Das Auswärtige Amt im Riesengebirge 1943 – 1945

Krummhübel

von Karl-Heinz Drescher, Leipzig

– Fortsetzung –

Steinseiffen:
Am 23.03.44 erschien ein Vorkommando der Rundfunkpolitischen Abteilung des AA, insgesamt 8 Mitarbeiter, in Steinseiffen und richtete sich in der "Kaiser-Friedrich-Baude" ein. Die Leitung hatte der Gesandte Dr. Poensgen, welcher im Haus Ende in Krummhübel / Tannigt Quartier nahm.



Goldene Aussicht in Wolfshau
Hier wohnten Mitarbeiter der Rundfunkpolitischen Abteilung

Ein Großteil der Mitarbeiter, 15 an der Zahl, wohnten in der "Goldenen Aussicht" in Wolfshau. Weitere 4 Mitarbeiter bewohnten das Haus "Hedwig" im gleichen Ortsteil.

Der Rest der Mitarbeiter hatte einen etwas weiteren Weg zu ihrer Arbeitsstätte, denn ihre Quartiere waren die Häuser "Marianne", "Elisabeth", "Fortuna" und "Roth", sowie das Hotel "Reichshof" in Ober-Krummhübel.



Hotel Reichshof, gegenüber vom "Goldenen Frieden".
Hier wohnten Mitarbeiter der Rundfunkpolitischen Abteilung.

Im Kretscham von Steinseiffen gab es auch Einquartierung. Dort wohnte ein Beamter mit seiner Frau. So die Aussage von Hfd. Theo Gerberich, der ihn sehr oft morgens auf dem Weg nach Krummhübel begegnet ist.

Es war üblich, das viele Mitarbeiter des AA, besonders die "Höhergestellten", ihre Familien, die in Berlin ausgebombt waren, bei sich hatten. In dem Beitrag "Krummhübel vor 65 Jahren" wurde bereits darüber berichtet. Es betraf besonders die "Villa Bergidyll" und "Haus Lichtenberg" in Krummhübel.



Villa Bergidyll in Ober-Krummhübel.
Genutzt für Familienangehörige des Auswärtigen Amtes.

Hfd. Theo Gerberich berichtete weiter, dass am Pfaffenberg Baracken standen und vom AA mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Lagerzwecken genutzt wurden.

Arnsdorf:
Nicht nur in Krummhübel, auch in Arnsdorf waren Aserbaidschaner stationiert. Der Autor E. F. Sommer schreibt in seinem Buch "Geboren in Moskau" noch von den Kosaken in Arnsdorf. Ein Anruf bei der Zeitzeugin Frau Schneider aus Arnsdorf brachte auch hier die Gewissheit. Auf meine etwas provokatorische Frage nach den Kosaken, kam die spontane Antwort:

"Das waren keine Kosaken, das waren Aserbaidschaner"

Sie wohnten im Dittrich-Kretscham in Ober-Arnsdorf. Auch daran, das in der Brauerei Arnsdorf Maschinen und Apparate untergebracht waren, konnte sie sich erinnern.



Dittrich-Kretscham in Ober-Arnsdorf.
Quartier der Aserbaidschaner.

Hfd. Willi Schöbel konkretisierte dann die Aussage und bestätigte, das es sich um eine Druckerei gehandelt habe. Er und sein Freund Eberhard hatten eine ganze Reihe interessanter Bücher von den Druckern bekommen. Leider hatten sie keinen Nutzen von den Geschenken, denn wenige Monate später begann schon die Vertreibung.

Erich Franz Sommer, im Gefolge vom Gesandten Smend in Krummhübel tätig, schildert wie ihn die "Kosaken" von Arnsdorf mit ihren Reitpferden und den Schlitten vom Grafen Schaffgotsch sehr oft zum Skijöring an der Teichmannbaude abholten.

