Veröffentlicht in der "Schlesischen
Bergwacht"
Eingereicht von Herrn Karl-Heinz Drescher
von Karl-Heinz Drescher, Leipzig
Wenn man sich bei Wikipedia informiert,
dann handelt es sich bei dem Begriff "Secundärbahn", heute würden
wir Lokalbahn sagen, um eine dem Nahverkehr dienende Bahnlinie zur Verkehrsanbindung
des ländlichen Raumes. Lokalbahnen entstanden Ende des 19. Jahrhunderts,
also vor Verbreitung des Automobils.
Da Bahnbau und die entsprechende Gesetzgebung für den Betrieb im 19. Jahrhundert
noch Länderhoheit waren gab es im deutschsprachigen Raum verschiedene Verwendungen
der Begriffe. So waren in Preußen Sekundärbahnen allgemeine Nebenbahnen.
In dem Buch "Riesengebirgsbahn" von Klaus Christian Kasper erfahren
wir, dass es bereits nach Eröffnung der Schlesischen Gebirgsbahn von Görlitz
oder Kohlfurt nach Waldenburg, ab1868 Diskussionen über weitere Bahnlinien
zur Erschließung des Hirschberger Tals gab.
Laut Gesetz vom 09. März 1880 wurde die Strecke zur Hebung der dort reich
entwickelten Industrie und Gewerbetätigkeit vom preußischen Staat
erbaut. Später, mit Gesetz vom 20. Mai 1898, wurde diese Strecke bis Landeshut
verlängert.
Ein Jahr später begannen die Bauarbeiten an der knapp 15 km langen eingleisigen
Bahnlinie, an der auch die preußische Eisenbahntruppe beteiligt war. Der
Bau dieser wichtigen Eisenbahnlinie wurde vom "Boten aus dem Riesengebirge"
natürlich journalistisch begleitet.
In einer ersten Meldung heißt es am 18. Februar 1882:
"Der Bau der Eisenbahn nach Schmiedeberg wird in den nächsten
Tagen beginnen. Ein Kommando des Eisenbahn-Regiments ist bereits eingetroffen,
um auf der Bahn die Schienenlegung vorzunehmen. |
Danach, am 4. März 1882, heißt es in der Zeitung:
"Wer das emsige Hantieren der Eisenbahncompanie beobachtet, möchte meinen, daß die Heinzelmännchen, die früher in Köln gehaust, ihre Werkstatt im Gebirge aufgeschlagen haben, wir sehen eine ansehnliche Strecke vollenden, wobei Schienen und Schwellen fast so schnell wie das Laden der Gewehre auf Commando fielen und fahrfertig gelegt wurden." |
Bereits am 23. März 1882 waren für das Eisenbahn-Regiment die
Arbeiten beendet und es kehrte in die Garnison nach Berlin zurück.
Tags zuvor hatten die Offiziere und Mannschaften eine Koppenpartie unternommen.
Der Aufstieg erfolgte über die Kirche Wang, während der Abstieg
über das Gehänge genommen wurde.
Bereits am 23. März 1882 waren für das Eisenbahn-Regiment die Arbeiten
beendet und es kehrte in die Garnison nach Berlin zurück. Tags zuvor hatten
die Offiziere und Mannschaften eine Koppenpartie unternommen. Der Aufstieg erfolgte
über die Kirche Wang, während der Abstieg über das Gehänge
genommen wurde.
Am gleichen Tag, nachmittags, wurde der erste Zug von Hirschberg nach Schmiedeberg
abgelassen. Er bestand aus einem Salonwagen erster Klasse.
Daran nahmen teil:
Herr Oberst Golz vom Eisenbahn-Regiment, Herr Regierungsrath Garke, Herr Regierungs-Assessor
Meier und Herr Regierungs-Baumeister Ganzert vom Betriebsamt Görlitz.
Im Hotel "Zum preußischen Hof" in Schmiedeberg gab es dann ein
Essen mit den Vertretern der Stadt und den Offizieren des Eisenbahn-Regiments.
Wenige Tage später gab "Die Königliche Eisenbahngesellschaft"
in Görlitz bekannt, dass am Tage der Eröffnung, wahrscheinlich am
15. Mai, die neueingerichtete Bahnhofs-Restauration verpachte werden soll.
Die Verpachtungs-Unterlagen können im Bahnhofsbüro in Hirschberg und
Schmiedeberg eingesehen werden. Als letzter Termin wurde der 24. April, vormittags,
11 Uhr genannt.
Am 12. Mai 1882 erfolgte die landespolizeiliche Abnahme der Sekundärbahn.
