Veröffentlicht in der "Schlesischen
Bergwacht", August 2011.
Eingereicht von Herrn Karl-Heinz Drescher
von Karl-Heinz Drescher, Leipzig
Vom August bis Oktober 2009 erschien
obengenannter Beitrag in der "Schlesischen Bergwacht". Die Recherchen
unter Zeitzeugen hatten Jahre in Anspruch genommen und erst Akten des AA (Auswärtigen
Amt) in Berlin brachten Informationen zu Tage, welche einen einigermaßen
tieferen Einblick in das Wirken des Amtes im Riesengebirge, vor allem in Krummhübel
gestatteten. Die Resonanz nach Erscheinen des Beitrages war seitens der Leser
der Heimatzeitschrift sehr übersichtlich, um nicht zu sagen, sehr karg.
Besonders aus den Ortschaften, wie Hain, um nur ein Beispiel zu nennen, wo 132
Mitarbeiter tätig waren hätte ich mir ein paar positive Zuschriften
gewünscht. So waren einige wenige Informationen aus den Reihen der Heimatfreunde
aus Krummhübel der einzige Lichtblick.
Heimatfreund Günther Völkel berichtete mir, dass durch die große
Anzahl von Mitarbeitern des AA auf der einen und einer großen Anzahl von
Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen auf der anderen Seite, ein erhöhtes
Sicherheitsrisiko bestand. Daher wurden ältere, vertrauenswürdige
Einwohner als Hilfspolizisten heran gezogen und mit Handfeuerwaffen ausgestattet.
Sein Vater, der Sattlermeister, gehörte zu den Auserwählten.
Weitere Informationen, von Heimatfreund Siegfried Lorenz aus Wolfshau und Eberhard
Music aus Ober-Krummhübel, hatten auf den ersten Blick wohl nichts mit
dem AA zu tun. Ersterer berichtete mir von einer kroatischen Einheit in SS-ähnlicher
Uniform, welche in der Kaiser-Friedrich-Baude in Steinseiffen untergebracht
waren und im Gebirge das Skifahren erlernen sollten. Weder Untergebene noch
Ausbilder waren diesen Anforderungen gewachsen. Siegfried und sein Freund waren
als echte Gebirgler perfekte Skiläufer und beäugten belustigt die
ungeschickten Versuche der Kroaten. Das Zuschauen dauerte jedoch nicht lange,
dann wurde sie in die Ausbildung mit einbezogen. Dieselbe hat dann wohl Früchte
getragen, denn die Abschlussübung, eine Skiwanderung durch das Gebirge
haben alle Kroaten überstanden. Sie kamen wieder heil in Steinseiffen an.
Eberhard Music konnte berichten, dass in ihrem "Haus Rübezahl"
Zimmer an den sogenannten Großmufti von Jerusalem vermietet waren. Er
selbst war nicht in Krummhübel, wohl aber Mitarbeiter. Sie beköstigten
sich selbst und das ganze Haus roch dann immer fürchterlich nach Knoblauch,
so seine Kindheitserinnerungen.
Weitaus größeres Interesse erregte der Artikel, der im Internet bei
www.riesengebirgler.de,
unter Krummhübel eingestellt ist, bei Ortsfremden, die zumeist auf Spurensuche
ihrer Vorfahren sind. Neues für die Heimatforschung kam auch hier nicht
zu Tage, aber über das Interesse freut man sich schon.
Verschiedene Fragen, z. B., wie kamen die Aserbaidschaner nach Krummhübel,
was bewirkten die Beamten des AA im abgeschiedenen Krummhübel, weit entfernt
von der Reichshauptstadt usw., blieben unbeantwortet.
Das sollte sich schlagartig durch einem Brief, den ich von Dr. Fritz Lohmann,
einem pensionierten Rechtsanwalt erhielt, ändern.
