Veröffentlicht in der "Schlesischen Bergwacht", November / Dezember 2011
Eingereicht von Herrn Karl-Heinz Drescher

Das Riesengebirge im Herbst 2011

Krummhübel-Buchwald-Fischbach-Schneekoppe

von Karl-Heinz Drescher, Leipzig

– Fortsetzung –

Wenig später dann die Lichtung an der ehemaligen Schlingel- und Hasenbaude, mit den Dreisteinen im Hintergrund. Es gehört schon etwas Fantasie, aber auch Ortskenntnis dazu, um sich 68 Jahre zurück zu versetzen, als ich 1943 diesen Weg mit meinen Eltern das erste Mal ging. An Hand meiner zahlreichen Postkarten finde ich mich aber auch in heutiger Zeit noch gut auf dem Terrain zurecht, welches heute Polana heißt.



Kleine Teichbaude

Nach kurzer Zeit ging es dann in Richtung Ziegenbrücke und von dort rechts, auf einem Steig, der den Namen Weg nicht verdient, zur "Kleinen Teichbaude". Nun will ich nicht immer in Nostalgie verfallen, aber wenn man sich so in die Heimatforschung vertieft und viel gelesen hat und wenn dann noch alte Erinnerungen hoch kommen, bleiben gewisse Gedanken nicht aus. Ich möchte den heutigen Besitzern nicht weh tun, aber die Baude ist ein besserer Imbiss, wo nichts, aber auch gar nichts, von der einstigen Bauden-Romantik übrig geblieben ist. Vergangen sind die Zeiten, als unser Krummhübler Skimeister Paul Haase als Pächter, aber besonders seine Frau "die Häsin", die Baude zum Mittelpunkt der Wintersportler, auch aus dem Böhmischen, machte. Mein Begehren war recht bescheiden, ein tiefgekühltes Bier sollte es sein und einen Platz auf dem Freisitz. Beides war vorhanden und ich mit der Welt wieder zufrieden. Dann eine Begegnung, welche beweist, dass die Welt doch ein Dorf ist. Aus der Baude trat Siegfried Bolach, der Heimatbetreuer aus Stonsdorf. Da war die Überraschung und Freude gleichermaßen groß. Er hatte am Vortag in Stonsdorf seinen 60. Geburtstag gefeiert und war zur Baude gewandert, um am schönsten Platz des Gebirges, wie er meinte, zu verweilen. In der etwas dämmrigen Baude hatte ich ihn nicht wahrgenommen. Wer Siegfried Bolach kennt, weiß dass seinem Mitteilungsdrang kaum Grenzen gesetzt werden können. Irgendwann musste ich dennoch weiter, um mein Tagesziel noch zu erreichen.



Hampelbaude

Der Weg zur Hampelbaude überraschend gut zum Laufen. Die Hampelbaude, ähnlich der "Kleinen Teichbaude" für Wanderer ausgerüstet, ohne Gäste im Innern, aber war geht schon bei diesen herrlichen Wetter in eine dunkle Gaststube. Zügig ging es jetzt zum Kammweg. Von weiten sah man schon zahlreiche Wanderer, welche aus Richtung Spindlerpass in Richtung Koppenplan oder Schneekoppe unterwegs waren. Endlich kam die Schneekoppe in Sichtweite. Dieser Anblick motiviert und die Schritte werden schneller. Auch wurde der weg besser, zwar immer noch gepflastert aber es gab einen sandigen Randstreifen, der das unbeschwerte Wandern ermöglichte. Mein Freund Hans-Eberhardt Pohl, Sohn des letzten Koppenwirtes, berichtete mir, das es früher nur einen Kies- oder Schotterweg gegeben, der das Wandern begünstigte. Sein Vater und die übrigen Bauden-Wirte waren für den Zustand des Weges verantwortlich und trugen auch alle Kosten. Fairerweise muss man zugeben, es gab damals noch keine motorisierten Versorgungsfahrzeuge, nur eben Träger oder Fuhrwerke. Für die jetzigen LKW und Jeeps, die man unterwegs trifft ist die Pflasterstraße sicher unentbehrlich, aber man hätte auch wanderfreundliche Randstreifen anlegen können. Bei dem neuen Weg, welcher vom Lift zum Schlesierhaus führt ging es doch auch.



Die Koppe vom Kammweg aus


Am Fuß der Koppe

Mit diesen Überlegungen war ich am Schlesierhaus auf dem am Koppenplan angekommen. Die Koppe lag in ihrer ganzen Schönheiten vor mir. Fast geschafft. Nun gab es das zweite wohlverdiente Bier vom Fass. Der Freisitz war gut besucht. Auch viele deutsche Touristen konnte ich ausmachen. Das letzte Stück legte ich auf dem Jubiläumsweg zurück, den steileren und steinigen Zick-Zack-Weg wollte ich mir aus den bekannten Gründen nicht antun. Nach einer weiteren halben Stunde trat ich dann auf den Koppenkegel. Es war gegen 16.00 Uhr und meine 17. Koppenbesteigung, ohne Zuhilfenahme des Liftes, war vollendet. Mein Fernziel war einmal die 20, ungewiss aber das Erreichen des Zieles und wenn, dann nur von Böhmen aus.



Der fotografische Beweis meiner Koppenbesteigung

Entgegen aller Vernunft benutzte ich auf dem Rückweg nicht den Lift, sondern ging durch den unwegsamen Melzergrund. Körperlich fast entkräftet erreichte ich die Melzergrund Baude. Es war gegen 18.00 Uhr und bereits dunkel. Die Baude war noch geöffnet. Die Gaststube und das Angebot nicht sehr einladend. Verwundert war ich, dass es in der Baude kein elektrisches Licht gibt. Man bedient sich der Kerzen. Eine weitere Stunde und die Teichmannbaude war erreicht. Gern hätte ich jetzt ein Taxi für den Rest des Weges genutzt. Aber wie dem so ist, es kam keins. Nach 20.00 saß ich dann endlich in der "Rezydencja" beim Abendbrot. Der nächste Tag in Krummhübel verging mit Erkundungen und Fotografieren im Ort. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass der Muskelkater, ein fürchterlicher war.

Problemlos erfolgte am nächsten Tag die Heimfahrt.

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