Das vierte Jahr des
Krieges verging.
Jedes Jahr im Dezember, mussten alle Mädchen auf dem Pfaffenberg
sein, und das bedeutete, dass die Feiertage weit von der Familie zu verbringen
sind. Am Heiligabend haben in der Regel die Freiherren und Hotelgäste eine
Gans gegessen. Die Dienerschaft aß eine Weißwurst und hatten die
Erlaubnis einige polnische Weihnachtslieder zu singen.
"Wir wollten die Tradition beibehalten und am Heiligabend Fisch essen und wir wussten, dass die Freiherren in der Wäscherei, in einer großen Wanne, Karpfen hielten. An einem Heiligabend, eine von uns, Wanda, ging durch ein kleines Fenster rein, und klaute einen Fisch. Wir hatten Angst, aber sie hat uns überzeugt, dass es niemand bemerkt hat und dort viele Fischer waren. Wanda war von uns die selbstbewussteste und sich immer sehr sicher. Auf die Verschwörer wartete jedoch ein anderes, schwer zu lösen Problem. Durch hoch platziertes Fensterchen konnte man in die Wäscherei dank einer Leiter reingehen, drin jedoch war keine Leiter. Wir mussten ihr dort irgendwelche Bretter reinwerfen und dann kam sie schließlich herein. Aber wie viel Angst haben wir dabei gehabt! Der erbeutete Fisch wurde gebraten, auch auf einem "legalen" Schmalz. Ein furchtbarer Geruch breitete sich fast durch die ganze Gegend aus. Das Glück war auf unserer Seite, weil niemand über den ungewöhnlichen Heiligabend erfuhr, auch wenn schon, hat er es nicht verraten."
Das fünfte Jahr
des Krieges verging.
Vier Jahre der Jugend, die schönste für einen Menschen, aber
die schlimmste für die Weltgeschichte. Die Großmutter kehrte in diese
Zeit oft mit ihren Erinnerungen zurück. Dank ihrer Erfahrung, konnte sie
ihre Töchter unterrichten, später auch ihre Enkelinnen, und die Erzählungen
über das Abenteuer von jungen Dienstmädchen, besonders über die
Heldentaten von Wanda, mit dem Freiherren von Perglas, waren berühmt in
der ganzen Familie Auf den Berg kamen selten die Geräusche des Krieges
und im Schlösschen hat man eher darüber nicht gesprochen. Im Oktober
1944 heiratete die Schwester der Großmutter, und aus diesem Anlass ist
es ihr gelungen eine Sonderbeurlaubung zu bekommen, und sie fuhr nach Hause
zu einer Familienfeier.
" Ich kam nicht zurück. Zu Hause habe ich erfahren, dass
die Russen kommen, und die Leute sagten, dass die sich wie die Wilden benehmen,
also hatte ich Angst alleine so weit vom Zuhause zu fahren, und außerdem
hat Vater mir absolut verboten irgendwo zu fahren, und sprach über baldiges
Ende des Krieges."
Zum Schluss blieb nur eine junge Kollegin von Frau Elżbieta, Bronia. Als
die Front nach Krummhübel kam, schloss der Freiherr einfach alles mit Schlüssel
ab und alle sind mit Kleinigkeiten im Koffer abgereist. Vorher schickte man
den Rest von Sachen in Paketen und ein Teil hat man angeblich unter dem Schloss
vergraben, aber das ist wahrscheinlich nur eine Legende. Einige Jahre nach dem
Krieg kehrte die Großmutter dorthin zurück. Sie wurde von ihrem Mann
begleitet, der sie als Verlobter schon dort besuchte, als sie im Hotel auf dem
Pfaffenberg gearbeitet hat.
" Bei Freiherren habe ich Disziplin und ehrliche Arbeit gelernt.
Kein Mädchen hat mir Schwierigkeiten gemacht. Wir waren artig und gut erzogen.
Leid hatten wir nicht, aber das Bewusstsein, dass ich nicht so die Arbeit aufgeben
und nach Hause zurückkehren konnte. Und deshalb, obwohl ich dorthin freiwillig
fuhr, fühlte ich, dass das eine Zwangsarbeit ist."