Es war nur ein einziger kurzer Satz, den ich in den verbliebenen Akten des AA
gefunden hatte und der sein Interesse erregte:
"Der Reichsaußenminister (RAM) hatte ebenfalls ein Büro. Es
befand sich im Haus Roth und wurde vom Vortragenden Legationsrat Dr. Lohmann
geleitet."
Nun stellte sich heraus, dass mit Dr. Lohmann sein Vater Johann-Georg (1897
1975) gemeint war.
Dr. Fritz Lohmann selbst war nie in Krummhübel. Er kennt den Ort nur aus
den Erzählungen seines Vaters und aus einem sehr ausführlichen Lebenslauf,
den er in amerikanischer Internierung auf Geheiß des Lagerkommandanten
schreiben musste, sowie aus eigenen Recherchen in Akten des AA.
Durch mich hoffte er Details über die Zeit der Anwesenheit seines Vaters
in Krummhübel zu erfahren. Das Gegenteil war hier der Fall, nicht ich konnte
helfen, er mir aber sehr beträchtlich. Nicht einmal eine Ansicht vom Haus
Roth konnte ich vorweisen, obwohl ich hunderte von Ansichtskarten und Fotos
von Krummhübel besitze. Dank seiner Hinweise konnte ich wenigsten das Haus
lokalisieren, es liegt in unmittelbarer Nähe vom "Haus Elsa",
oben am Schalasterhübel. Es gehörte damals dem Fabrikbesitzer Hans
Roth und der Telefonanschluss war Nr. 611.
Von Dr. Fritz Lohmann erhielt ich sehr uneigennützig und freundlicherweise
Abschriften von Briefen seines Vaters an die Familie, welche damals, da man
in Berlin ausgebombt war, bei Verwandten in Westfalen wohnte.
Durch einen dieser Briefe erfuhr ich nun etwas über die Aufgaben vom Büro
RAM: "Es hatte die Aufgabe mit dem im Krieg fast ständig verreisten
Reichsaußenminister Verbindung zu halten, ihm die eingehenden Nachrichten
und Informationen, Telegramme, Vorlagen, Memoranden usw. zuzuleiten und seine
Weisungen an Dritte weiterzugeben".
Seine eigene Tätigkeit in Krummhübel beschrieb Dr. Lohmann wie folgt:
"Mit zwei Sekretärinnen und einem Amtsdiener richtete ich in Krummhübel
für das Büro RAM zwei Häuser (Haus "Ibach"
und Haus "Fortuna", der Verfasser) ein und brachte dort zunächst
die älteren Büro RAM Akten unter, die im laufenden Betrieb in Berlin
nicht mehr gebraucht wurden. Das war eine Arbeit, die uns nur kurze Zeit beschäftigte.
Die Erwartung, dass nun die Anderen bald nachkommen würden, erfüllte
sich jedoch nicht, die Zentrale blieb in Berlin, und ich hatte in Krummhübel
bald nichts weiter zu tun, als gelegentlich einmal auf Anfordern ein älteres
Aktenstück oder einen Einzelvorgang herauszusuchen und mit dem täglich
verkehrenden Krummhübler Kurier oder in eiligen Fällen per Telefon
nach Berlin zu senden. Hin und wieder reiste ich nach Berlin, um einen der Berliner
Büro-RAM-Kollegen zu vertreten, wenn sie ein paar Tage ausspannen oder
eine Kurierreise unternehmen wollten, oder wenn ich selbst vom Kurierreferat
eine Kurierreise zugeteilt bekommen hatte (Lissabon, Stockholm, Budapest) und
hielt mich im Übrigen völlig untätig in Krummhübel auf,
da man mich sonst nicht brauchte."
Diese Selbsteinschätzung deckt sich mit anderen Aussagen, aber auch mit
Eindrücken, die ich nach der Lektüre von Schriften über das AA
gewonnen habe. Große Politik wurde in Krummhübel nicht gemacht.
