von Karl-Heinz Drescher, Leipzig
Einige Meter weiter, etwas abseits
vom Weg, das bereits erwähnte "Hampelhaus", Nr. 148 von Krummhübel.
Hier kamen also Anna und Elisabeth Schäfer bei Mischke unter. Zu Zeiten Fontanes
bestand das Haus noch nicht. Es wurde erst nach 1900 erbaut.
Elisabeth verdiente sich ihren Unterhalt durch Nachhilfestunden. Anna spielte
gern auf dem Klavier von Mischkes und sang immer "Hab ein blaues Himmelbett,
drinnen schläft es sich so nett". So erzählte es mir meine Schulfreundin
Marianne Walter, verheiratete Sykor, welche gegenüber von Mischke wohnte. Auch
dieses Haus ist noch bewohnt. Seit 1945 scheint auch hier, baulich gesehen,
die Zeit stehen geblieben zu sein.
Auf dem eingeschlagenen Fußweg geht es weiter in Richtung Krummhübel, vorbei am alten Laborantenhaus von Hampel, von ihm hat das eben erwähnte "Hampelhaus" seinen Namen.
Aus dem Laborantenhaus wurde später der Bauernhof von Erbhofbauer Pfaffe. Kurz dahinter erreicht man die Chaussee.
Hier endet der Teil von Birkigt, welcher zu Krummhübel gehörte.
Nach 800 Metern erreicht man die Kreuzung, wo es links nach Schmiedeberg / Kowary und rechts nach Querseiffen / Ploczki geht. Unser Weg führt geradeaus weiter und rechts, etwas abseits, steht das Haus Nr. 113 "Waidmannsruh", von Förster Wenzel. Haus und Förster erwähnt Fontane in einem Brief von 1886.
Auch dieses Haus steht noch und ist bewohnt. Wie man aber auf dem Foto erkennen kann, auch hier wäre eine Sanierung dringend angebracht.
Etwas weiter auf der gleichen Seite wie "Waidmannsruh" das "Augustabad", die Nr. 14 von Krummhübel. Fontane hatte 1884 bei Julius Schreiber Quartier bestellt. Bei seiner Ankunft waren die Zimmer noch besetzt.
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Ein Notquartier musste also her. Man
fand es im Niederdorf im "Augustabad". Der Zufall wollte es, der Neuankömmling
fand seinen ehemaligen Quartierwirt vom ersten Riesengebirgsaufenthalt 1868
hier wieder. Der ehemalige Ortsgendarm Brey aus Erdmannsdorf war in dem erst
vor kurzem eröffneten Hospiz als Verwalter angestellt. Kurze Zeit später wusste
es jeder im Hause, danach die Gäste und wenig später auch die Dörfler, wem der
Siebenhaar-August vom Schmiedeberger Bahnhof abgeholt hatte: Theodor Fontane,
der bekannte Schriftsteller aus Berlin, war Krummhübels neuester Sommergast.
Hans Reitzig hat im "Heemte-glöckla" Nr. 38/1954 über den Aufenthalt
im "Augustabad" berichtet. Davon einige Kostproben. Das Zimmer sei
entzückend und er habe die schönste Aussicht im Hause, heißt es in dem Briefe,
der schon am nächsten Tage an die Gattin abging. "Die Koppe sieht mir gerad
ins offenstehende Fenster, und die Wiesen vor mir tragen mir balsamische Luft
zu". "Mein erster Gang heute war in den Wald, in dem ich mir auch
für die Zukunft einige verschwiegenen Lauben ausgesucht habe. Wenn man will,
Sommerfrische bis ins Letzte"... Das auch Frau Brey, die alte Quartiermutter,
noch lebe, wenngleich "nur noch mit einem Zahn", das wurde humorvoll
berichtet.
Auf die Dauer behagt dem Fünfundsechzigjährigen die Unterkunft in einem christlichen
Hospiz nicht. "Ich komme aus dem Christlich-Germanischen gar nicht mehr
heraus...", klagt er. Hier lässt er sich auch über das gewisse "Örtchen"
aus: "Hinter mir liegt ein Korridor mit einem "Hier" und trägt
mir so unbalsamische Luft zu, dass ich Kopfweh habe und vor Ekel nichts essen
kann. Das "Hier" ist u.a. die Lieblingsrückzugsstätte zehn alter Jungfern,
die an dem Korridor entlang wohnen und sich durch Ammoniakabsonderungen auszeichnen.
Wäre ich jünger und frischer und machte mir überhaupt noch was Spaß, so würde
ich ein Feuilleton schreiben, "das Örtchen".... das klingt scherzhaft,
ist aber eine ganz ernsthafte Kalamität"...
Im Roman "Quitt" wird mit dichterischer Freiheit aus dem Herbergsvater
Brey der Ortsgendarm von Krummhübel.
Das Augustabad ist heute eine Jugendherberge. Der Park dient als Campingplatz.
In der ehemaligen Kolonnade befindet sich ein Vertrieb für Flüssiggas. Bis auf
die Kolonnade hat sich auch hier nach 1945 wenig geändert.