Ab Mitte Mai bis Ende September waren jeweils beide Hotels geöffnet, den Winterbetrieb
versorgte nur die Böhmische Baude. Im Verlauf von 70 Jahren lebten Friedrich,
Emil und Heinrich Pohl in der Sommersaison in einem Zimmer auf der Preußischen
Baude und leiteten höchstpersönlich den Betrieb.
Interessant war die Zusammensetzung des Personals. In der Böhmischen Baude arbeiteten
Angestellte aus Böhmen und in der Preußischen Baude kamen sie aus Schlesien.
Wichtiger und treuer Angestellter in vielen Jahren war Koppenwächter Kirchschlager
der für den Winterbetrieb hier verantwortlich war. Anlässlich seiner 25jährigen
Dienstleistung als solcher wurde er mit dem silbernen Verdienstkreuze Österreichs
ausgezeichnet. Das Personal das für die beiden Bauden arbeitete blieb viele
Saison. Die dort arbeiteten Angestellten, egal ob aus Böhmen oder Schlesien,
wechselten nur selten.
Vor allem die Köche und Kellner blieben
über eine längere Zeit. Die Kellner erhielten dabei kein Gehalt, jeder von ihnen
hatte eine Nummer am Aufschlag und bediente seine sechs Tische und das Trinkgeld
musste er mit dem Hilfspersonal teilen. Dennoch war die Stelle bei den Pohl's
eine einträgliche Beschäftigung. Alle Angestellten erhielten dreimal täglich
gratis Essen. Zweimal jährlich veranstalteten die Beschäftigten der Preußischen
Baude ihren eigenen Ball, beim ersten hatten sie nichts zu bezahlen, beim zweiten
nur die Getränke.
Als Beispiel für die "einträgliche" Beschäftigung dient der ehemalige
Oberkellner der Preußischen Baude, Heinrich Rummler. Nachdem er mehrere Jahre
als Oberkellner auf der Schneekoppe tätig war übernahm er 1883 den Gasthof "Zum
goldenen Frieden" in Krummhübel. Später kamen noch die Häuser "Renate"
und "Germania" hinzu. Nach dem Tod von Gustav Exner, dem wohl damals
bekanntesten Hotelier von Krummhübel, übernahm er dessen Hotel "Zur Schneekoppe".
Unter seiner Leitung wurde dann das Hotel wesentlich erweitert und erreichte
seine jetzige Größe. Das Amt des Ortsvorstehers hatte er als Nachfolger des
erkrankten Gustav Exner schon vor dessen Tod übernommen. Dank seiner Umsicht
und seines Engagement trug er wesentlich dazu bei, das Krummhübel die bedeutendste
Sommerfrische im Osten des Riesengebirges wurde. Eine Karriere, wie sie vielleicht
nur damals möglich war.
Die Bergträger, Koppenträger genannt, waren von besonderer Bedeutung für den
Betrieb der beiden Bauden. Die Träger kamen aus Böhmen und aus Schlesien. Erstere
waren für die Lebensmittel, das Bier und den Wein verantwortlich, während Letztere
vor allem Heiz- und Baumaterial ab der Riesenbaude zur Koppe brachten. Der einzige
Beschäftigte, der für alle drei Pohl-Generationen arbeitete, war Johann Hofer.
1883 begann er mit dem Lastenschleppen und im Jahre 1933, nach fünfzig Jahren,
ging er den beschwerlichen Weg zum letzten Mal. Die Pohl´s widmeten ihm
daraufhin sogar eine Gedenkansichtskarte.
Emil Pohl ließ sich in Krummhübel nieder. Hier erbaute er 1900 die Villa "St.
Hubertus" und Hans erlebte unter seiner Obhut, während sein Vater schon
auf der Schneekoppe stark eingebunden war, bei seinem Großvater eine unbeschwerte
Kindheit. Später, nach Verkauf des Hauses 1930, wurde aus dem Haus die Kurverwaltung
von Krummhübel. Heute ist es das Rathaus der Stadt Karpacz. Heinrich Pohl kaufte
später eine Villa im Breitenhau. Heute eine bescheidene Pension im Betten-Imperium
Karpacz.
Emil Pohl starb mit 54 Jahren am 15. April 1921. Im Sommer darauf übernahm Heinrich
Pohl das Geschäft. Dieser verbrachte den größten Teil seines Lebens auf der
Schneekoppe. Durch die vom Krieg ausgelöste Krise wurde auch der Tourismus im
Riesengebirge in Mitleidenschaft gezogen. Zwischen 1916 und 1920 hatte man sogar
die Preußische Baude schließen müssen. Hauptgrund war Personalmangel, da der
größte Teil des Mitarbeiterstammes an die Front gemustert worden war.
Der Übergang von der österreichischen Monarchie zur Tschechoslowakischen Republik
nach 1918 brachte anfangs kaum Veränderungen im Hotelbetrieb auf der Koppe.
Später nach Ausrufung der Bodenreform im Jahre 1927 gab es dann Schwierigkeiten
über die Wasserentnahme aus dem Riesengrund.
Graf Rudolf Czernin-Morzin hatte 1912 eine technisch neuartige Wasserleitung
erbauen lassen, die es ermöglichte Wasser zur Böhmischen Baude pumpen zu lassen.
Die Familie Pohl hatte später diese Wasserleitung gekauft. Nun machten die tschechischen
Behörden Schwierigkeiten. Es begann ein Jahre dauernder Streit mit den Behörden,
anfangs nur um die Wasserleitung, später dann auch um den Besitz auf der Schneekoppe.
Heinrich Pohl musste 1929 sogar in Prag den zuständigen Minister Novak aufsuchen,
um die Eigentumsverhältnisse zu klären. Damals zahlte sich den Pohl´s
ihre lang-jährige politische Loyalität aus.
1945 war es dann mit der Loyalität aus. Beide Bauden gingen in polnischen bzw.
tschechischen Besitz über. Heinrich Pohl und seine Frau wurden 1947 aus der
angestammten Heimat vertrieben und siedelten sich in Erfurt an. Hans kam erst
1949 aus russischer Gefangenschaft zurück und fand Unterkunft bei seinen Eltern.
Erfurt wurde seine zweite Heimat, zumal er nach Heirat mit seiner Ingrid 1960,
aber niemals seine alte Heimat vergessend, eine recht glückliche Zeit verlebte.