Einen sehr bemerkenswerten Satz fand ich in seinem Lebenslauf, als er über
seine eigene Tätigkeit im AA u. a. resümierte: " .... auch viele
gute Posten innerhalb des Auswärtigen Dienstes an Außenseiter aus
Partei, SA und SS vergeben wurden, und das diese Praxis zuzunehmen drohte ...
"
Auch das deckt sich mit eigenen Erkenntnissen, die man, manchmal erst auf dem
zweiten Blick, aus den Unterlagen des AA entnehmen kann. Das AA befand sich
bereits im Umbruch. Altbewährte Mitarbeiter wurden ersetzt oder auch versetzt,
wie das in Krummhübel wohl oft gängige Praxis war.
Der nächste Brief, fast ein Situationsbericht (10.01.1944) über Krummhübel:
"Hier gab es am Silvesterabend in dem Restaurant (Dreyhaupt`s
Hotel, der Verfasser), wo ich oft esse, ein besonders schönes Abendessen
jeder erhielt ein großes Stück gekochten Karpfen mit Butter
und Kartoffeln, dazu gab es Wein zu trinken. Kurz vor Mitternacht brachte die
Tochter des Wirtes 4 riesig große Plakate, auf jedem war eine Zahl mit
bunter Farbe aufgemalt, und bei jeder Zahl ein Glückszeichen Pilz,
Schwein, vierblättriges Kleeblatt und Geldstücke und die Zahlen
gaben nebeneinander die neue Jahreszahl 1944 .... Gleich darauf merkten wir
am Radio, dass es Mitternacht war, weil die Glocken des Kölner Domes zu
läuten anfingen." .... "Hier in Krummhübel wird viel gerodelt,
weil der Ort an einer Straße liegt, die eine sehr starke Steigung hat.
Ganz unten beim Bahnhof ist es nur 500 Meter hoch, und hier, wo ich wohne (Haus
Roth, am Schalaster-Hübel, der Verfasser), am oberen Ende des Ortes,
ist es 800 Meter hoch ....... und solange der Schnee liegt machen es sich die
Leute, die hier wohnen, leicht, indem sie hinunter mit dem Rodelschlitten fahren
.... So fährt man auch sein Gepäck zur Bahn .... Als Eure Mutter hier
war, hat uns morgens früh, als sie abreisen musste, auch ein freundlicher
Mann auf seinem Schlitten mitgenommen, das war aber ein sehr großer, ein
Hörnerschlitten, auf dem wir zu drei Erwachsenen mit zwei Handkoffern Platz
hatten. Wir sind riesig gesaust den Morgen und kamen in 3 oder 4 Minuten unten
an. Das war herrlich ...."
Weiter heißt es dann (vom Verfasser leicht gekürzt
und geringfügig geändert)
"Vorgestern hatten wir ein herrliches Schlittenvergnügen, von dem
ich Dir erzählen möchte. Ein Offizier von der SS, Herr Nitsch (Sturmbannführer,
bei Generalkonsul Wüster, so etwas wie die rechte Hand, vielleicht auch
mehr ?, d. V.), hatte dazu eingeladen, weil er seinen Freunden und Bekannten
zeigen wollte, was seine Pferde leisten können. Um Weihnachten herum hatte
er nämlich hier für das Auswärtige Amt 20 Pferde aus Kroatien
herkommen lassen, dazu 12 Pferdepfleger und Kutscher, die aber in Wirklichkeit
Russen aus Aserbaidschan sind. Die hatten sich den deutschen Truppen angeschlossen,
weil sie nicht mehr auf Seiten der Sowjets kämpfen wollten, man hatte ihnen
deutsche Uniformen gegeben und nun helfen sie hier dem Auswärtigen Amt
bei den Transporten und bei Bau- und anderen Arbeiten. Schließlich hatte
Dr. Nitsch auch noch ungefähr 12 große Pferdeschlitten besorgt, von
einem Grafen, der hier in der Gegend sehr große Besitztümer hat,
er heißt Graf Schafftotsch (Schaffgotsch, der Verfasser).
