unkenrufe und Drohungen nach einem Rückbau
fest etabliert und gegen den Denkmalschutz durchgesetzt", da flattert ein
Brief von unserem Heimatfreund Hans Probst aus Görlitz in Haus. Der Inhalt ein
Artikel aus der SZ vom 11.10.2011 mit folgenden Inhalt: "Sieg für Polens
Denkmalschützer noch in diesem Jahr soll der Umbau des riesigen Hotels
in Karpacz (Krummhübel) auf den Weg gebracht und spätestens bis Jahresende abgeschlossen
sein. Bauherr und Betreiber Tadeusz Golebiewski willigte ein, die Gebäudehöhe
um 4,50 Meter zu verringern".
Auf dem Areal des ehemaligen Freibades "Rübezahl" ist ein Parkplatz
für Reisebusse geworden und an der früheren Grenze zwischen Krummhübel und Brückenberg
wurde das Hotel "Waldhaus Weimar", zumindest im Außenbereich, sehr
schön restauriert. Aus der ehemaligen Tristesse ist ein dezent ockerfarbener
Bau geworden.
Krönender Abschluss sollte eine Wanderung zur Schneekoppe werden, auf dem traditionellen
Koppenweg von Wang, in Richtung ehemaliger Schlingelbaude. Kleiner Teichbaude,
Hampelbaude, Kamm und Koppenkegel. Um es vornweg zu nehmen, es wurde eine schweißtreibende
Angelegenheit, allerdings veredelt durch das sonnige Wetter und die herrlichen
Ausblicke. Da der Omnibus von Mittelkrummhübel in Richtung Wang nur stündlich
fährt und er mir vor der Nase weggefahren war, ging ich den Weg bis nach Wang
zu Fuß. Im fortgeschrittenen Alter bereit eine Strapaze. Nach Errichtung des
obligatorischen 5,- zl. Obolus als Eintritt in den Nationalpark, wo es mich
immer reizt zu fragen wofür dieses Geld genommen wird, für den Wegebau ganz
sicher nicht. Aber erstens kann ich nicht verlangen, dass die Frau im Kassenhäuschen
meine Sprache spricht, zum anderen hat sie wohl darauf keinen Einfluss. Also
Stöcke in die Hände und auf dem steinigen Geläuf ohne Rücksicht auf meine angeknackste
Bandscheibe, der dieser Steinweg nicht gut tut, vorwärts nach oben. Das erste
Teilstück noch sehr bewaldet, lockert sich erst dort auf, wo der Weg von Baberhäuser
einmündet. Dann tritt der Baumbestand zurück und der Blick auf den Kamm mit
dem Mittagsstein wird frei.