Veröffentlicht in der "Schlesischen
Bergwacht", August 2003.
Eingereicht von Herrn Karl-Heinz Drescher
von Karl-Heinz Drescher, Leipzig
Fortsetzung
Aus den verschiedensten Gründen wurde dieses Projekt nicht verwirklicht
und es kam zum Bau der "Riesengebirgsbahn" von Zillerthal-Erdmannsdorf,
über Arnsdorf nach Krummhübel.
Da die Riesengebirgsbahn eine normalspurige Kleinbahn war, hatte sie die gleiche
Spurbreite wie die Reichsbahn und damit konnten deren Wagen problemlos zur Riesengebirgsbahn
übergehen. Für die 17 km lange Strecke von Hirschberg bis Krummhübel
benötigte man im Schnellzug 38 Minuten und im Personenzug 50 Minuten. 1911
konnte man von Hirschberg aus 9x täglich nach Krummhübel fahren. Der
Fahrpreis betrug in der 2. Klasse 1,30 M und in der 3. Klasse 1,00 M.
Belief sich 1911 die Fahrzeit von Berlin (Görlitzer Bahnhof) nach Krummhübel
über Hirschberg noch auf 5 bis 7 Stunden, reduzierte sich die Fahrzeit
1925 auf 4,5 Stunden. Direkte Fahrkarten nach Krummhübel gab es in allen
größeren Stationen des Reiches.
Bahnspediteur der Riesengebirgsbahn um 1910 war Franz Hauck aus Brückenberg,
Besitzer vom Hotel "Franzenshöh". Er besorgte täglich Gepäck
und Fracht für die Orte Krummhübel, Brückenberg und Querseiffen.
Die Abholung des Gepäcks nach Wolfshau, Steinseiffen und Birkigt erfolgte
durch Privat-Fuhrwerke. Alle größeren Hotels waren durch eigene Fahrzeuge
am Bahnhof vertreten.
!924 war Krummhübel- Brückenberg ein weltbekannter Erholungsort und
der Bahnhof genügte nicht mehr den gewachsenen Ansprüchen. Das Bahnhofempfangsgebäude
und moderne Nebenräume für den Gepäck- und Güterverkehr
wurden geschaffen und 1925 eingeweiht.
Von Willi Arnold aus Arnsdorf, der 1918 die Leitung der Riesengebirgsbahn übernahm,
erfahren wir, dass auf dem Bahnhof Krummhübel ein gewaltiger Großstadtverkehr
bewältigt wurde. Anlässlich des Stahlhelmtreffens in Breslau wurden
neben den fahrplanmäßigen 16 Personenzügen noch 24 Sonderzüge
eingesetzt, die damals noch mit Dampfmaschinen betrieben wurden. Einen ähnlichen
Verkehrsansturm gab es beim Sängerbundestreffen in Breslau. Da war die
Strecke aber bereits elektrifiziert und der Aufwand geringer.
!945 wurden durch die Russen die elektrischen Oberleitungen demontiert und es
kamen wieder Dampflokomotiven zum Einsatz. 1999 wurde dann der Bahnverkehr eingestellt.
Es gab ab sofort nur noch Busverkehr.
Am 14.07.1999 bin ich mit der Fahrkarte Nr. 0893814 um 9.44 Uhr mit meiner Frau
für 6,00 zl von Karpacz / Krummhübel nach Jelenia Gora / Hirschberg
gefahren. Es waren immer noch 17 km und die Fahrzeit betrug etwas mehr als 1
Stunde. Damit dürfte ich wohl einer der letzten, wenn nicht sogar der allerletzte
Einwohner von Krummhübel gewesen sein, der nach 104 Jahren, seit der Eröffnung,
diese Strecke befahren hat.
Bahnhofsgebäude und Vorplatz sind seitdem verödet und verlassen. Vom einstigen Touristenstrom ist nichts mehr zu spüren. Graffiti-Schmiererein und Unkraut dominieren das Terrain. Für die ehemaligen Bewohner von Krummhübel ist wieder ein Stück Heimat gegangen.