Als die eingeladenen Gäste auf dem Hof des Riesengebirgsheim eintrafen,
standen da in langer Reihe die Schlitten, mit Decken und Pelzen ausgestattet,
davor je 2 kroatische Pferde und jedes Mal einer von den Russen aus Aserbaidschan
in deutscher Soldatenuniform. Vorne vor der Front stand Dr. Nitzsch in seinem
Uniform-Ledermantel und neben ihn Herr Vockerodt, der in Russland geboren ist
und daher fließend russisch spricht. Die Gäste wurden auf die Schlitten
verteilt. Ich kam mit Frl. Haschke zusammen in einen großen hellgelb angestrichenen
mit schönen Woll- und Pelzdecken. Dann hielt Dr. Nitsch eine lange Rede
an die Aserbaidschaner, in der er ihnen sagte, was sie tun und was sie nicht
tun sollten. Immer wenn er zwei Sätze geredet hatte, dann machte er Pause,
damit Herr Vockerodt sie ins Russische übersetzen konnte. So wurde die
lange Rede noch doppelt so lang. Schließlich glaubte Herr Nitsch, nun
wüssten die Aserbaidschaner Bescheid über Schlittenfahren, er stieg
selbst auf den Schlitten der vorne weg fahren sollte und dann ging es los. Durch
Krummhübel wurde ganz langsam gefahren, dann außerhalb des Ortes
etwas schneller. Das war sehr lustig, man glitt so ganz sanft und leise durch
den tiefen Schnee, dabei klangen die Glöckchen, die an den Pferdegeschirren
befestigt waren, und alle Leute sahen der langen Schlittenreihe bewundernd nach.
Als wir weiter vom Ort entfernt waren ging es auf eine große Wiese und
hier ließ Dr. Nitsch die Schlitten mit den Aserbaidschanern exerzieren.
Unser Schlitten hatte dabei wohl einen zu engen Bogen gemacht und dabei kippte
er gemächlich um. Frl. Haschke und ich landeten im weichen Schnee. Die
Pferde hatten sich erschrocken und fuhren auf den nächsten Schlitten auf,
so das ein Durcheinander entstand. Zum Glück war niemand verletzt und die
Fahrt konnte in Richtung Arnsdorf fortgesetzt werden .... Als wir dann schließlich
wieder in Krummhübel waren, da schwitzten die Pferde trotz der großen
Kälte ganz riesig. Sie hatten uns den ganzen Berg wieder herauf ziehen
müssen und waren nach der Anstrengung so friedlich, dass man sie nur mit
Mühe noch zum Weiterziehen bewegen konnte ...."
Aus diesem Brief geht hervor, dass Sturmbannführer Dr. Nitsch die Aserbaidschaner
samt Pferden aus Kroatien geholt hat. Nun erscheinen die Informationen der Heimatfreunde
Lorenz und Music in einem ganz anderen Licht. Der erwähnte, sogenannte
Großmufti von Jerusalem, mit richtigen Namen Mohammed Amin al-Husseini,
war ein islamischer Geistlicher und palästinensischer arabischer Nationalist.
Sein wichtigstes Amt neben dem des "Muftis von Jerusalem" war die
"Präsidentschaft des obersten islamischen Rats". Husseini war
seit Machtübernahme der Nazis ein glühender Anhänger von Adolf
Hitler. Für ihn hätte die nazistische "Endlösung" der
Juden auch das Ende der Probleme in Palästina bedeutet. Neben vielen Aktivitäten
im Nahen Osten gegen die Kriegsgegner Deutschlands war al-Husseini ab 1943 mit
der Organisation und Ausbildung von bosnisch-islamischen Wehrmachtseinheiten
und Waffen-SS-Divisionen befasst. Die größte war die 13. Waffen-Gebirgs-Division
der SS "Handschar" (kroatische Nr. 1).
Dazu Vermutungen meinerseits, die mit Quellen nicht immer belegt sind, aber
sich so oder ähnlich zugetragen haben könnten.
