Eine Wanderung zur Schneekoppe im Jahre 1818

Karl-Heinz Drescher, Leipzig

– Fortsetzung –

Im Text heißt es dann weiter: "Die Steinanlage der Dreisteine, der auf dem höchsten Punkt überragende Mittagsstein, die nahe Felsgruppe, der Katzenstein genannt, all dies sind Gegenstände welcher der Gegend einen furchtbaren Anstrich geben". Der Autor scheint sich aber mit der "furchtbaren" Gegend auszusöhnen, denn er lässt uns wissen: "Doch es scheint hier, trotz der wilden Natur, ein stiller Frieden zu herrschen".



Die Hampelbaude in dieser Zeit

Die nächste Etappe, der Weg zur Hampelbaude, wird mit einer Stunde angegeben. Aus heutiger Sicht nicht nachvollziehbar. Ein rüstiger Wanderer würde heute die Strecke unter 30 Minuten zurück legen. In Anbetracht der beschriebenen Wege, oder besser Pfade und der unzweckmäßigen Bekleidung doch erklärbar.

Dann folgt auf dieser Höhe eine Wüste, die nur aus Steinen, Moosen und finsteren Knieholz besteht. Man erreicht den Koppenplan. Dann die folgende Aussage: "Vom Juny bis zum November giebt es wenige angenehme und warme Tage auf dieser Höhe, wo die Stürme und Donner hausen und die Wolken entstehen". Die Beschreibung könnte auch auf das Himalaja- oder Andengebiet zu treffen.

Inzwischen hat man den Großen Teich erreicht. Es wird geglaubt, dass dieses wunderbare Naturspiel dem Aberglauben viel Nahrung gegeben hat. Zufolge einer Volkssage sollen Fische, welche man gezeichnet in den Teich setzte, in der Oder wieder erschienen sind.



Die Wiesenbaude in dieser Zeit

Das nächste Ziel, die Wiesenbaude soll in ¾ Std. erreicht werden. Auch heute eine sehr realistische Zeit. Der Erwerb des Besitzers der Baude besteht in der Viehzucht, wozu ihm die schöne Wiese, auf welcher die Gebäude liegen, die Gelegenheit dazu bieten. Der Haupterwerb liegt wohl in der Butterherstellung. Daher heißt es weiter: "Ein klarer Bach des reinsten Gebirgswassers fließt bei der Baude vorbei und wird benutzt, um mittelst einer Vorrichtung Butter zu machen". Weiter wird erwähnt, dass im Winter, wo sich der Schnee oft bis unters Dach anhäuft, der Eigentümer nebst seiner Familie und Leuten die Baude verlässt und sich ins Tal begibt.



Die Riesenkoppe 1818

Von der Wiesenbaude geht es weiter zur Schneekoppe. Die Zeit wird mit einer Stunde angegeben. Wiederum eine realistische Zeit aus heutiger Sicht. Dann folgt der Satz: "Man bricht sehr früh auf, um den Sonnenaufgang auf der Koppe zu erleben". Ein Indiz dafür, dass man in der Wiesenbaude übernachtet hat. Die Koppe wird mit 4.956 Fuß angegeben und als Gebieterin der Sudeten bezeichnet. Man stellt weiter fest, dass es außer dem Teufelsbart und dem Veilchenmoos, keine weitere Vegetation gibt. Über den Gipfel dann die Einschätzung: "Den größten Theil des Jahres stürmt es gewaltig auf dem Gipfel, selten treten ganz ruhige Tage ein. Die Kapelle ist bei Unwetter und Stürmen mit ihrer Vorhalle eine Zuflucht der Reisenden".

Danach erfolgt eine sehr blumenreiche Beschreibung der Ausblicke von der Koppe. Der Blick in das Aupatal, auch Riesengrund genannt, wird als "furchtbar", der Blick auf Klein- Aupa, nebst den Grenzbauden dagegen als sehr romantisch bezeichnet.
Nicht minder freundlich erscheint der Koppenplan mit dem Rückblick zur Wiesenbaude und weiter rechts zu dem malerischen Großen Teich. Letztendlich würdigt man die Aussicht in die fernen Gegenden über den Forstberg, in das Fürstentum Schweidnitz, wo der Zobtenberg den Blick begrenzt.

Als letztes wird dem Leser ein Gottesdienst auf der Koppe näher gebracht: "Böhmen und Schlesier strömten an diesen Tagen zur Koppe, wo sie in brüderlicher Eintracht hier auf der Grenze der beiden Länder ihre Andacht verrichteten. Etwas Eigenthümliches und Ergreifendes mußte eine solche gottesdienstliche Feier, in Gegenwart von Tausenden, welche den Berg bedeckten, in sich vereinigten, wenn zudem ein heiterer Himmel das Fest begünstigt". 1818 hießen die Länder noch Preußen und Österreich, die Grenze hatte eher symbolischen Charakter, die Sprache der Seelsorger und Gläubigen war einheitlich Deutsch, vielleicht waren auch ein paar Tschechen unter den Gottesdienstteilnehmern, denn Böhmen war ein Vielvölkerstaat. Der Eintracht hat es damals keinen Abbruch getan.

Der Abstieg erfolgte über die "Hampelsbaude" und Seiffenberg und wird wie folgt geschildert: "Sie wurde zu der Zeit errichtet, als man die Kapelle baute. Das Klima ist rauh und unwirthbar. Die Temperaturen sind etwas wärmer, als bei der Wiesenbaude, daher ist sie im Winter bewohnt. Die Familie Hampel vom Großvater her im Besitz derselben, nährt sich von der Viehzucht, bewirthet und beherbergt nothdürftig die Fremden, welche zum Nachtquartier einsprechen, um der Koppe näher zu sein".

Weiter wird die Pfarrbaude erwähnt, als ein Ruhepunkt für den Pfarrer, wenn er zur Koppe hinauf stieg, um dort den Gottesdienst zu feiern. Die Pfarrbaude lag etwas unterhalb der Hampelbaude und nur noch Wenige wissen von ihrer Existenz.

In der nächsten Viertelstunde geht es auf steinigem Weg, der rauh und mühsam ist, zum Kleinen Teich. Er wird nur kurz beschrieben: "Er ist zwar tief, jedoch nicht unergründlich wie der Große Teich und enthält ein klares Wasser, in dem Forellen leben".



Die Schnurrbartbaude 80 Jahre später

Die Wanderung geht über die Seiffenlehne in Richtung Schnurrbartbaude (Später Teichmannbaude) und nach Krummhübel und findet dort sein Ende.

Die Schilderung ist unterschrieben von einem gewissen Heyne. Ob wir es hier mit dem Wanderer und gleichzeitig Autor zu tun haben wird nicht gesagt.

Dem Wanderbericht schließt sich ein Gedicht von E. F. Petzold, damals Pastor in Reibnitz, an. Es umfasst 8 Strophen. Die erste sei hier wieder gegeben:

Lob des Riesengebirges

Ein Lied für Koppenfahrer

Euch, ihr Berge, gilt das Lied,
Das wir heute singen,
Und durch euren Reiz entglüht
Euch zum Opfer bringen.
Wer auf Bergen wandeln kann
Sieht die Welt viel anders an.


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