Der Zweite Weltkrieg hat sechs Jahre gedauert, aber das Leben geht weiter, so
dass manche die Hindernisse des zwanzigsten Jahrhunderts vermeiden konnten.
Wenn einige ihre Toten begruben, andere freuten sich wegen Hochzeiten und Rückkehr
in die Heimat. Für einige waren diese Zeiten ein großes Abenteuer,
für andere eine Tragödie. Ist es eine Frage des Glücks? Zu einigen
hat sogar das Schicksal gelächelt, wenn herum die Welt im kriegerischen
Feuer untergeht, ihr Leben verging möglichst ruhig. Von andren forderte
man die höchsten Opfer. Vielleicht liegt das an uns, dass wir in jeder
Situation die Sonne sehen sollen, irgendwo am Horizont?
Schlösschen nach dem Krieg.
Nach dem Krieg wurde das Schlösschen eine Erholungsvilla von Bolesławia
Bierut und der Regierung. Um die Wende von den 50er zu den 60er Jahren hat im
vererbten Schlösschen die Zentrale für Industrielle Holzlieferung
der Kohleindustrie in Kattowitz Generalüberholung gemacht, und dann war
ich dort als kleines Kind mit meinen Eltern im Urlaub. Das Schlösschen
war auch von außen zugänglich nach der Aufhebung von Solidarnośc
im Jahr 1982 und dann sah ich es als junger Mann. Derzeit ist das Schlösschen
unter der Verwaltung des Niederschlesischen Woiwodschaftsamtes.
Soweit die Aufzeichnungen dieser damals jungen Frau, die ihre Enkel "Babcia"
nennen und die ohne Hass und mit wenig Wehmut die damalige schwierige Zeit charakterisieren.
Ein einzigartiges Zeitdokument und hinreichender Beweis, dass der Pfaffenberg
eben nicht die Residenz Görings war. Wäre es anders gewesen, Babcia
hätte es uns gesagt.
Als eine höchstinteressante Gesprächspartnerin erwies sich Frau König,
geb. Opitz, aus Querseiffen. Mit ihrer Mutter kam die damals 14jährige,
bereits unter polnischer Verwaltung. auf den Pfaffenberg, um Reinigungsarbeiten
durchzuführen. Der Anreiz war eine kostenlose Verpflegung, an Bezahlung
war in dieser Zeit nicht zu denken.
Als sie oben eintrafen gab es dort nur eine alte Frau, Koretzka oder ähnlich
mit Namen, die in Begleitung eines altersschwachen Hundes (Boxer), vielleicht
war es der von Babcia beschriebene Bobi, so eine Art Aufsicht war. Mehrere Tage
später, die Reinigungsarbeiten waren beendet traf ein Lastwagen mit ca.
30 Militärpersonen, bewaffnet und mit Hunden im Gefolge, auf dem Pfaffenberg
ein. Sie kamen in der Wohnung des Gärtners und des Schofförs, sowie
in dem Pförtnerhaus an der Buschmühle unter. Kurze Zeit später
war die alte Frau und auch der Hund verschwunden. Den Hund fand man dann erschossen
am Hang liegen. Sein Kadaver war mit Einschüssen übersät. Wahrscheinlich
hatte man ein ganzes MP-Magazin auf ihn abgefeuert. Die alte Frau war in einem
kleinen Haus in Richtung Steinseiffen / Tannigt untergekommen. Frau König
erfuhr es von ihrer Mutter, da sie ihr Essen bringen musste.
Tage später trafen dann PKW´s mit Zivilisten ein. Es war Bolesławia
Bierut, Erster Sekretär des ZK der Kommunistischen Partei Polens, mit Familie
und Gefolge. Die Gäste wurden ihnen natürlich nicht vorgestellt, aber
von den zahlreichen Plakaten her, die überall in Krummhübel, jetzt
wohl Krzywa Gora, vielleicht auch schon Karpacz, hingen, war der Gast hinreichend
bekannt. Ihre Mutter war weiter als Köchin beschäftigt und sie selbst
musste bedienen. Die größte Sorge bestand damals darin, ob es wohl
den hohen Gästen schmeckt oder ob Beschwerden kommen. Es hat aber in der
ganzen Zeit keine Beanstandungen gegeben. Neben dem Schloss Pfaffenberg war
auch das Haus "Brunhilde" in Brückenberg, unterhalb vom Hotel
"Sanssouci", vorher im Besitz von Tischlermeister Paul Tietze, requiriert
worden. Vielleicht auch ein Grund warum Brückenberg nach Bierut in "Bierutowice"
umbenannt wurde.