Belegt ist, dass der Gesandte Schmidt mit dem Großmufti bekannt war und
eine Unterredung mit Adolf Hitler vermittelt hat. Diese Unterredung wurde von
ihm auch aufgezeichnet.
Schmidt war Leiter der Nachrichten-und Presseabteilung beim AA. Er hatte zuvor
eine blendende Karriere im NS-Staat hingelegt und war Deutschlands jüngster
Gesandter und SS-Obersturmbannführer. Ab 1943 hielt er sich regelmäßig
in Krummhübel auf. Er und Dr. Nitsch kannten sich also bestens.
Die Aserbaidschaner sind sicher auch aus Glaubensgründen zur Wehrmacht
übergelaufen, denn vorherrschende Religion ist der Islam. Da sie sich in
Kroatien aufgehalten haben, könnte also eine Verbindung zu den muslimischen
SS-Einheiten des Großmuftis bestanden haben. Es dürfte ein Leichtes
gewesen sein auf Vermittlung von Schmidt Aserbaidschaner nach Krummhübel
zu beordern. Auch bei der Information von Heimatfreund Lorenz könnten ähnliche
Beziehungen eine Rolle gespielt haben. Warum sollte sonst eine Skiausbildung
im Riesengebirge stattfinden, wo doch die Alpen weit näher gewesen wären.
Wie bereits geschrieben, es muss sich so nicht zugetragen haben, es könnte
aber so oder ähnlich gewesen sein.
Nun zurück zur Familie Lohmann. Außer Fritz, dem Übersender
der Briefe, gab es noch einen älteren Bruder Jürgen und eine ältere
Schwester Lili, welche bereits verstorben ist. Beide haben im Sommer 1944 ihren
Vater in Krummhübel besucht. Jürgen, damals 13 Jahre alt, hat Tagebuch
geführt. Seine Aufzeichnungen sind alltäglicher Art, nach 67 Jahren
jedoch ein nettes Zeitdokument. In einer Hinsicht deckt es sich mit anderen
Aufzeichnungen aus diesen Kriegsjahren, wie "Die Berliner Tagebücher
der Marie `Missie´ Wassiltschikow 1940 1945", im Mittelpunkt
steht seht oft das Essen.
Tagebuch:
"Mittwoch, 26. Juli. Zum Mittagessen gingen wir in Dreyhaupts Hotel. Papi
und Fräulein Haschke aßen nämlich mittags immer im Hotel und
abends zu Hause.
Nachmittag. Wir gingen an der Teichmannbaude vorbei zur Melzergrundbaude und
tranken dort Kaffee.
Donnerstag, 27. Juli. Wir gingen nach dem Frühstück zur Kaiser-Friedrich-Baude,
wo die Kameradschaftshilfe war ... Zu Mittag aßen wir im Waldhaus Weimar.
Sonnabend, 29. Juli. Wir schwammen im Brückenberger Schwimmbad. Dann gingen
wir zum Waldhaus Weimar und aßen zu Mittag.
Nachmittag. Wir gingen den Seifenlehnenweg bis zur Hampelbaude (1253 m hoch).
Dann gingen wir zur kleinen Teichbaude (1183) m hoch), und Papi und Fräulein
Haschke tranken Kaffee. Lili und ich nicht, weil uns nicht wohl war ... Der
ganze Marsch dauerte 4 Stunden.
Sonntag, 30. Juli. Nachmittag. Wir gingen zur Kirche Wang, die 100 Jahre in
Brückenberg stand, und sahen sie an. Sie war 1844 aus Norwegen geholt worden.
Dienstag, 01. August. Nach dem Frühstück wollten wir auf die Schneekoppe.
Wir gingen zuerst zur Melzergrundbaude. Von dort stiegen wir zum Schlesierhaus
hinauf, wo wir zu Mittag essen wollten. Es war abgeschlossen. Da gingen wir
zur Riesenbaude und aßen dort. Es war neblig, so dass man immer nur ungefähr
50 m weit sehen konnte.
