Theodor Fontane in Krummhübel

Ein Spaziergang auf den Spuren Fontanes von der Villa "Viola" zur Brodtbaude

von Karl-Heinz Drescher, Leipzig

– Fortsetzung –

Schräg gegenüber vom Augustabad befindet sich Haus Nr. 19 von Neumann. 1886 schreibt Fontane: "Am Haus gegenüber" kommen wir vorbei, "wo Prof. Hoppe wohnte" und am "steinernen Briefträgerhaus".

Professor Hoppe, war ein bekannter Schulmann am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin und langjähriger Sommergast bei Neumann. Auch dieses Haus ist als Wohnhaus noch erhalten.

Haus Neumann um 1910
Ehemals Haus Neumann um 2011

Gegenüber in Nr. 20, die Fleischerei von Klose. Heute ist Haus und Laden, lange Zeit als Pizzeria, noch erhalten. Der Fleischermeiste Klose war von sehr kräftiger Statur, sein Vater übertraf ihn aber wohl noch um ein Vielfaches. Das hat Fontane sehr imponiert, denn in seinem Roman "Quitt" verwendet er den Namen für den gewichtigen Dorfschulzen.

Bei Klose pflegte meine Mutter während des Krieges die bescheidenen Fleischmarken einzulösen. Meine Erinnerungen daran sind sehr positiv, denn ich erhielt immer einen Zipfel Wurst. Einmal hatte es Frau Klose vergessen. Meine Mutter wollte den Laden verlassen, hatte aber nicht mit meinem Widerstand gerechnet, denn lauthals forderte ich mein Stück Wurst ein und bekam es auch. Meiner Mutter war dieser Vorfall peinlich, aber Frau Klose gab mir recht und die Welt war für mich wieder in Ordnung.

Fleischerei Klose, linkes Haus, vor 1900
Ehemals Klose, heute eine Pizzaria 2011

Das nächste Haus trägt die Nr. 25 und gehörte seit 1911 dem Tischlermeister Gustav Schreiber. Fontane hat sich wohl nie in dem Haus aufgehalten, noch hat er es in seinen Briefen an Friedlaender erwähnt, aber er kannte es, besonders aber Gustav als Kind von Julius Schreiber, bei dem er 1884 und 1885 wohnte. Gustav hat zeitlebens dankbar und mit wahrer Ehrfurcht die Geschichte erzählt, wann immer vom berühmten Sommergast seines Elternhauses die Rede war: "Ganz versonnen sah er aus und hatte die Stirne ganz in Falten gelegt, wenn er von seinen Spaziergängen zurückkam. Deutlich sehe ich ihn noch vor mir, wenn er mit seiner zerschlissenen Krawatte daher kam…"

Gustav hatte auch eine gewisse Schlitzohrigkeit, die dem Gebirgler eigen war, geerbt. Seinen Sommergästen, immerhin wurden in Spitzenzeiten 6 Zimmer vermietet, erzählte er oft, dass in seinem Haus der berühmte Theodor Fontane zur Sommerfrische gewohnt habe. So jedenfalls berichtete es mir Heimatfreund Hans Bergmann, der bis 1945 in dem Haus wohnte und oft solche Gespräche belauscht hatte.

Haus Schreiber um 1900
Ehemals Haus Schreiber 2011
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