Hirschberg:
In der Kreisstadt war der Hauptsitz der Legationskasse. Sie war in der Adolf-Hitler-Straße 18, im Gebäude der früheren Deutschen Bank untergebracht. Ein Rendant, namens Hintze war hier der Leiter. Eine weitere Dienststelle des AA befand sich in der Wilhelm-Wander-Schule in der Schützenstr. 31. Hier hatte das Referat Pers. Z seine Büros. Zur Abteilung gehörten solche speziellen Bereiche wie, das Politische Archiv, die Bibliothek, der Sprachdienst, das Chiffrierbüro, die Auskunftsstelle, das Verkehrsbüro und die Posthilfsstelle. Die Legationskasse war zahlenmäßig eine sehr starke Abteilung. Die Personalstärke lässt sich an Hand der Aktenlage nicht exakt ermitteln. Weit über 60 Personen waren aber in Hirschberg beschäftigt. In den Akten, datiert vom 23. Januar 1945, befindet sich ein Verzeichnis über die Volkssturmmänner. Hier sind 22 Mitarbeiter aufgeführt. Die Liste wurde der Kreisleitung der NSDAP zugestellt. Am Schluss fand sich noch folgender Zusatz:

"Wie allgemein bekannt und auch von Berlin anerkannt, leidet die Legationskasse besonders an Personalmangel, sodass es erwünscht wäre, wenn die Gefolgschaft nicht verkürzt werden würde. Hinzukommt, dass einige Damen als Wehrmachtshelferinnen zurückbleiben sollen".

Die Mitarbeiter waren nicht nur in Hirschberg untergebracht, einige Beamte hatten ihre Quartiere in Bad Warmbrunn (6), Herrischdorf (4), Giersdorf, Hotel "Jungbrunnen" (2), Hain, Haus "Vergißmeinnicht" (49) und in Saalberg, Haus Nr. 53 (1).

Schmiedeberg:
Auch in Schmiedeberg gab es Büros der Legationskasse. 24 Mitarbeiter waren dort beschäftigt. Ihre Quartiere befanden sich in den Hotels "Preußischer Hof" und "Schreiber".

Hermsdorf / Kynast:
In Hermsdorf befand sich eine Abteilung mit der Bezeichnung Pers. Z. S. Sie war in "Tietzes Hotel" und Hotel "Weißer Löwe" untergebracht. Chef war hier ein Dr. Kunze und ein Konsulatssekretär Niepel.



Hotel Weißer Löwe in Hermsdorf, hier noch Gasthof.
Unterkunft und Büros von Z. S.

Baberhäuser:
Im kleinen Baudendorf war das AA ebenfalls tätig. In der Tumpsabaude und Max-Heinzelstein-Baude war ein Sonderdienst beschäftigt.



Max-Heinzelstein-Baude, Baberhäuser.
Hier war ein Sonderstab vom Auswärtigen Amt (AA) untergebracht.

Zillerthal- Erdmannsdorf:
Hier, im Gasthof "Zur Eisenbahn" befand sich die Feldpoststelle. Betreut wurde sie von Frau Raue und Frau Sommer.

Hohenelbe / Trautenau:
Auch im "Böhmischen" war das AA mit einem Lektorat, Pressearchiv und einer V-Stelle vertreten.

Arbeit:
Über die Tätigkeit bzw. Aufgabenstellung ist in den verbliebenen Akten nichts enthalten. Wenn es der Fall gewesen wäre, ginge die Veröffentlichung wohl weit über den Rahmen dieses Beitrages hinaus und müsste separat abgehandelt werden.

Aus einigen wenigen Akten geht jedoch hervor, dass es noch eine sehr geschäftiges Tätigkeit im vorletzten Jahr des Krieges gab und die Zusammenarbeit mit Berlin bis zum Kriegsende aufrecht erhalten wurde.

Eine einzige Mitteilung vom Oktober 1944 soll Aufschluss darüber geben. Sie lautet:
"Zur weiteren Einsparung von Kraftwagentreibstoff wird im Einvernehmen mit der zuständigen Stelle des AA der Aktenaustausch innerhalb Krummhübel ab Dienstag, den 03. Oktober des Jahres, mit einem Pferdegespann durchgeführt.
Der Aktenaustausch erfolgt einmal täglich und beginnt 8.30 Uhr. Es werden nachfolgende Häuser beliefert. Die darunter vermerkten in der Nähe befindlichen Dienststellen können ihre Austausch- und Dienstsachen dort abholen und aufgeben".

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