Dort oben war wohl auch eine Art Lager untergebracht, denn immer wenn etwas
in Küche oder Haus fehlte musste es von dort angefordert werden. Die telefonischen
Anrufe musste Frau König übernehmen, da sie sich ein paar Brocken
Polnisch angeeignet hatte.
Sie kann sich noch an viele Details
recht gut erinnern. Ein Offizier, vielleicht eine Art Adjutant, hatte einen
Hund bei sich. Dem sollte sie etwas zu fressen geben. Sie füllte also einen
Metallbehälter mit Fressbaren und stellte es dem Hund hin. Der fraß
aber nicht. Der Offizier griff danach in den Geschirrschrank, holte einen Porzellanteller
heraus, natürlich "Echt Meißen", schüttete das Essen
hinein und der Hund fraß. Sie glaubte er wäre sehr verwöhnt,
war er aber nicht. Er war wohlerzogen und entpuppte sich als ganz Lieber, der
auch Frau König in sein Herz geschlossen hatte, denn er suchte stets ihre
Nähe. Bierut war eigentlich freundlich und er hatte eine sehr hübsche
Frau. Weniger freundlich hat sie dagegen Jozef Cyrankiewicz, dem späteren
Ministerpräsidenten, in Erinnerung. Am 7. Dezember 1970 unterzeichneten
Jozef Cyrankiewicz für Polen und Willi Brandt, der zuvor seinen berühmten
Kniefall vor dem Denkmal für die Opfer des Warschauer Ghettoaufstandes
1943 getan hatte, für die Bundesrepublik Deutschland in Warschau den
Vertrag über die Grundlagen der Normalisierung ihrer gegenseitigen Beziehung,
womit Westdeutschland die Oder-Neiße-Grenze anerkannte.
Im Sommer 1946 erfuhr die Mutter, dass die letzten Bewohner von Krummhübel
ausgewiesen werden sollten. Um nicht den Anschluss zu verpassen, verließen
sie ohne Vorankündigung fluchtartig den Pfaffenberg und schlossen sich
dem Transport an. Zu verlieren hatten sie nichts mehr, ihr kleines Häuschen
in Querseiffen war längst von den Polen beschlagnahmt worden und in Polen
wollten sie nicht bleiben. Zwischendurch wurde sie im Ort von einem Wachsoldaten
erkannt, der ihr erzählte, dass man sie und ihre Mutter überall suchte.
Er hat sie aber nicht verraten und sie erreichten nach den damals üblichen
Regularien, wie Viehwaggons, Lager in Hirschberg, Kontrollen usw., die damalige
Ostzone, wo Bibra in Thüringen ihre neue Heimat wurde.
Diese frühen Gäste tauchen in den Schriften der hier behandelten polnischen
Autoren nicht auf. Ryszard Rzepczyński schreibt: "Das hiesige Gerücht
verbreitet, dass sich hier in den 70er Jahren u.a. der Erste Sekretär der
Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PZPR), Edward Gierek, erholt hat. Die
Einheimischen haben den Księżą Górę (Pfaffenberg) sehr
schnell auf "Gierek Berg" umbenannt. Und dieser Name hat sich ins
Gedächtnis von Krummhübler und Touristen eingeprägt.
Die Frauen Tabis, ihnen schließt sich Herr Aniol und natürlich auch
Frau Liwacz an, nennen uns als ersten Gast Władysław Gomułka,
dem damaligen Minister für die "wiedergewonnenen Gebiete im Westen."
Danach kamen auch Gierek, Jaruzelski, Walesa, Kwaśniewski, u. a.
Wegen der Wichtigkeit der Gäste war jeglicher Zugang zum Schloss streng
verboten.
Zu den ausländischen Gästen zählten u.a.: Angela Merkel und Vaclav
Havel.
