Veröffentlicht in der "Schlesischen
Bergwacht", Juni 2007.
Eingereicht von Herrn Karl-Heinz Drescher
von Karl-Heinz Drescher, Leipzig
Fortsetzung
In dieser Zeit erhielt das Haus die Bezeichnung "Goldener Frieden". Auf der abgebildeten Fotografie von 1887, die ich sehr günstig im Internet kaufen konnte, lesen wir: "H. Rummler´s Gasthaus zum goldenen Frieden".
Prominentester Gast, zumindest Mittagsgast,
in diesem Jahr war Theodor Fontane, Es war der siebente Besuch des bekannten
Dichters im Riesengebirge und davon der fünfte Aufenthalt in Krummhübel.
Er wohnte im Haus "Meergans" an der Skiwiese und das Mittagessen wurde
in Rummlers Gasthaus geholt.
1895 verkaufte er das Gasthaus und wenig später, 1899, erwirbt er die Häuser
Nr. 72a und 72b. Die Häuser hießen Jahre später Haus "Renate"
und Haus "Germania". Das spätere Haus "Renate" erwarb
er übrigens vom Schneekoppenwirt Heinrich Pohl, der das Haus seit 1883
in seinem Besitz hatte.
Nach seiner Wahl zum Ortsvorsteher übernimmt Rummler die Leitung des Hotel´s
"Zur Schneekoppe" und ab 1911 ist er Inhaber der Exner A.G. im gleichen
Hotel, welches später, nach 1925, das Riesengebirgsheim wird.
Neuer Besitzer vom Gasthaus "Zum Goldenen Frieden" wurde Wilhelm Schier,
auch er und seine Frau, ein Glücksfall für das Haus und die Gemeinde
Krummhübel.
1900/01 wurde in Krummhübel der Kurpark geschaffen. Von nun an gab es in
der "Hochsaison" wöchentlich ein bis zwei Kurkonzerte, die bei
schlechtem Wetter abwechselnd im Hotel "Schneekoppe" oder "Goldener
Frieden" stattfanden. Die Konzerte wurden durch das Musikkorps der Hirschberger
Jäger gestaltet. Zwischen den beiden größten Hotels gab es einen
verbissenen Wettstreit. Dazu lassen wir unseren Heimatforscher Dr. Hans Reitzig
zu Wort kommen lassen. Im "Heemte-glöckla", Oktober 1959 schreibt
er u.a.:
"Einer versuchte den anderen zu überbieten. Als Rummler auf den Gedanken
kam, in seinem Hotelgarten (gemeint ist die Schneekoppe) einen Springbrunnen
zu bauen, ließ das die "Tante Schier" nicht schlafen. Schon
im Sommer darauf plätscherte auch beim "Goldenen Frieden" eine
Fontäne... Wer einmal alte Prospekte studierte, mag sich an Empfehlungen
und Anzeigen im Stile der Zeit ergötzt haben. Dem Überbieten sind
einfach keine Grenzen gesetzt. Rühmte sich z.B. die "Schneekoppe",
mit ihren 60 Zimmern das "altrenommierteste und größte Etablissement
am Platze" zu sein, so empfiehlt der "Goldene Frieden", den die
Konkurrenz wegen seiner vielfach jüdischen Gäste zu deren eigenen
Spaß bald "Goldener Isidor" benannte, seine "weit
bessere Lage" und den "größeren Komfort" seiner Zimmer
mit der "schönsten Aussicht". Mit einer Flut von Fremdwörtern
wird alles übersteigert. Konnte die "Schneekoppe" bereits 1900
einen eigenen "Lawn-Tennisplatz", den ersten des Ortes, aufweisen,
so empfahlen Schiers einem "geehrten Publikum" ihren im gleichen Jahr
entstandenen "Konditorei-Pavillon", das "Cafe Habmichlieb",
dazu auch noch die damals schier unentbehrlichen "Colonnaden".
Weitere Vorzüge des "Goldenen Friedens" waren der Ausschank von
Münchener Hofbräu, das man in Original Tonkrügen kredenzt bekam.
Eigene Equipagen waren eine Selbstverständlichkeit. Die tatkräftige
"Tante Schier", wie sie Reitzig vertrauensvoll nannte, pries bald
ihre "Führerstuben" für den Winter an. Das Hörnerschlittenfahren
war in Mode gekommen und für viele Krummhübler war eine neue Einkommensquelle
erschlossen worden. Der "Goldene Frieden" war das erste Hotel, wo
man die Schlitten mieten konnte.
In den Jahren 1908 bis 1910 wurde das Hotel modernisiert. Ein Darlehen von 400
000 Goldmark durch den Engländer Dr. Drory, Besitzer einer chemischen Fabrik
in Berlin und mit der Familie Schier befreundet, machte es möglich. Dr.
Drory startete auch die erste große Werbeaktion für den Krummhübler
Wintersport, in dem er große Buntplakate in der Berliner Untergrundbahn
anbringen ließ.
Von 1912 an hatten der "Goldene Frieden" und die "Schneekoppe"
sogar ein eigenes Hotelorchester. Hauptsächlich in der Wintersaison spielte
man unter der Leitung von Meister Wandow abwechselnd in beiden Hotels. Im "Frieden
Saal", wie ihn Reitzig nennt, traten bedeutende Künstler der damaligen
Zeit auf. Zwei von ihnen sollen hier genannt werden, zum einen der damals berühmteste
Zauberkünstler Bellachini und zum anderen, Raoul von Kosczalski, einer
der bedeutendsten Chopin-Spieler.
Auftritte solcher Künstler setzten natürlich auch ein auserlesenes
Publikum voraus.
Nach dem ersten Weltkrieg setzte dann der verbilligte Massenbetrieb ein, der
schließlich im "KDF"-Betrieb endete. Viele Hotels und Pensionen
gingen in den Besitz von Versicherungen, Krankenkassen und beruflicher Verbände
über. Reitzig nennt das Jahr 1925, das Jahr der Heime.
Dem "Goldenen Frieden" blieb dieses Schicksal erspart. Nach dem Tode
von Wilhelm Schier leitete seine Frau das Hotel umsichtig weiter. Beider Todestage
konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen.
1925 wird als neuer Besitzer Fritz Preusse angegeben. Er ist Inhaber der Firma
Fritz Preusse´sche Betriebe in Breslau. Unter gleicher Leitung stand das
Weinhaus Fritz Preusse, Domstübl und Mokkadiele in Breslau, Schweidnitzer
Str. 36.
Die Besitzer haben in der Folgezeit mehrfach gewechselt. Gute und schlechte
Zeiten lösten einander ab. Der Hotelbetrieb lief, auch während des
Krieges, weiter.
Wie mir Heimatfreund Hans-Eberhardt Pohl, Sohn des letzten Koppenwirtes Heinrich
Pohl, berichtete, gab es noch Tanzveranstaltungen. Beliebt war auch das "Kroatzbeer-Stübl",
welches der ehemalige Oberkellner von der Preußischen Baude auf der Schneekoppe,
Hallinek, im Haus gepachtet hatte.
Letzte Besitzer oder Pächter waren Herr und Frau Hahnefurt. Kurz vor Kriegsende
konnte sich das Ehepaar Hahnefurt noch rechtzeitig auf ihr Besitztum in Hamburg
zurück ziehen.
Damit endete die erfolgreiche Geschichte des "Goldenen Friedens".
Über achtzig Jahre stand das Haus ganz in dem Dienst am erholungssuchenden
Gast. Was aus einer so langen Erfahrung heraus geleistet wurde, wird so leicht
nicht nach gemacht werden können.