von Karl-Heinz Drescher, Leipzig
Nachdem wir am nächsten Tag noch bei herrlichem Wetter den Antik- und Flohmarkt
in Hirschberg besucht hatten war für den Sonntag eine Riesengebirgsrundfahrt
eingeplant. In der Nacht hatte aber der große Regen eingesetzt und es
musste etwas im Plan verändert werden.
Damit wir das Riesengebirge auch trockenen Fußes besichtigen konnten,
in der Hoffnung das Wetter würde sich später bessern, statteten wir vorerst
der Miniwelt in Schmiedeberg / Kowary einen Besuch ab.
Beachtenswert, was sich dort seit meinem letzten Besuch vor ca. 10 Jahren getan
hat. Das Wetter besserte sich nicht, also fuhren wir bei Regen in Richtung Fischbach.
Erster Stopp war in Buchwald am Pavillon "Belvedere" im Park. Das
Unterholz ist beseitigt, der Blick zur Schneekoppe, wenn auch nicht für uns,
ist wieder frei. Am Pavillon wird weiter gebaut. Am Fuße des Pavillons
hat man aus Natursteinen einen schönen rustikalen Platz angelegt. Eigentlich
die einzigen Lichtblicke in der ansonsten tristen Umgebung.
Eine angenehme Überraschung erwartete uns in Fischbach. Das Schloss hat einen
neuen Besitzer. Frau J. Göhringer aus Fischbach hat bereits in der Bergwacht
vom September darüber kurz berichtet. Bereits vor zwei Jahren waren die Verbotsschilder
und Bauzäune verschwunden und man hatte wieder Zutritt zum Park um das Schloss.
In diesem Jahr waren bereits Bauarbeiten im Gange. Für Besucher war ein Parkplatz
angelegt und in einem Schaukasten wurde der Besucher über das weitere Bauvorhaben
informiert. Dazu gibt es jede Menge Fotos mit Ansichten des einstigen Wasserschlosses
von innen und aussen. Die neuen Besitzer betreiben Öffentlichkeitsarbeit auf
Hinblick der neuen Funktion. Es wird, wie sollte es anders sein, ein weiteres
Luxushotel im Hirschberger Tal. Egal, was auch immer, das Schloss ist vor dem
Verfall gerettet. Das Unterholz im weiten Umfeld ist beseitigt und der Blick
kann in die Ferne schweifen. Auch ein Teich ist sichtbar geworden, der früher
im dichten Buschwerk verborgen war.
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Der nächste Besuch galt Lomnitz. Darüber
zu schreiben erübrigt sich, das passiert schon zur Genüge.
Durch das Vorland des Gebirges ging es dann nach Schreiberhau. Da es weiter
regnete stand ein Besuch des Hauptmann-Hauses auf dem Programm.
Vor vielen Jahren hatte ich hier im Obergeschoss ein großes Wandbild mit
dem Panorama des Riesengebirges bewundert. Bei meinem zweiten Besuch befand
es sich als Leihgabe in der Partnerstadt Bad Harzburg, Jetzt, bei meinem dritten
Besuch, war es wieder nicht vorhanden. Meine Nachfrage bei der Aufsicht scheiterte
an der Sprachbarriere. Ein gut deutsch sprechender polnischer Besucher aus Kowary
/ Schmiedeberg klärte mich auf. Er meinte die besten Stücke befinden sich immer
im Museum in Hirschberg. Dort sollte ich nachschauen.
Zu sehen waren aber noch von Morgenstern, "Prinz Ludwig Baude um 1920"
und "Schneegruben um 1920". Friedrich Iwan war mit einem wunderbaren
Ölbild, "Riesengebirge von Giersdorf um 1930" vertreten. Weitere Bilder
von Georg Wichmann, Alfred Nickisch, Paul Aust u.a. erfreuten das Auge des Betrachters.
Ein Spaziergang zum Zackelfall fiel den widrigen Wetterbedingungen zum Opfer.
Stattdessen gab es einen Imbiss mit anschließenden Kaffeetrinken in Jakobstal
/ Jakuszyce. Leider war der Blick ins benachbarte Isergebirge mehr als getrübt.
Die Heimfahrt führte dann durch Giersdorf, Hain und Baberhäuser nach Krummhübel.
In der Höhe von Baberhäuser wieder etwas Erfreuliches. Die Max-Heinzelstein-Baude
ist im alten, oder besser gesagt, im neuen Glanz erstanden. Auch der alte Name
steht wieder gut leserlich in deutscher Schrift am Giebel.
Am Montag, wieder bei strömenden Regen, wie sollte es anders sein, stattete
ich dem Archiv in der ehemaligen Grunaerkaserne einen Besuch ab. Dort wollte
ich nach meinen Ur-Großeltern aus Lomnitz suchen. Überrascht war ich von
der freundlichen Aufnahme durch die stellv. Leiterin des Archivs. Sie hatte
schon zuvor meine Mails in Deutsch beantwortet, was nicht unbedingt Pflicht
ist. Leider war unsere gemeinsame Suche nach den betreffenden Kirchenbüchern
aus Lomnitz erfolglos, da nicht vorhanden. Ein Stadtbummel durch Hirschberg,
natürlich bei Regen, vom Markt zur Gnadenkirche beendete den Besuch in Hirschberg.
Stand ich früher an der Gnadenkirche vor verschlossener Tür, kann man jetzt
für 1,00 Euro problemlos die Kirche, natürlich ohne Führung, besichtigen.
Auf dem Kirchplatz dann die von Krummhübel her schon bekannte Tafel, diesmal
mit der Aufschrift: "Revitalisierung der barocken Grabkapelle in Jelenia
Gora als Teilnahme am Schutz des europäischen Kulturellen Erbes". Von den
Gesamtkosten von beinahe 2 Mill. Euro, gibt es eine Beteiligung durch die EU
von über 1,6 Mill. Euro. Bauherr ist die Stadt Jelenia Gora und VSK (Verein
zur Pflege schlesischer Kunst- und Kultur e.V.)
Anschließend war Kaffeetrinken bei Frau Gudowska in Saalberg angesagt.
Es ist schon beachtlich wie vital Frau Gudowska trotz ihrer 88 Jahre noch ist.
Sie fühlt sich sichtlich wohl in dem kleinen Haus, in Saalberg, oben auf der
Höhe mit dem herrlichen Blick ins Hirschberger Tal und zum Kynast und natürlich
mit ihrer geliebten Bergwacht. Fast wäre es noch zu einem internen Treffen alter
Riesengebirgler gekommen, denn Heimatfreund Gerhard Beck aus Petersdorf, mit
Frau Regine, war am nächsten Nachmittag zu Gast bei ihr.
Zu gern wäre ich noch auf die Schneekoppe, sozusagen meinen Hausberg, gewandert,
aber Wetteränderung war nicht in Sicht und etwas Aussicht sollte schon sein.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Auch der Frühling ist Wanderzeit.