Letzteres wage ich zu bezweifeln, denn es war die Zeit nach 1990 und schon Frau
Liwacz schätzt ein, dass Herrn Aniol noch viel Arbeit bevorsteht bis das
Objekt wieder auf Vordermann gebracht wird. Auch ich war nach 1990 auf dem Pfaffenberg
und konnte mich, wenn auch nur von Außen, von dem desolaten Zustand des
Anwesens überzeugen.
Daher werden die polnischen Repräsentanten ihren Staatsgästen wohl
kaum den Pfaffenberg zugemutet haben.
Für die Bewohner von Krummhübel, Steinseiffen und Umgebung vielleicht
interessant, das dieses Objekt zu Beginn der 70er Jahre durch die Papierfabrik
in Karpacz, ehemals die Papierfabrik Franke in Birkigt, übernommen und
zu einem Erholungsheim umgebaut wurde. Ab 1976 begann die Generalüberholung
und die dauerte bis 1979. Nach der Sanierung entstand im "Schlösschen"
ein Hotel für Personen der Staatsmacht, die dienstlich die Woiwodschaft
Hirschberg besuchten. So funktionierte es bis 1990.
Das Kapitel "Geheimnisvoller Pfaffenberg" endet im Buch mit folgenden
Sätzen:
"Derzeit ist das "Schlösschen" im Besitz des Niederschlesischen
Woiwodschaftsamtes in Breslau, mit der Verwendung für Urlaub für die
Mitglieder der Staatsverwaltung, für die Schulungen von Verwaltungspersonal
und für Konferenzen. Das "Schlösschen" ist eingezäunt,
hat ein abgeschlossenes Eingangstor, das Gebäude überwachen Schutzhunde
und steht der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung. Ohne besondere Erlaubnis
der Behörden von Breslau darf man sogar den Berg nicht aufsteigen, und
kann das wunderbare Panorama vom Riesengebirge nicht bewundern. Vielleicht ist
es besser über den geheimvollen "Księżą Górę"
(Pfaffenberg) nichts wissen?"
Damit endet eigentlich die Geschichte vom Pfaffenberg, aber was wäre eine
Geschichte über einen Berg, inmitten des Riesengebirges, ohne den Berggeist
Rübezahl wohl wert? Daher eine ganz andere Geschichte, ob Wahrheit oder
Dichtung, der Leser muss es entscheiden.
Vom Pfaffenberge
Vor Urzeiten, als das Hirschberger Tal noch keine Hügel aufzuweisen hatte,
gab es nur einen Kranz von Bergen um die Ebene.
Im Melzergrund herrschte reges Leben. Berggeister schleppten in langem Zuge
Säcke, Kisten und Kasten, gefüllt mit den Erträgnissen des Landes.
Andere rollten Fässer voll goldigen Weines in die Wildnis. Geschäftig
regten sich tausend Hände. Unten im Tale wirbelte der Staub. Gewaltige
Zugtiere schleppten an langen Seilen eine stattliche Anzahl von Lastwagen heran,
auf denen der Leibpfaffe Rübezahls, der Pfaffe Würzwein, seinen schweren
Leib gebettet hatte. Von allen Bergkuppen ertönten Pauken und Trompeten
zur Begrüßung des wohlbeleibten Gastes, der alljährlich einmal
von seinem Herrn und Gebieter zur Hoftafel entboten ward.
Das kam dem Pfaffen Würzwein nicht ungelegen. Die Abgaben der Bauern des
Tales, die der Pfaffe gern 365 Mal im Jahr erhoben hätte, reichten nicht
hin und her. So musste er die Anstrengungen der Reise auf sich nehmen. Auch
der Berggeist sah den Tag, an dem sein Leibpfaffe bewirtet werden sollte mit
Bangen entgegen. Besorgten Auges übersah er seine Rinder, Rehe und Hasen,
sowie anderes Getier, wusste er doch, das an diesem einzigen Tag viele ihr Leben
lassen mussten, zum größten Teil zur Befriedigung des unersättlichen
Hauskaplans.
Der Berggeist hatte in weiser Voraussicht 200 seiner Knappen den Befehl gegeben,
bereits die Tafel reichlich zu decken. Die Düfte zogen durch das ganze
Tal und der Leibpfaffe sog sie schon aus der Ferne genießerisch ein.