Nachmittag. Wir schrieben eine Postkarte an Mami. Dann stiegen wir auf die Schneekoppe.
Von dort konnte man auch nichts sehen.
Mittwoch, 02. August .... Die Türkei brach die diplomatischen Beziehungen
zu Deutschland ab ....
Freitag, 04. August. Wir wollten über die Schneekoppe zur Prinz-Heinrich-Baude.
Vormittag. Wir gingen mit Herrn Condin über Wolfshau durch den Eulengrund
zur Emma-Quellen-Baude, wo wir zu Mittag aßen. Der ganze Kamm war in einer
Wolke.
Nachmittag. Nach dem Essen gingen wir über die Schwarze Koppe zur Schneekoppe.
Dort tranken wir Kaffee. Dann gingen wir, weil es so neblig war, über die
Hampelbaude hinunter. Wir fanden zwei Pilze.
Sonnabend, 05. August. Vormittag. Papi, Lili und ich gingen zum Gemeindeamt,
um die Reisebescheinigung für Lili und mich zu holen für die Rückreise
am 08. August. Dann gingen wir zum Quartieramt und holten eine für Papi
.... Nachmittag. Wir gingen über die Schlingelbaude zu den Dreisteinen
auf denen wir herum kletterten. Da die Luft sehr klar war, konnte man von einem
Stein weit sehen. Zum Abendessen gingen wir in Dreyhaupts Hotel und feierten
meinen 13. Geburtstag. Es gab Ente und zum Nachtisch Omelette ohne Fleischmarken.
Sonntag, 06. August. Wir gingen durch Wolfshau und den Eulengrund zur Emma-Quelle,
wo wir ¼ Stunde ausruhten. Dann gingen wir über die Schwarze Koppe
auf die Schneekoppe. Unterwegs war ein kleines Häuschen, wo es Andenken
gab. Ich kaufte einen Steinbock für Fritz.
Nachmittag. Im Schlesierhaus tranken wir Kaffee und aßen Butterbrot. Dann
gingen wir über Koppenplanhaus, Prinz-Heinrich-Baude, Mittagstein, Dreisteine,
Schlingelbaude und wieder hinunter. Zum Abendessen gab es Makrelen und Heringe
auf Toast, Königinsuppe, Kartoffeln, Bohnen, Fleisch, Spagetti, Tomaten,
Bratkartoffeln, Rhabarber.
Montag, 07. August. Nach dem Mittagessen
fanden wir auf dem Schalasterhübel viele Pilze .... Zum Abendessen gab
es Ochsenschwanzsuppe, Reis mit Pilze, Blumenkohl mir Erbsen und Kartoffelpuffer.
Dienstag, 08. August. ...Wir fuhren um ½ 1 zum Bahnhof. Um 1:14 Uhr fuhr
der Zug ab. Fräulein Haschke fuhr bis Hirschberg mit.
Nachmittag. Von Hirschberg bis Görlitz hatten wir Platz in der 3. Klasse.
Der Zug von Görlitz nach Dresden war nicht sehr voll, weil kurz vorher
ein Zug aus Prag mit 8 Stunden Verspätung abgefahren war. Um ½ 7
kamen wir in Dresden an. Wir gingen ins Hotel Bellevue und aßen Reis mit
Karotten. Zum Nachtisch gab`s Eis.
Mittwoch, 09. August. Um ½ 8 Uhr standen wir auf. Um ½ 10 Uhr
gingen wir auf den Bahnsteig, weil der Zug nach Herford um 10:19 abfuhr. Papi
fuhr nach Berlin. Lili und ich kriegten einen Sitzplatz.
Nachmittag. Der Zug kam mit ungefähr 1 Stunde Verspätung um 7:15 in
Herford an, wo Mami uns abholte."
Trotz teilweise schlechter Sicht im Hochgebirge, welche Idylle Riesengebirge, wenn da nicht die Jahreszahl 1944 stände.