von Karl-Heinz Drescher, Leipzig
Schräg gegenüber vom Augustabad befindet
sich Haus Nr. 19 von Neumann. 1886 schreibt Fontane: "Am Haus gegenüber"
kommen wir vorbei, "wo Prof. Hoppe wohnte" und am "steinernen
Briefträgerhaus".
Professor Hoppe, war ein bekannter Schulmann am Gymnasium zum Grauen Kloster
in Berlin und langjähriger Sommergast bei Neumann. Auch dieses Haus ist als
Wohnhaus noch erhalten.
Gegenüber in Nr. 20, die Fleischerei
von Klose. Heute ist Haus und Laden, lange Zeit als Pizzeria, noch erhalten.
Der Fleischermeiste Klose war von sehr kräftiger Statur, sein Vater übertraf
ihn aber wohl noch um ein Vielfaches. Das hat Fontane sehr imponiert, denn in
seinem Roman "Quitt" verwendet er den Namen für den gewichtigen Dorfschulzen.
Bei Klose pflegte meine Mutter während des Krieges die bescheidenen Fleischmarken
einzulösen. Meine Erinnerungen daran sind sehr positiv, denn ich erhielt immer
einen Zipfel Wurst. Einmal hatte es Frau Klose vergessen. Meine Mutter wollte
den Laden verlassen, hatte aber nicht mit meinem Widerstand gerechnet, denn
lauthals forderte ich mein Stück Wurst ein und bekam es auch. Meiner Mutter
war dieser Vorfall peinlich, aber Frau Klose gab mir recht und die Welt war
für mich wieder in Ordnung.
Das nächste Haus trägt die Nr. 25
und gehörte seit 1911 dem Tischlermeister Gustav Schreiber. Fontane hat sich
wohl nie in dem Haus aufgehalten, noch hat er es in seinen Briefen an Friedlaender
erwähnt, aber er kannte es, besonders aber Gustav als Kind von Julius Schreiber,
bei dem er 1884 und 1885 wohnte. Gustav hat zeitlebens dankbar und mit wahrer
Ehrfurcht die Geschichte erzählt, wann immer vom berühmten Sommergast seines
Elternhauses die Rede war: "Ganz versonnen sah er aus und hatte die Stirne
ganz in Falten gelegt, wenn er von seinen Spaziergängen zurückkam. Deutlich
sehe ich ihn noch vor mir, wenn er mit seiner zerschlissenen Krawatte daher
kam…"
Gustav hatte auch eine gewisse Schlitzohrigkeit, die dem Gebirgler eigen war,
geerbt. Seinen Sommergästen, immerhin wurden in Spitzenzeiten 6 Zimmer vermietet,
erzählte er oft, dass in seinem Haus der berühmte Theodor Fontane zur Sommerfrische
gewohnt habe. So jedenfalls berichtete es mir Heimatfreund Hans Bergmann, der
bis 1945 in dem Haus wohnte und oft solche Gespräche belauscht hatte.