Schon von weitem waren die Düfte des Mahles ein. Endlich hatte der Zug
sein Ziel erreicht. Der Pfaffe neigte sich nach demütiger Begrüßung
seines Herrn sanft zur Seite und bedeckte mit seinem Leibe eine gewaltige Fläche
des Landes.
Nun begann ein gewaltiges Schmausen, welches dem Berggeiste die Haare zu Berge
steigen ließ. Obwohl er selbst auch gewaltig zu langte konnte er den Kaplan
nicht übertreffen. Irgendwann hatte der Bergegeist erkannt, das, wenn die
Atzung des Kaplans kein Ende nehme, wäre es schwierig den vollen Leib ohne
Gefahr zu Tale zu schaffen. Er gab den Befehl den Schmaus zu beenden und befahl
zum Aufbruch. Aber o weh, der Befehl kam zu spät, der Kaplan war zu dick
geworden. Nur mit großen Schwierigkeiten gelang es nun den Kaplan aus
seiner misslichen Lage zu befreien und unter unzähligen Mühen ins
Tal zu bringen.
Nach 8 Wochen der großen Anstrengung des Mahles verstarb Würzwein
an Fettleibigkeit.
Er fiel als ein Opfer seines Berufs. Ein Schlaganfall traf den reich ausgestatteten
Körper. Es war ein Schlag der das ganze Gebirge erzittern ließ.
Nachdem der Berggeist sich einigermaßen von der Trauer über den Verlust
seines unersättlichen Hauspfaffen erholt hatte, ließ er zwischen
Krummhübel und Steinseiffen dem Verblichenen ein Denkmal in der Höhe
seines Leibes setzen. Damit aber die Sache nicht ruchbar würde, bildete
er auch an anderen Orten des Hirschberger Tales aus dem massenhaften Urschlamm
seiner Berge größere oder kleinere Hügel, wie sie jetzt noch
zu finden sind.
Das Volk hatte aber recht gut bemerkt, wo und wie der Pfaffe Würzwein sein Leben verloren hatte und nannte daher das Denkmal seines Seelsorgers den "Pfaffenberg".
Es war ein kleiner Kobold, der dem
Verfasser dieser Zeilen, die Geschichte der Entstehung des Pfaffenberges mitteilte.
Vielleicht hat der neckische Kobold auch nicht die Wahrheit gesagt und seine
Geschichte ein einziger Schnickschnack ist allein es liegt ja auch gar
nicht viel daran, die Wahrheit zu ergründen.
Der Pfaffenberg ist in früheren Jahren weit schöner gewesen, als er
sich heute dem Beschauer darbietet. Aber trotzdem ist der Berg in seiner heutigen
Gestalt von großem Interesse. Seine Höhe gestattet einen weiten Blick
in die Weite des Hirschberger Tales und auf das Hochgebirge. Den Gipfel des
Berges schmückt ein im Schweizerstil erbautes massives Haus, von dessen
Galerie herab der Besucher, vor den Sonnenstrahlen durch das weit vorspringende
schräge Dach geschützt, sich ganz dem Genuss der herrlichen Natur
sich hingeben kann. Der Pfaffenberg wurde zu wenig besucht. Eigentlich sollte
jeder Besucher des Hochgebirges sich die geringe Mühe machen und den Berg
besteigen, um die beschriebene Aussicht zu genießen. Dazu erwartet ihn
obendrein noch eine vorzügliche Küche und Keller, welche von freundlichen
Wirtsleuten geführt wird und den Wanderer erlabt.
Nur eines, Wanderer, darfst du auf dem Pfaffenberge nicht verlangen, wenn Du
nicht Deinen Wirt in Verlegenheit setzen willst! Vernimm mit Fassung die traurige
Kunde: Schnaps in jeder Facon ist auf dem Pfaffenberge verpönt! Der frühere
Wirt hatte die volle Concession zum Ausschank von Wein, Bier und Schnaps. Der
jetzige Wirt hat nur die Concession für die beiden erstgenannten Getränke.
Warum? Darum! Wenn Du also den Pfaffenberg besteigst, sorge das Deine
Reisetasche nicht leer sei; denn die erste Touristenregel lautet: Ehe Du Dir
einen Schoppen kaltes Bier in den Leib schlägst, nimm einen Schnaps zu
Dir aber nur einen!