Nach ersten Erkenntnissen zweifelte die königliche Eisenbahn-Direktion
in Berlin in einer Bekanntmachung in Betreff des Güterverkehrs für
den Schlesisch-Sächsischen Verband, an einer kurzfristigen Freigabe der
Strecke und gab den 01. Juni d. J. als neuen Termin aus. Die Eröffnung
der Eisenbahn, welche nun spätestens Ende des Monats stattfinden sollte,
will man festlich begehen. Hierfür wurde ein Komitee erwählt, um die
notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Die Stadtverordnetenversammlung von Schmiedeberg
hat dafür 1000 Mk. bewilligt. Die Beamten und Belegschaft der Grube "Bergfreiheit"
wollen ebenfalls die Eröffnung feiern. Man trifft Vorbereitungen für
ein großes Bergfest.
Kurze Zeit später kam dann die erlösende Nachricht, dass die stattgefundene
landespolizeiliche Abnahme der Strecke doch so gute Resultate erbracht hat,
dass die Eröffnung der Bahn, den Wünschen der Bevölkerung entsprechend,
jedenfalls schon am 15. des Monats, unter allen Umständen aber vor den
Pfingstfeiertagen stattfinden wird. Der Eisenbahn-Direktion, besonders aber
dem Betriebsamt Görlitz, wird für diese Rücksichtnahme gegenüber
dem Publikum gedankt.
Am 14. Mai wurden zur Übung des Bahnpersonals fahrplanmäßig
Probezüge zwischen Hirschberg und Schmiedeberg eingesetzt.
Folgender Fahrplan wurde erarbeitet:
Ab Hirschberg 6.42
10.38 2.10 3.53 5.34Ab Lomnitz 7.05 11.01 2.37 4.16 5.57Ab Mittel-Zillerthal 7.21 11.12 2.55 4.34 6.10An Schmiedebrg 7.44 11.34 3.13 4.52 6.28Ab Schmiedeberg 8.35 10.54 12.54 4.10 6.38 9.25Mittel-Zillerthal 9.05 11.14 1.14 4.30 6.56 9.53Lomnitz 9.21 11.28 1.28 4.44 7.09 10.07An Hirschberg 9.43 11.50 1.50 5.06 7.29 10.32
Der Fahrplan wurde von der Bevölkerung, im damaligen Sprachgebrauch
Publikum genannt, als günstig empfunden. Es gab aber auch einige Stimmen
die ihn bemängelten. Sie hätten es sich gewünscht, dass der
erste Zug von Schmiedeberg aus 45 Minuten eher abgefahren wäre, weil
dann alle Personen von Schmiedeberg und Umgebung, die in Hirschberg auf dem
Gericht zu tun haben, Geschworene, Zeugen usw., um 9.00 Uhr morgens, schon
auf dem Gericht hätten erscheinen können, um an den Verhandlungen
teilzunehmen.
Allen Umständen zum Trotz wurde die Strecke am 15. Mai eröffnet.
Die neue Eisenbahnverbindung ist in ganz Schlesien und besonders in Görlitz
begrüßt worden. So schreibt die "Breslauer Morgenzeitung":
Der "Bote aus dem Riesengebirge" äußerte sich weniger euphorisch und schrieb am Tag danach:
"Ohne Sang und Klang fand am 15. des Monats die Eröffnung der Bahn Hirschberg-Schmiedeberg statt. Ein Sprühregen trieb die wenigen Personen, die sich bei dem rauen Wetter zur Abfahrt des ersten Zuges eingefunden hatten, unter das schützende Perrondach. Die Zahl der Mitfahrenden war eine geringe. Kein Hoch ertönte. Als sich der Zug in Bewegung setzte, und fröstelnd eilten die wenigen Zuschauer heimwärts. Dagegen war die Theilnahme in Lomnitz, Erdmannsdorf und Schmiedeberg eine entschieden wärmere, besonders in Schmiedeberg herrschte am Bahnhof ein reges Leben und Treiben. Schmiedeberg will am Sonntag die Eröffnung der Bahn durch ein besonderes Fest feiern." |